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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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erinnerte Jess außerdem – in ihrer sterilen Sauberkeit, mit all dem Weiß und Chrom und Edelstahl – an eine Krankenstation.
Jess’ trainiertes Auge nahm all diese Einzelheiten in einer ausholenden Bewegung ihrer Umgebung in sich auf. Die zweite Sache, die ihr beinahe im gleichen Augenblick bewusst wurde, war, dass sie nicht allein war in der Wohnung. Jemand war oben auf der Schlafempore. Sie schloss leise die Haustür und lauschte. Da war es wieder – ein leises Zischen von ausgestoßener Luft, wie wenn jemand sich sehr anstrengte, das Knarren einer Diele von einem schweren Schritt, dann eine männliche Stimme, die einen leisen, aber tief empfundenen Fluch ausstieß, gefolgt von einer rhetorischen Frage.
»Was zur Hölle mache ich eigentlich hier?«
»Genau das Gleiche habe ich mich auch soeben gefragt, Sir!«, rief Jess nach oben.
Es gab einen Schlag, als wäre etwas heruntergefallen. Dann klapperten hastige Schritte auf der Wendeltreppe, als der andere nach unten kam, um mitten auf der Treppe innezuhalten.
»Inspector …?« Die Bestürzung in seiner Stimme war fast zum Lachen, doch Jess lachte nicht.
»Mr Smythe. Hätten Sie etwas dagegen, mir zu erklären, was Sie hier suchen?«
»Jeremy bat mich, ihm einen Gefallen zu tun«, erklärte Toby niedergeschlagen. Er hatte auf Fionas weißem Ledersofa Platz genommen. »Ich wollte eigentlich nicht, aber der arme Kerl ist so fertig. Wie konnte ich da Nein sagen? Er ist ein Verwandter.« Toby saß nach vorn gebeugt, die Unterarme auf den Oberschenkeln. Er nahm die Hände hoch und rieb sich durch die schwarzen Haare, die dadurch noch wirrer aussahen als zuvor.
»Familiäre Verpflichtungen sind keine Entschuldigung für etwas, das bemerkenswert nach dem Versuch aussieht, Beweise beiseite zu schaffen«, sagte Jess zu ihm und wünschte sogleich, die Worte wären nicht so verdammt zickig herausgekommen. Sie saß Toby gegenüber auf einem Stahlrohrsessel. Zwischen ihnen drehte sich das silberne Mobile im Luftstrom und klimperte leise. Jess war wütend, weil Toby Smythes Anwesenheit den Verdacht nahe legte, dass die Jenners die gleiche Reinigungsoperation in Fionas Wohnung durchzuführen gedachten wie bereits in ihrem Zimmer in Overvale House. Zur gleichen Zeit fühlte sie eine fassungslose Neugier in sich. Smythe war die Situation peinlich, es sei denn, er war ein besserer Schauspieler, als sie sich vorstellen konnte. Und peinlich sollte ihm die Situation auch sein! Ihre eigene Verlegenheit rührte daher, dass sie hier saß wie eine altmodische Oberschwester und er sich verhielt wie ein Junge, der beim Rauchen auf der Toilette erwischt worden war. Sicher, er sollte sich winden vor Schuldgefühlen, aber sie doch nicht! Es war unprofessionell.
»Ich habe nichts weggenommen, verdammt! Ich habe nichts gefunden!« Jetzt wurde er trotzig. (»Ich hab nicht geraucht, Schwester, ehrlich nicht! Ich hab sie nur aufgehoben, um sie in den Papierkorb zu werfen!«) Er glättete das wirre Haar mit beiden Händen in einem Versuch, seine Frisur zu retten, und funkelte Jess wütend an. »Ich war gerade erst seit zehn Minuten hier, als Sie aufgetaucht sind.«
»Wie sind Sie reingekommen?«, fragte Jess schroff.
»Ich habe einen Schlüssel. Sie können Jeremy fragen, er weiß Bescheid.«
»Sie haben einen Schlüssel? Wieso?« Der verdammte Jenner! Warum hatte er ihr verschwiegen, dass Toby Smythe einen Schlüssel zur Wohnung seiner Tochter besaß?
»Es war eigentlich mehr ein Versehen. Als Fiona die Wohnung gekauft hat und sie noch leer stand, hat sie eine Weile bei mir in meiner Wohnung in Camden geschlafen. Ich hatte zu der Zeit Urlaub und war auch zu Hause. Ich schlief auf dem Sofa, sie schlief im Bett, für den Fall, dass Sie sich fragen. Sie hatte ein paar Sachen gekauft, die sie in meiner Wohnung verstaut hatte, und sie ließ mir einen Schlüssel für ihre Wohnung, weil ich mich einverstanden erklärt hatte, die Sachen hierher zu bringen. Damals habe ich noch einen Wagen in London besessen. Ich hab ihn verkauft, als ich nach Peking versetzt wurde, und hab mir einen neuen gekauft, als ich dort fertig war. Ich hab an dem Geschäft verdient. Diplomatenrabatt.« Er grinste schwach, doch das Lächeln verging rasch wieder, als er Jess’ versteinerte Miene bemerkte.
»Ich bin nicht an Ihrem Wagen interessiert«, sagte sie scharf. »Also, Miss Jenner hat Ihnen den Wohnungsschlüssel gegeben, damit Sie ein paar Dinge herbringen konnten, die ihr gehörten.«
»Ja«, antwortete Toby Smythe

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