Und so verlierst du sie
herausschneiden.
Ten mucho cuidado, sagte sie zu meinem Bruder. Ich will keinen mono im Haus haben.
Zu spät, meinte Rafa mit einem Blick auf mich.
Mein Bruder hätte die Lage entspannen können, indem er Pura nicht so oft kommen ließ oder nur dann, wenn Mami in der Fabrik war, aber wann folgte er schon dem Ruf der Vernunft? Er hockte noch bei dickster Luft auf dem Sofa und schien sich sogar zu amüsieren.
Ob er sie so sehr mochte, wie er es behauptete? Schwer zu sagen. Mit Sicherheit war er bei Pura mehr caballera als bei seinen früheren Freundinnen. Hielt ihr die Tür auf. Redete total höflich. Machte sogar bei ihrem schielenden Sohn auf nett. Eine ganze Reihe seiner Exfreundinnen wäre gestorben, um diesen Rafa zu sehen. Das war der Rafa, auf den sie alle gewartet hatten.
Romeo hin oder her, ich glaubte trotzdem nicht, dass die Beziehung halten würde. Ich meine, mein Bruder hatte das noch nie durchgezogen, noch nie; der Penner hatte regelmäßig Bessere als Pura entsorgt.
Und so schien es auch dieses Mal zu laufen. Nach etwa einem Monat verschwand Pura einfach. Meine Mom ließ nicht die Sektkorken knallen oder so, aber sie war auch nicht traurig. Nur verschwand ein paar Wochen später auch mein Bruder. Stieg in den Monarch und haute ab. Blieb einen Tag weg, blieb zwei. Da flippte Mami langsam aus. Ließ die Pferdegesichter eine Standleitung zu Gott aufbauen. Ich fing auch schon an, mir Sorgen zu machen, weil ich daran denken musste, wie er nach der ersten Diagnose ins Auto gesprungen war und nach Miami fahren wollte, zu irgendeinem Kumpel. Er hatte es nur bis Philly geschafft, bevor sein Auto den Geist aufgab. Ich war so beunruhigt, dass ich sogar zu Tammy Franco rüberging, aber als ihr Polackenehemann an die Tür kam, verlor ich die Nerven. Ich drehte mich um und ging.
Als wir am dritten Abend in der Wohnung saßen und einfach warteten, hielt der Monarch vor dem Haus. Meine Mutter lief ans Fenster. Krallte sich an die Vorhänge, bis ihre Knöchel weiß wurden. Er ist hier, sagte sie schließlich.
Rafa marschierte mit Pura im Schlepptau herein. Er war sichtlich betrunken, und Pura war angezogen, als würden sie gerade aus einem Club kommen.
Willkommen zu Hause, sagte Mami leise.
Seht mal, meinte Rafa und streckte uns seine und Puras Hand entgegen.
Sie trugen Ringe.
Wir haben geheiratet!
Es ist offiziell, gluckste Pura aufgekratzt und zog die Heiratsurkunde aus ihrer Handtasche.
Meine Mutter wechselte von verärgert-erleichtert zu völlig undurchschaubar.
Ist sie schwanger?, fragte sie.
Noch nicht, antwortete Pura.
Ist sie schwanger? Meine Mutter sah meinen Bruder unverwandt an.
Nein, sagte Rafa.
Trinken wir was, schlug mein Bruder vor.
Meine Mutter sagte: In meinem Haus wird nicht getrunken.
Ich trinke jetzt was. Mein Bruder wollte in die Küche gehen, aber meine Mutter versperrte ihm mit ausgestrecktem Arm den Weg.
Ma, sagte Rafa.
Hier wird nicht getrunken. Sie schob Rafa zurück. Wenn du so – sie zeigte auf Pura – dein restliches Leben verbringen willst, Rafael Urbano, habe ich dir nichts mehr zu sagen. Bitte verlass jetzt mit deiner puta mein Haus.
Mein Bruder sah sie ausdruckslos an. Ich gehe nirgendwohin.
Ich will, dass ihr beide verschwindet.
Einen Moment lang dachte ich, mein Bruder würde die Hand gegen sie erheben. Ernsthaft. Aber dann verpuffte sein ganzer Brass. Er schlang einen Arm um Pura (die ausnahmsweise zu begreifen schien, dass etwas nicht in Ordnung war). Bis später, Ma, sagte er. Dann setzte er sich wieder in den Monarch und fuhr weg.
Schließ die Tür ab, war ihr letzter Satz, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand.
Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde, wie es dauerte. Meine Mutter konnte meinem Bruder nicht widerstehen. Nie. Egal, welchen Scheiß er baute – und mein Bruder baute eine Menge Scheiß –, sie stand immer voll hinter ihm, wie es nur eine Latina-Mom bei ihrem querido ältesten hijo kann. Wäre er irgendwann nach Hause gekommen und hätte gesagt, He, Ma, ich habe die halbe Menschheit ausgelöscht, hätte sie ihn mit Sicherheit verteidigt: Ach, hijo, die Erde war ja auch überbevölkert. Das war eine kulturelle Sache und natürlich der Krebs, aber man musste auch bedenken, dass Mami bei ihren ersten beiden Schwangerschaften Fehlgeburten erlitten hatte, und bis sie mit Rafa schwanger wurde, hatte man ihr jahrelang gesagt, sie würde nie Kinder haben; mein Bruder wäre außerdem bei der Geburt fast gestorben, und in seinen
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