Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
es heutzutage ziemlich selten ist.«
»Aber nicht illegal!«, entgegnete Meredith scharf, indem sie ihre eigenen Bedenken beiseite schob, die sie Alan gegenüber geäußert hatte. »Außerdem war sie keine Cousine ersten Grades. Ihr Vater und Tobys Vater waren Cousins. Damit wäre sie eine Cousine zweiten Grades gewesen, oder eine Großcousine?«
Jess Campbell musste lächeln. »Nicht sonderlich nah verwandt, genau wie Sie sagen. Hatten Sie das Gefühl, dass ihr Tod ihn sehr getroffen hat?«
»Ja, das hat er!«, sagte Meredith entschieden. »Aber Toby gehört nicht zu den Menschen, die damit hausieren gehen. Er hat eine sehr positive Einstellung.«
Jess schien nicht ganz überzeugt, also fügte Meredith hinzu: »Menschen reagieren unterschiedlich auf Tragödien oder Schocks. Toby reagiert auf seine Weise. Das bedeutet noch lange nicht, dass es ihm nicht verdammt nah gegangen ist. Er kennt Fiona schon sein Leben lang, vergessen Sie das nicht!«
Jess beugte sich vor und schaltete den kleinen Kassettenrekorder aus. »Danke sehr«, sagte sie.
»Ich war nicht sonderlich hilfreich, wie?« Meredith schnitt eine Grimasse.
»Das kann man nie vorher sagen.« Jess zögerte. »Dürfte ich Ihnen vielleicht eine Frage stellen, die nichts mit diesen Ermittlungen zu tun hat?«
»Schießen Sie los.«
»Welche Preisvorstellung haben Sie für dieses Haus?«
Ein wenig erstaunt antwortete Meredith. Jess überlegte für einige Sekunden. »Ich weiß, dass Ihnen das jetzt vielleicht ziemlich unverschämt vorkommt.« Sie klang beinahe verlegen. »Es ist äußerst unhöflich, zu fragen, ob man ein Haus besichtigen darf, ohne vorher einen Termin vereinbart zu haben …«
»Sie möchten sich umsehen?« Meredith grinste. »Sicher, warum nicht? Oh, ich habe die Früchte aufgegessen.«
»Früchte?« Jess starrte sie verblüfft an und sah sich um, als erwartete sie einen Haufen Orangenschalen und Apfelkerne in einer Ecke.
»Die dekorative Schale mit Früchten in der Küche, wie es empfohlen wird, um potenzielle Kaufinteressenten günstig zu stimmen«, sagte Meredith. »Aber ich habe abgewaschen.«
Beide Frauen lachten.
Während Jess Campbell mit Meredith redete, hatte Markby ebenfalls eine interessante Unterhaltung, mit dem ehemaligen Chief Inspector Alec Barnes-Wakefield. Als er damit fertig war, legte er mit nachdenklichem Gesicht den Hörer auf. Etwa eine Stunde später traf eine lange E-Mail ein, ebenfalls von Barnes-Wakefield. Als Markby diese gelesen hatte, blickte er nicht mehr nur nachdenklich drein, sondern sorgenvoll.
Er ging in den Einsatzraum und erkundigte sich, ob Jess Campbell bereits zurück wäre. Sie war es nicht. Er bat, ihr auszurichten, dass sie zu ihm kommen solle, sobald sie zurück war. Kurz vor zwölf Uhr klopfte sie an seine Tür.
»Sie wollten mich sprechen, Sir? Ich war unterwegs, um Miss Mitchell zu befragen.« Sie hätte früher zurück sein können, wenn sie nicht geblieben wäre, um sich von Meredith das Haus zeigen zu lassen, doch solange der Superintendent nicht direkt fragte, sah sie keinen Grund, ihm das jetzt zu erzählen.
Er war außerdem nicht interessiert. »Ich habe mich mit Barnes-Wakefield unterhalten«, berichtete er.
Jess kramte hastig in ihrem Gedächtnis. »Oh. Der ermittelnde Beamte im Fall Freda Kemp.«
»Richtig. Setzen Sie sich.« Während sie seiner Aufforderung nachkam, ging Markby noch einmal seine vorbereitete Rede durch. Es würde nicht einfach werden. Die Unterhaltung mit Barnes-Wakefield und die darauf folgende E-Mail waren beide sehr aufschlussreich gewesen, wenngleich vielleicht nicht sonderlich überraschend.
Obwohl Markbys Bekanntschaft mit dem pensionierten Beamten nur äußerst flüchtig und er ihm nie persönlich begegnet war, hatte er den Typ rasch erkannt. Barnes-Wakefield war ohne Frage ein hart arbeitender, verlässlicher Polizist gewesen, der hartnäckig und entschlossen seinen Mann verfolgt hatte, oder seine Frau. So weit, so gut. Der Fehler rührte aus seiner Unfähigkeit her, den Blick von seiner eigenen Interpretation der Ereignisse abzuwenden und über den Tellerrand zu schauen. Diese Interpretation war offensichtlich geworden in der Eröffnungsphase des Gesprächs, die wie eine langatmige und hin und wieder aggressive Selbstrechtfertigung geklungen hatte. Barnes-Wakefield war nicht nur mehr als bereit gewesen, mit Markby über den Kemp-Fall zu reden. Er hatte förmlich danach gedürstet, Markby seine Sicht der Dinge zu schildern – eine Sicht, die sich in
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