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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Immobilienmaklern an. Doch es würde nicht einfach werden. Jedes halbwegs anständige Zuhause hatte einen gesalzenen Preis. Jess wollte keine Wohnung mehr. Sie stellte sich ein kleines Haus oder ein Cottage vor. Nicht viel Garten, dazu fehlte ihr die Zeit. Nicht draußen auf dem Land, und mit Läden in der Nähe, sodass sie schnell mal einen Liter Milch oder eine Fertigmahlzeit einkaufen gehen konnte – Kochen war ein weiteres der Dinge, für die sie wenig Zeit hatte. Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte sich in zunehmender Unzufriedenheit um. Die Wohnung sah aus, als wäre sie von Anfang an in der Absicht möbliert worden, sie zu vermieten. Jedes einzelne Möbelstück war billig, teilweise aus zweiter Hand. Der Wohnzimmertisch trug die Spuren von Gläsern vorhergehender Mieter. Auf dem Teppich war ein unansehnlicher Fleck, der aussah, als wäre jemandem ein Missgeschick mit einem indischen Curry passiert. Vielleicht war es der Gedanke an Essen, der sie veranlasste, in die Küche zu gehen – nicht viel mehr als eine Kammer, in der man sich kaum drehen konnte. Sie öffnete den Kühlschrank. Er enthielt Butter, eine Packung Käse und eine halbe Flasche Wein, die sie am vorhergehenden Abend geöffnet hatte. Wenn man abends alleine vor dem Fernseher saß und sich Konserven ansah, die von irgendeinem Fließband einer Filmfabrik gekommen waren, dann wusste man, dass das Privatleben eigentlich kein Leben war. Es war eine Existenz, mehr nicht. Die zwei Tage Gesellschaft durch den Besuch ihres Bruders hatten ihr nur noch deutlicher gemacht, wie einsam sie sich fühlte. Jess warf die Kühlschranktür zu. Sie musste auf dem Weg zur Arbeit irgendwo anhalten und ein paar Lebensmittel einkaufen, Schinken und Eier. Sie konnte nicht weiter von Imbissbuden leben. Ihr Mülleimer war voll gestopft mit den kleinen Folienverpackungen. Ihre Ernährung war wahrscheinlich alles andere als gesund. Sie wurde allmählich so ungeschickt in Küchenarbeit, dass ihre Mutter schockiert gewesen wäre.
Das brachte die Erinnerung an das Telefongespräch zurück. Natürlich hatte sie sich gewünscht, bei der Familie zu sein. Sie konnte sich vorstellen, wie es dort aussah, was sie machten. Sie waren alle in der Kirche gewesen, hatte ihre Mutter erzählt, und das Essen stand auf dem Herd. Jess konnte es in ihrer Einbildung beinahe riechen, jeden der herrlichen Düfte, die aus der Küche kamen. Wahrscheinlich gab es Roastbeef. Oder Hühnchen. Nein, Simon war dort, also hatte ihre Mutter ohne Zweifel einen hübschen Braten gekauft. Sie hatte das beste Porzellan aufgetischt, zur Feier des Tages. Jess hätte liebend gern dort gesessen und mit den anderen zusammen gegessen – doch sie konnte nicht, und das war das. Sie war neunundzwanzig und viel zu alt, um Heimweh zu haben! Reiß dich zusammen, verdammt, schalt sie sich streng.
Um sich von ihren trübseligen Gedanken abzulenken, aß sie zuerst zwei der Schokoladencreme-Eier, die ihr Bruder ihr als Ostergeschenk dagelassen hatte, dann stieg sie in den Wagen und fuhr zum Regionalen Hauptquartier. Das Gebäude sah verlassen aus; weit weniger Leute als gewöhnlich waren dort zu sehen. Die Mitglieder des Einsatzteams blickten missmutig drein, weil sie Dienst hatten und weil alle anderen die Osterfeiertage genossen. Jess hatte das ehemalige Büro von Inspector Pearce zugewiesen bekommen. Sie war Pearce niemals persönlich begegnet, obwohl sie eine Menge von ihm gehört hatte. Pearce hatte seine persönlichen Dinge entfernt, bis auf ein Foto, einen Schnappschuss von einer ziemlich hübschen Frau mit einem Welpen auf dem Arm. Das musste entweder seine Freundin oder seine Frau sein, hatte Jess gedacht, als sie das Foto in einer Schublade gefunden hatte. Sie hatte es in einen Briefumschlag gesteckt in der Absicht, es Pearce zuzusenden, doch sie war bisher nicht dazu gekommen. Ansonsten hatte Pearce nur noch einen deprimierend staubig aussehenden Kaktus dagelassen, der von einer Spinne bewohnt wurde. Jess hatte die Spinne herausgeschüttelt und gab sich die größte Mühe, die Pflanze wiederzubeleben, doch sie hatte nicht viel Hoffnung. Der Kaktus sah aus, als hätte er Todessehnsucht. Sie zog sich einen Becher Kaffee aus dem Automaten, um die immer noch anhaftende Süße der Eier herunterzuspülen, dann machte sie sich an die Arbeit. Das Ärgerliche bei sämtlichen Ermittlungen war das Zeit raubende Verfassen von Berichten, und trotz mehrerer anderer Dinge, die sie tun wollte, hatte der Bericht über die

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