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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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Bruchteile von Sekunden zwischen den Begriffen, um die Reaktion zu beschleunigen oder zu hemmen. Die Studenten verbanden mit den politischen Begriffen also offenbar ohne langes Nachdenken ein positives oder negatives Gefühl. Sowohl für Politiker als auch für Institutionen oder politische Konzepte speichern Menschen also offenbar bestimmte Emotionen ab. Diese werden sofort wieder aktiviert, sobald die entsprechenden Begriffe in irgendeinem beliebigen Zusammenhang erscheinen. Wenn etwa in einer Zeitungsüberschrift der Name eines einflussreichen Staatsmannes Erwähnung findet, spult das Gehirn automatisch sämtliche positiven oder negativen Emotionen ab, die das Bewusstsein im Laufe der Zeit mit dem jeweiligen Politiker assoziiert hat.
    Dieses reflexartige Verhalten ist vermutlich ein Grund dafür, dass sich viele Menschen von ihren einmal gefestigten politischen Meinungen so schwer verabschieden können. Und es könnte auch erklären, warum den meisten Leuten immer die Argumente am stichhaltigsten erscheinen, die in ihr schon vorhandenes Weltbild passen. Der Mensch mag also kompliziertere politische Entscheidungen treffen als jeder Schimpanse. Allein auf sein rationales Vermögen verlässt er sich dabei allerdings nicht.

    MÄNNLICHE SEILSCHAFTEN
    Kriege lassen sich vermeiden, wenn die potenziellen Feinde von eigenen Verwandten regiert werden. Nach dieser Devise haben europäische Herrscherhäuser jahrhundertelang Politik betrieben. Eine ähnliche Strategie verfolgen offenbar auch Flachlandgorillas, wie Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden haben.
    Die Forscher haben die Verwandtschaftsverhältnisse bei Flachlandgorillas in Zentralafrika untersucht. Diese Tiere unterhalten ungewöhnlich friedliche Beziehungen zu ihren Nachbarn: Wenn sich zwei Gruppen von Flachlandgorillas treffen, nehmen die führenden Männchen, die so genannten Silberrücken, kaum Notiz voneinander. Berggorillas dagegen reagieren in solchen Situationen meist aggressiv. Die Männchen versuchen sich mit Brusttrommeln und Drohgebärden gegenseitig einzuschüchtern, bewachen argwöhnisch ihre Weibchen und liefern sich manchmal sogar erbitterte Kämpfe.
    Grund für dieses unterschiedliche Verhalten ist vermutlich die unterschiedliche Sozialstruktur der beiden Gorilla-Arten. Fast alle Gruppen von Flachlandgorillas werden nur von einem Silberrücken geführt. Die genetischen Untersuchungen der Forscher haben gezeigt, dass dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vater des gesamten Gruppen-Nachwuchses ist. Alle Männchen einer Generation sind also mindestens Halbbrüder. Etwa im Alter von acht Jahren verlassen diese Männchen die Gruppe, gründen aber ganz in der Nähe einen eigenen Harem. Sie überziehen eine Region also sozusagen mit einem Netzwerk verwandter Herrscher. Bei Berggorillas dagegen leben in einer Gruppe meist mehrere Silberrücken. Die Verwandten finden sich also eher innerhalb der eigenen Gruppe als bei den Nachbarn. Ähnliche Männerbündnisse wie bei den Flachlandgorillas gibt es auch bei Schimpansen und Menschen. Daher vermuten die Forscher, dass es in der Evolution aller afrikanischen Menschenaffen eine wichtige Rolle gespielt haben könnte.

    Kein Friede auf Erden: Gewalt und Krieg
    Die Gewalt hat eine lange Geschichte. »Wir kennen keine Welt«, schreibt Brecht, »die nicht aus den Fugen war«, und fährt fort, dass die Zeit Shakespeares, Dantes und Homers ebenso wie des Cervantes und des Voltaires erfüllt war von Kampf und Schrecken. Die Geschichte des Krieges zwischen Sippen und Völkern reicht noch weit über die ersten Massenschlachten zwischen Ägyptern und Hethitern hinaus. Schon in der Steinzeit haben Überfälle auf Siedlungen stattgefunden, in deren Folge Menschen gruppenweise erschlagen wurden. Und sogar im Tierreich gibt es regelrechte Kriegshandlungen, etwa zwischen Ameisenvölkern oder unter Menschenaffen.
    Nach einer einstmals populären Theorie ist der Krieg eine Folge der menschlichen Killerinstinkte. Raymond Dart beschrieb 1925 den Australo-pithecus africanus, einen Vorfahren der Gattung Homo, als regelrechten »Killeraffen«. Aus den Funden zerschlagener Knochen folgerte der südafrikanische Anthropologe, die Australopithecinen wären »Fleisch fressende Kreaturen (gewesen), die ihre lebenden Opfer mit Brutalität packten, sie zu Tode schlugen, die zerbrochenen Körper zerrissen, Glied um Glied amputierten, ihren unbändigen Durst mit dem heißen Blut der

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