Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
gearbeitet?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hatte eine Vorliebe für die Gegend, weil lauter junge Leute dort leben und sie neu ist.«
Reiche junge Leute, dachte Jess. Aber Fiona hatte einen reichen Vater. »Darf ich fragen«, erkundigte sie sich vorsichtig, »ob Ihre Tochter die Wohnung von ihrem eigenen Geld gekauft hat?«
»Ja«, antwortete er knapp.
»Womit hat sie ihren Lebensunterhalt verdient?« Fiona hatte, so schien es, einen gut bezahlten Job gehabt.
»Sie hat eine Weile fürs Fernsehen gearbeitet. Nichts Besonderes, normale Büroarbeit. Ich glaube, sie hoffte, dass man sie entdecken und ihr eine Rolle vor der Kamera anbieten würde, aber es funktionierte nicht, und so warf sie den Job hin. Die letzten paar Wochen hat sie … hatte sie keine Arbeit mehr.«
»Aber wenn sie eine Hypothek bezahlen musste – war das nicht ziemlich überstürzt?«
»Sie musste keine Hypothek ablösen. Sie hat die Wohnung bar bezahlt. Sie hat von ihrem Großvater ein beträchtliches Vermögen geerbt, über das sie mit achtzehn die Kontrolle bekam. Sie wollte das Geld investieren und dachte, Grundbesitz wäre die beste Option. Sie fragte mich um Rat. Ich stellte Erkundigungen an, und die Wohnung erschien mir als gute Investition. Ich sagte ihr, dass sie kaufen sollte.«
Jess war vorübergehend sprachlos und hoffte, dass sie, Jenner nicht mit offenem Mund angestarrt hatte. Reiche Leute, dachte sie ironisch, betrachten das normale Leben und die Alltäglichkeiten durch eine andere Brille als wir normalen Sterblichen. Kaufen sich eine Wohnung in Docklands, einfach so. Kein Herumdrücken vor den Schaufenstern von Immobilienmaklern, in der Hoffnung, dass eines der billigeren Angebote besser war, als es auf dem Papier aussah. Eine üblicherweise vergebliche Hoffnung, wie sie bereits herausgefunden hatte – Immobilienmakler waren sehr geschickt darin, einen fotografischen Blickwinkel zu finden, der selbst das trostloseste Haus vorteilhaft wirken ließ.
Andererseits hatte sie eine wichtige Information erhalten. Fiona hatte nicht unter Geldmangel gelitten, und der Preis für diese Wohnung war kein Kaufhindernis gewesen.
»Ich würde mir diese Wohnung gerne anschauen«, sagte Jess. »Haben Sie die Schlüssel?«
Jenner starrte sie hart und mit geblähten Nasenflügeln an wie ein misstrauisches Pferd. »Ist das denn notwendig?«
»Es gehört zur Routine«, erwiderte Jess.
»Es erscheint mir dennoch als unnötiges Eindringen. Was hoffen Sie denn dort zu finden?«
»Das kann ich nicht sagen. Vielleicht nichts, wer weiß. Wir müssen einen Blick in ihre Wohnung werfen.« Jess begegnete seinem wütenden Blick und hielt ihm stand. Zu ihrer Befriedigung sah er zuerst weg.
Alison streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. »Sie versuchen doch nur, ihre Arbeit zu machen, Jerry.«
Jenner stand auf und marschierte ruhelos im Zimmer auf und ab. Schließlich blieb er bei Jess stehen und sagte missmutig: »Die Schlüssel sind wahrscheinlich oben in ihrem Zimmer, in ihrer Tasche.«
»Da ist noch eine Sache«, sagte Jess. »Kann ich ihr Zimmer sehen?«
Alison sprang auf, bevor Jenner Zeit fand zu protestieren, und sagte rasch: »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
Jess’ Stimmung besserte sich. Sie hatte die ganze Zeit überlegt, wie sie Alison Jenner von ihrem Mann trennen konnte, um sie allein zu befragen, und jetzt bot sich eine Gelegenheit dazu. Sie fragte sich, ob Alison wusste, dass Jess unter vier Augen mit ihr reden musste, und ob sie sich erboten hatte, Jess nach oben zu begleiten, um dies zu ermöglichen.
Jess beschloss, keine Zeit zu verschwenden. Während sie hinter Alison die Treppe hinaufstieg, fragte sie: »Haben Sie am Samstagmorgen gesehen, wie Fiona das Haus verlassen hat?«
Alison schüttelte den Kopf, doch sie wandte sich nicht um. »Nein. Toby hat sie gesehen. Er war der Einzige.«
»Sie waren selbst nicht draußen?«
Jetzt blieb Alison am Kopfende der Treppe stehen und blickte überraschend gefasst zu Jess nach unten. »Nein, war ich nicht. Genauso wenig wie Jeremy. Wir können füreinander bürgen. Vor dem Frühstück waren wir mehr oder weniger ständig zusammen. Sie möchten wissen, ob wir Alibis haben, nicht wahr? Mrs Whittle hat mich ebenfalls gesehen. Ich bin nach unten in die Küche gegangen und habe sie gefragt, ob sie für Toby Rühreier machen könnte. Mein Mann und ich essen für gewöhnlich nur Toast. Ich hatte überhaupt keine Zeit, um nach unten zum See zu gehen.« Sie lächelte Jess traurig an. »Sehen Sie,
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