Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Jenner hat sich hingelegt. Eine Polizeibeamtin war hier, und ich glaube, es hat sie ziemlich mitgenommen. Besser, wenn sie nicht gestört wird«, fügte Mrs Whittle hinzu, dann eilte sie geschäftig davon.
Die Tür links von Toby klickte und öffnete sich. »Oh, Toby, da bist du ja«, sagte Jeremy Jenner. »Komm doch rein.«
Toby folgte ihm ins Arbeitszimmer. In der Luft hing deutlich das Aroma von Whisky.
»Möchtest du einen?«, fragte Jenner und hielt die Karaffe hoch.
»Ich hab schon zum Mittagessen was getrunken«, antwortete Toby. »Besser nicht.« Er zögerte. »Jemand hat euch Blumen geschickt, irgendwelche Nachbarn namens Fossett. Mrs Whittle hat sie in eine Vase gestellt.«
»Oh?« Jenner wirkte nicht sonderlich interessiert. Er ließ sich in einen Sessel fallen und starrte zu Toby hinauf. »Diese Inspektorin aus Bamford war heute Morgen hier bei uns. Es hat Alison ziemlich aufgeregt.«
»Tut mir Leid, das zu hören. Was wollte sie?«
»Herumschnüffeln, persönliche Fragen stellen. Das ist eine verdammt peinliche Geschichte.« Jenner zögerte. »Hör mal, Toby, alter Junge, würdest du mir vielleicht einen Gefallen tun?«
KAPITEL 7
Als Jess Campbell am Dienstagmorgen zum ersten Mal die Wohnung von Fiona Jenner betrat, gingen ihr, wie sie später gegenüber Markby zugab, die Augen über. Sie hatte den Zug nach London genommen, weil sie sich nicht zugetraut hatte, mit dem Wagen in der Hauptstadt mit ihrem unbekannten Gewirr von Einbahnstraßen herumzufahren. Dann war sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Docklands gefahren und durch ein Labyrinth von Gebäuden geirrt, die immer noch neu glänzten in der zurückgekehrten Frühlingssonne. Die Straßen hatten verlassen gelegen.
Fionas Wohnung befand sich in einem umgebauten Lagerhaus direkt am Ufer. Jess starrte an der hoch aufragenden roten Ziegelfassade mit den großen Fenstern empor, die eine spektakuläre Aussicht auf das Themse-Becken gestatteten und im strahlenden Sonnenschein funkelten. Sie warf einen letzten Blick auf den Zettel, den Jenner ihr gegeben hatte. Ja, die Adresse war richtig.
Und doch. Es war nicht das, was Jess sich vorgestellt hatte. Zum Ersten befand sich die Wohnung im Erdgeschoss und besaß einen eigenen Eingang, mehr im Stil eines Studios. Besagter Eingang lag in einem winzigen Patio mit einem Lorbeerbaum in einem großen Kübel. Jess strich über die glänzenden dunkelgrünen Blätter. Diente der Baum nur zur Dekoration, oder hatte Fiona vielleicht Freude am Kochen gehabt? Jess hatte eine ungefähre Vorstellung, dass ein Baum wie dieser ziemlich kostspielig war. Ihn hier draußen unbeaufsichtigt stehen zu lassen verriet ein gewisses Vertrauen in die Nachbarn.
Sie steckte den Schlüssel ins Schloss. Er drehte sich ohne Widerstand, und die Tür schwang auf. Jess betrat die Wohnung.
Zwei Dinge kamen ihr kurz hintereinander in den Sinn. Zum Ersten die Bestätigung einer Entdeckung, die sie bereits gemacht hatte: Jeremy Jenners Beschreibung der Wohnung seiner Tochter war hoffnungslos inadäquat, um nicht zu sagen irreführend. Es mochte nur ein Zimmer sein, sicher, doch es war ein Zimmer von majestätischen Ausmaßen, gewaltig und so hoch, dass eine Wendeltreppe eingebaut worden war, die zu einem mit einem Eisengeländer bewehrten Zwischendeck mit dem Bett führte. Das musste es sein, was Jeremy als Balkon bezeichnet hatte. Licht strömte durch hohe Fenster in der gegenüberliegenden Wand. Alles glänzte: die Küchennische aus Edelstahl, die minimalistische Einrichtung, das Dekor, ein weißes Ledersofa, ein Couchtisch aus Glas. Es gab eine Essecke mit unbequem aussehenden Stühlen mit schmalen, hohen Lehnen, die aus einer Art gerahmtem Gitterwerk konstruiert waren. In einer Ecke stand der unvermeidliche Computer. Die Wände bestanden aus nacktem roten Ziegel. An der gegenüberliegenden Wand hing eine große ungerahmte Leinwand. Jess war keine Kunstkennerin. Für sie sah das Bild aus wie ein paar schwarze Kleckse und Zickzacklinien auf weißem Hintergrund, doch es war eindeutig ein Original und stammte wahrscheinlich von einem bekannten modernen Künstler. Die einzige andere Dekoration war ein Mobile aus silbernen Formen, das von der hohen Decke hing. Es drehte sich langsam im Luftzug, den das Öffnen der Tür bewirkt hatte, und erzeugte dabei ein leises Klingeln wie von fernen Glöckchen. Die Wohnung sah aus wie aus der Ideal Home Exhibition – makellos, unberührt und weit über dem, was sich normale Leute leisten konnten. Sie
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