Und taeglich grueßt die Evolution
Prozess vom frühen Kleinkindalter bis weit in die Pubertät erstreckt. Auch die Initiation, durch die Kinder oder Heranwachsende in bestimmten Kulturen in Glaubens-, Standes- oder Altersgemeinschaften aufgenommen werden, dient der Aufrechterhaltung tradierter Normen und Lebensformen. Allerdings ist sie im Unterschied zur Erziehung ein punktuelles Ereignis, ein Übergangsritus.
Das Leben jedes Menschen beginnt als das eines hilflosen und abhängigen Kindes. Als solches muss es lernen, sich in einer ihm fremden und auch bedrohlichen Welt zurechtzufinden. Manche seiner Eigenschaften und Fähigkeiten sind zwar genetisch vorgeprägt, aber dennoch muss es den größten Teil seiner Realitätstüchtigkeit durch Erziehung erwerben. Erst durch die Aneignung einer Vielzahl kognitiver und sozialer Kompetenzen wird es dazu befähigt, den Anforderungen und Erwartungen seiner jeweiligen Umwelt, Familie und Gesellschaft gerecht zu werden.
Mimetisches Lernen bei Affen
Aufgrund ihrer natürlichen Anlagen lernen Menschen vorwiegend durch das Sehen und Hören. Auch Menschenaffen beobachten und imitieren gut. Welche Früchte und Pflanzen es zu sich nehmen kann, lernt ein Affenkind von seiner Mutter, die dem Nachwuchs die Wahl der richtigen Nahrungsmittel beibringt und das Verhalten ihres Kindes überwacht. Auf diese Weise eignen sich Schimpansenkinder auch den eminent wichtigen Gebrauch von Steinen oder Zweigen bei der Nahrungssuche an.
Ähnlich wie Menschenkinder spielen und plappern junge Schimpansen, allerdings mittels einer gestischen Sprache mit Handbewegungen, Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen und Lauten. Die Gebärdensprache, die Rangunterschiede ausdrückt, lernen die Jungen von den Alten. Aber nicht nur das. Beispielsweise bildet jede Affengruppe eigene Gewohnheiten und Rituale aus. Auf der japanischen Insel Koshima haben die Makaken etwa gelernt, ihre Süßkartoffeln in Salzwasser zu waschen. Diese Gewohnheit wurde nach ihrer Erfindung auch von den nachfolgenden Generationen beibehalten.
Doch bei keinem anderen Lebewesen hat die Erziehung durch die Eltern und das soziale Umfeld eine so umfassende Bedeutung wie beim Menschen. Sie vermittelt den richtigen Gebrauch von Werkzeugen und Kulturtechniken, die Sitten und Gebräuche, das Erfahrungswissen der Älteren und den Umgang mit den großen Übergängen des menschlichen Lebens wie der Erlangung der Geschlechtsreife, der Heirat, der Geburt eines Kindes sowie mit Krankheit, Alter und Tod.
Initiation – Erlangung einer neuen sozialen Identität
In Gesellschaften, in denen Initiationen üblich sind, erfolgt der Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter oder von einer bestimmten Standesgruppe in eine andere nach einem streng festgelegten Ritual. Das Wort Initiation kommt vom lateinischen »initiare« und bedeutet »einweihen«. Durch den Initiationsritus, der sowohl individuell als auch innerhalb einer ganzen Altersgruppe vollzogen werden kann, erlangt der Einzelne eine neue soziale Identität. Immer ist die Initiation mit bestimmten Zeremonien verbunden: etwa mit dem Ausschluss des Jugendlichen aus der Gemeinschaft, der Tage, Wochen oder Monate dauern kann, mit Entsagungen, lebensgefährlichen Mut- oder Bewährungsproben, dem Ertragen von Hunger und Durst, mit Beschneidungen, Unterweisungen oder dergleichen. Generell sind Initiationsriten bei Jungen häufiger verbreitet als bei Mädchen.
Am Ende der Initiationszeit kommt es zur Wiedereingliederung der Probanden, die durch den Ritus eine neue soziale Reife erlangt haben, in das Kollektiv. Meist wird dieser Vorgang mit einem großen Fest gefeiert. Mit diesem Moment der sozialen Geburt als Mitglied einer neuen Standes- oder Altersgemeinschaft übernimmt derjenige, der die Initiation durchlaufen hat, neue soziale Aufgaben und Pflichten. Auch in den westlichen Gesellschaften existieren noch Initiationsriten, die allerdings eine wesentlich geringere Bedeutung haben. Dazu zählen christliche Bräuche wie Taufe, Kommunion oder Konfirmation, aber auch die diversen gruppenspezifischen Initiationen, wie etwa die »Walz«, die in den mittelalterlichen Zünften das Ende der Ausbildungszeit markierte und mancherorts noch heute ausgeübt wird.
Erziehungsideale der griechischen Antike
Im Unterschied zur Initiation ist die Erziehung nicht ein sprunghaftes Ereignis, sondern ein langjähriger Prozess. Das antike Erziehungsideal war die Tugend als das höchste erreichbare Gut. »Gut sein« und Glückseligkeit galten als eins. Einer der
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