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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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der Lage, sich auf dem Land vorwärtszubewegen.
    Die Zehen wurden zum Erfolgsmodell. Amphibien, Vögel und Säugetiere entwickelten in den folgenden Jahrmillionen – je nach Umweltbedingungen – immer neue, unterschiedliche Formen dieser Vorläufer der Hand. Eine verblüffende Anpassung lässt sich beim Fingertier, einer Lemurenart auf Madagaskar, beobachten: Die Hand dieser Tiere ist mit einem effizienten Hilfsmittel für die Nahrungssuche ausgestattet. Ein langer Spezialfinger übernimmt eine Funktion, die beim Specht Schnabel und Zunge ausführen. Mit diesem Finger können sie ihre bevorzugte Beute – fette Maden – im Inneren von Bäumen aufspüren und aus dem Baumstamm herausziehen.
    Die fünf Zehen, die noch heute die meisten Wirbeltiere besitzen, sind das Erbe der Quastenflosser. Doch erst mit der Entwicklung der Primaten, die vor etwa 60 Mio. Jahren einsetzte, bekam die Evolution so richtig Hand und Fuß.
    Aus Pfoten werden Kletterhände
    Die ersten Primaten waren Säugetiere, kaum größer als eine Katze. Sie waren perfekt an das Leben auf Bäumen angepasst, wo sie als Jäger und Sammler lebten. Dabei half ihnen das neuartige dreidimensionale Sehen, das dadurch ermöglicht wurde, dass die Augen an die Vorderseite des Kopfes rückten – für das Aufspüren von Beutetieren ein erheblicher Vorteil. Zugleich bildete sich die Schnauze zurück: Das Sehen wurde wichtiger als das Riechen. Um größere Sicherheit bei der Fortbewegung im Geäst zu gewährleisten, waren Unterarm und Schultergürtel modifiziert und garantierten Beweglichkeit. Für schnelles Klettern zwischen Stämmen und Ästen sorgte zudem die bereits zuvor bei anderen Säugetieren ausgebildete fünfgliedrige Hand, die nun allerdings mit Nägeln statt Klauen versehen und in der gefurchten Innenfläche von einer ledrigen, tastempfindlichen Haut überzogen war. Diese Pfote war bereits ein weit entwickeltes Handwerkszeug: Sie fing die Druckkräfte beim Laufen auf dem Boden auf, ließ sich dank einzelner Finger um Äste haken, um daran hangeln zu können, und übertrug Reibungskräfte gegen das Wegrutschen am Ast.
    Sicherheit in der Baumkrone war überlebenswichtig. Jeder Fehler konnte Stürze, Verletzungen oder den Tod bedeuten. Dagegen halfen Schweiß und Riefen. Die Papillarleisten auf der Lederhaut entstanden. Dank dieses Finger- und Zehenprofils erhöhte sich die Reibung beim Greifen um 20 Prozent. Als weiteres Hilfsmittel kamen Hand- und Fußschweiß hinzu. Das Sekret wurde in Momenten der Gefahr ausgestoßen, verringerte die Reibung wieder und ließ die sonst eher bedächtig hangelnden Primaten blitzschnell durch den Blätterwald rauschen.
    Greifwerkzeuge für verbesserte Nahrungsaufnahme
    Fortbewegung mag ein Motor der Handentwicklung gewesen sein. Ein anderer, ebenso bedeutender war die Nahrungsaufnahme. Anthropologen und Anatomen gehen davon aus, dass diejenigen Primaten besonders erfolgreich waren, die ihre vorderen Extremitäten zur Essensbeschaffung nutzten. Während altmodische Vertreter erst mühsam ihre Schnauze zu einem schmackhaften Blatt bewegen mussten, langten andere kurzerhand mit den Fingern danach. Das bedeutete sowohl eine schnellere als auch energiesparendere Nahrungsaufnahme.
    Bis diese Entwicklungen abgeschlossen waren, vergingen annähernd 25 Mio. Jahre. Gegen Ende des Eozäns, vor etwa 35 Mio. Jahren, war das Ergebnis dieses Prozesses eine perfekt an das Leben in Bäumen angepasste Kreatur: der Menschenaffe. Die immer größer werdende Gattung verließ die Bäume gegen Ende des Miozäns – also vor rund 5,3 Mio. Jahren – und verlagerte den Lebensraum auf den Erdboden. Erneut passten sich die Extremitäten den Anforderungen an. Die Primaten begannen aufrecht zu sitzen. Die Hand erhielt mehr Freiraum. Mit der Entwicklung des aufrechten Gangs löste sich die Vorderextremität schließlich vollends von ihrer Primärfunktion, der Fortbewegung.
    Der Daumen – wichtigster Finger
    Beim heutigen Menschen ist der Daumen das zentrale Element für die Funktionsweise der Hand. Ohne Daumen gäbe es kein Gegenüber zu den anderen Fingern. Dieses Gegenüber ist es, welches die menschliche Hand von jener der Affen unterscheidet. Zwar haben auch Menschenaffen einen Daumen, doch ist dieser kleiner und kann nur seitwärts greifen – nach einfachen Dingen wie Bananen. Wegen des Knochenbaus stoßen Primaten an eine mechanische Grenze, wenn sie versuchen, Fingerspitze gegen Fingerspitze zu führen. Sammeln Schimpansen Nahrung vom Boden

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