Und taeglich grueßt die Evolution
erhalten hat. In Form eines Kegelstumpfes erhebt sich die Bastion heute auf einem Grundriss von neun Metern Durchmesser bis in acht Meter Höhe. Da Jericho eine Fläche von etwa drei Hektar umfasste, war die Stadt vermutlich an mehreren Stellen von solchen Türmen flankiert. Dafür spricht auch die Verbindung von Turm und Mauer zu einem geschlossenen Befestigungssystem. Dieses Prinzip tauchte im Westjordanland zum ersten Mal in der Geschichte auf und war bereits so perfekt durchdacht, dass es noch in der Neuzeit beim Bau von Burgen und Schlössern Anwendung fand.
Die Befestigungen zeigen zwar Wehrhaftigkeit und Vorsicht an, Zeichen von Überfällen wie Brandhorizonte in den archäologischen Schichten oder Hiebspuren an Knochen sind jedoch nicht bekannt. Daraus lässt sich schließen, dass die imposanten Anlagen Jerichos in erster Linie der Abschreckung dienten. Die neolithische Revolution im Nahen Osten war demnach ein weitgehend friedlicher Prozess – ob sie es allerdings auch ohne abschreckende Wehranlagen gewesen wäre, bleibt Spekulation.
Revolutionen im Waffenschrank
Die Entwicklung der Waffentechnik lässt erkennen, wie wichtig Tötungsinstrumente für die Menschen seit der Altsteinzeit wurden. Während Faustkeile und Feuersteinklingen eher Werkzeuge als Waffen waren, dienten hölzerne Speere und Lanzen ohne Zweifel dem Töten. Ob Tier- oder Menschenblut an ihren Spitzen klebte, ist nicht mehr feststellbar. In den frühesten Arsenalen gab es aber noch mehr als hölzernes Wurfgerät. Die Waffenmacher der Steinzeit waren erfindungsreich, wenn es darum ging, aus Holz und Stein Instrumente zum Töten zu erschaffen. Die Speerschleuder, die Armschutzplatte für Bogenschützen und das Keramik-Ei als Schleudergeschoss entsprangen ihren Waffenkammern. War kein Kriegsinstrument zur Hand, musste das Gartengerät herhalten – die Toten in Talheim hat man zum Teil mit Feldhacken niedergestreckt.
Ab der mittleren Bronzezeit schwangen die Krieger erste Schwerter. Aber das Hauen und Stechen entwickelten sie nicht zur selben Zeit. Frühe Schwerter waren reine Stichwaffen, verlängerte Dolche aus Vollmetall. Sie erlaubten einen genau platzierten Stich bei größerem Abstand zum Feind. Erst allmählich entdeckten die Krieger, dass ein effektvoller Hieb leichter zu landen war, deshalb schärften sie die Seiten ihrer Waffen. Der Kampf mit dem Schwert war jedoch alles andere als einfach. Wie Versuche der angewandten Archäologie zeigten, hielten die Schwerter der Bronzezeit keinen großen Belastungen stand. Bronze ist im Vergleich zu Eisen ein weiches Material. Ein länglicher Gegenstand wie ein Schwert verbiegt sich unter Schlägen. Der Schwertkampf im Feld muss demnach einer Taktik gefolgt sein, die sich Archäologen heute so vorstellen: Das Heer bildete Gruppen, die sich hintereinander aufstellten. Nach dem Beschuss der Bogenschützen stürmten die Schwertkämpfer vor. Nach kurzer Zeit aber zogen sich die Schwertschwinger wieder in die hintersten Reihen zurück, um ihre Waffen geradezubiegen. Bis dahin mussten sie von anderen Truppenteilen geschützt werden.
Der Streitwagen - Kriegsgerät mit vernichtender Wirkung
Wie kaum ein anderes Gerät veränderte die Einführung des Wagens ab etwa 2000 v.Chr. das Kriegshandwerk. Während frühe Wagen noch auf Vollscheibenrädern über die Schlachtfelder rumpelten, kam die Entwicklung mit dem Speichenrad ins Rollen. Die flexible Konstruktion erlaubte hohe Geschwindigkeiten, die starre Achse aber machte den Kriegern das Überleben schwer. Lenken war kaum möglich. Erforderte der Schlachtverlauf einen Richtungswechsel, mussten Schütze und Fahrer abspringen und den Wagenkasten in die gewünschte Richtung drehen. Erst in späteren Modellen konnten Krieger dank der echten Achse über das Schlachtfeld kurven.
Wie sehr unser Denken und unsere Kultur von Kriegen beeinflusst sind, zeigt sich daran, dass diese regelmäßig zum Gegenstand der Künste wurden und werden. Auch das älteste Zeugnis europäischer Literaturgeschichte macht da keine Ausnahme: Homers Epos »Illias« handelt vom Kampf um Troja.
Pack mit an: Kooperation bis zum Ziel
Von dem französischen Philosophen und Frühsozialisten Pierre-Joseph Proudhon stammt die Bemerkung, dass zehn Männer, die an einem Strick ziehen, eine Kraft entwickeln, die viel größer ist als die Summe aller Einzelkräfte. Die Menschen scheinen diese Erfahrung, ob bewusst oder nicht, sehr früh gemacht zu haben. Sie helfen einander, weil dieses
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