Und taeglich grueßt die Evolution
Mäuse, wenn sie diese Tiere erwischen. Auch Bären bestreiten in Mitteleuropa weit mehr als drei Viertel ihrer Ernährung mit vegetarischer Kost. Dass sie auch anders können, beweisen ihre Artgenossen in Alaska, die sich im Herbst den Bauch mit Lachs vollschlagen. Eisbären hingegen beschränken sich mangels Alternativen vollständig auf fleischliche Kost.
Zeitzeugen aus der Frühgeschichte
Dieser Nahrungsopportunismus, zu nehmen, was am einfachsten zu bekommen ist, erleichtert den Frühmenschen-Forschern ihre Arbeit ungemein. Denn Arten entwickeln sich häufig dann weiter, wenn sich ihre Nahrung ändert; auch die Frühmenschen bilden da keine Ausnahme. Änderte sich der Speisezettel, variierte meist auch das Gebiss der Hominiden, um sich an die neuen Verhältnisse anzupassen. Zähne wiederum sind die härtesten Gebilde im Organismus und erhalten sich daher erheblich besser als die ebenfalls recht stabilen Knochen. An den Zähnen lässt sich die Entwicklung einer Art deshalb häufig am besten ablesen.
Hydroxylapatit heißt die chemische Substanz, die dem Zahnschmelz an der Oberfläche des im Kiefer sichtbaren Zahnes seine Härte verleiht. Dieses Molekül besteht aus Kalzium und Phosphat sowie einer sogenannten Hydroxylgruppe. Wird Letztere durch Fluor ersetzt, entsteht Fluorapatit, das sogar noch ein wenig härter ist.
Schneide-, Fang- und Mahlzähne
Säugetiere haben normalerweise vier Arten von Zähnen. Ganz vorn sitzen die Schneidezähne, mit denen die Nahrung abgebissen wird. Acht der 32 Zähne eines Menschen weisen die typische, scharfe Schneidekante auf, die Pflanzen- oder Fleischfasern trennt. Neben den Schneidezähnen im Ober- und Unterkiefer steht jeweils ein Eckzahn, das menschliche Pendant zu den Fang- oder Reißzähnen von Raubtieren. Bei den räuberischen Säugern stehen die Eckzähne weit vor und verbeißen sich in einer Zangenbewegung in lebenswichtige Teile des Opfers wie die Halsschlagadern. Auch beim Menschen sind die Eckzähne die größten Zähne im vorderen Bereich des Kiefers, obwohl die Schneidezähne im sichtbaren Bereich größer erscheinen. Sie erreichen aber bei weitem nicht die Ausmaße und Stärke der Fangzähne eines Tigers. Diese Zwischenstellung deutet bereits auf einen Nahrungsopportunisten hin, der sowohl Pflanzen- wie auch Tiernahrung zu sich nimmt.
Anschließend finden sich im Gebiss des Menschen die Backenzähne, die in zwei Typen unterteilt werden: In jedem Kieferviertel finden sich jeweils zwei Vormahl- (Prämolaren) und drei Mahlzähne (Molaren), von denen der sogenannte Weisheitszahn bei vielen Menschen allerdings gar nicht mehr ausgebildet wird. Mit diesen Zähnen wird die Nahrung zermahlen, die vorher von den Schneidezähnen abgebissen wurde. Bei Raubtieren, die keinerlei Pflanzennahrung zu sich nehmen, fehlen die Mahlzähne meistens.
Savanne hinter dem Grabenbruch
Ändert sich die Nahrung, drückt sich dies meist in einer Veränderung der Zahnform aus. Umgekehrt kann man aus fossilisierten Zähnen auf Nahrungsangebote und damit das vorherrschende Klima längst vergangener Epochen schließen. Gerade beim Menschen erlaubt dieses Wechselspiel faszinierende Einblicke in die Entwicklungsgeschichte. Denn als sich im Osten Afrikas vor 8 oder 9 Mio. Jahren eine Spalte in der Erdkruste öffnete und der Ostafrikanische Grabenbruch entstand, der heute durch eine Kette großer Seen und Vulkane zwischen Äthiopien und dem Kilimandscharo markiert wird, änderte sich das Klima erheblich. Während vorher Regenwälder den Kontinent von Westen nach Osten bedeckten, regneten sich die Niederschläge nach Öffnung des Bruches vor allem in seinem Westen ab. Noch heute wächst westlich der großen Seen und der Kette afrikanischer Vulkane dichter Regenwald. Im Osten aber reichen die Niederschläge nur für ein weites Grasland mit vereinzelten Baumgruppen. Savanne nennen die Biologen dieses Ökosystem, das die Wiege der Menschheit werden sollte.
Vor rund 3 Mio. Jahren kollidierten dann Nord- und Südamerika. Während vorher in der Gegend des heutigen Panama-Kanals relativ salzarmes Pazifikwasser in den salzreicheren Atlantik floss und als Mischwasser die Länder an den Küsten dieses Meeres bis in den hohen Norden relativ kräftig aufheizte, schwächelte diese »Warmwasserheizung« plötzlich, weil eine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika entstand. Jetzt floss salzreicheres und deshalb auch deutlich schwereres Wasser nach Norden. Wenn sehr salzhaltiges Wasser in der Kälte des
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