Und taeglich grueßt die Evolution
Vielleicht aber lassen sich neue Wirkstoffe genau dort finden, wo der Mensch einst seinen Siegeszug durch die Welt begann. In den Wäldern Afrikas wachsen womöglich die Medikamente der Zukunft.
MEDIZIN AUS DEM URWALD
Von den Bonobos aus dem Kongobecken weiß man, dass sie bei Beschwerden gezielt die Blätter bestimmter Pflanzen zu sich nehmen. Um herauszufinden, welche Wirkstoffe der Dschungel für die Zwergschimpansen und die dort lebenden Menschen bereithält, erforscht Barbara Fruth vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig die traditionelle Pflanzenmedizin im Dorf Lompole, das in der Demokratischen Republik Kongo etwa 600 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kinshasa liegt. Die meisten der etwa 150 dort bekannten Heilpflanzen werden bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt, andere lindern Hautkrankheiten. Aus einer Wurzel brühen die Menschen in Lompole einen furchtbar bitteren Tee, der wahrscheinlich ähnliche Wirkstoffe enthält wie Chinarinde und gegen Malaria hilft.
In einem Labor in Kinshasa werden die Inhaltsstoffe der verschiedenen Heilpflanzen genauer untersucht. Für etwa 60 Gewächse haben die Forscher bereits einen »chemischen Fingerabdruck« erstellt. Einige haben sich auch schon in weiteren Untersuchungen bewährt. Ein Wolfsmilchgewächs namens Manniophyton fulvum zum Beispiel wirkte im Labor gegen die berüchtigten Shigella-Bakterien. Diese Erreger lösen die mit Fieber und starkem Durchfall verbundene Bakterien-Ruhr aus, an der weltweit jedes Jahr etwa 1 Mio. Menschen sterben.
Noch gibt es im Kongobecken intakte Waldgebiete, in denen solche Heilpflanzen wachsen – eine riesige grüne Apotheke, für deren Erhaltung die Forscher kämpfen. Rings um die Millionenstadt Kinshasa allerdings werden die wertvollen Gewächse schon knapp. Dort soll ein geschützter Garten entstehen, in dem sich die Pflanzenmediziner der Hauptstadt mit Rohmaterial versorgen können.
Die Heiler im Norden Benins sind in dieser Hinsicht schon einen Schritt weiter. Mit Unterstützung der Wissenschaftlerin Annika Wieckhorst von der Universität Mainz haben sie im Jahr 2005 das erste Schutzgebiet für Heilpflanzen in der Gemeinde Pehunco eingeweiht. Verwaltet wird es von einem eigens gegründeten Komitee aus traditionellen Heilern und anderen Pflanzen-Begeisterten. Mehr als 3000 Gewächse verschiedener Arten haben die Komiteemitglieder in ihrem Heilpflanzen-Garten bereits aus Samen herangezogen. Diese Idee stößt inzwischen auf so viel Begeisterung, dass in der Region bereits vier weitere Schutzgebiete entstanden sind. Die Heilpflanzen scheinen dort wieder eine Zukunft zu haben.
Bevölkerungsdichte und Lebenserwartung: Demographie analysiert die Gesellschaft
Das Überleben jeder Gemeinschaft, ob in primitiver oder hochzivilisierter Gestalt, hängt sowohl von der Anzahl als auch vom Alter ihrer Mitglieder ab. Schon in der Antike gab es Überlegungen zum Aufbau und zur optimalen Zusammensetzung einer Bevölkerung; inzwischen werden diese Fragen von der modernen Bevölkerungswissenschaft systematisch behandelt und untersucht. Mit dem überwältigenden Anstieg der Weltbevölkerung in den letzten zwei Jahrhunderten wuchs auch die Angst vor einer Überbevölkerung. Sie steht in engem Zusammenhang mit Fragen der Produktion und Verteilung, der Sicherung und Vermehrung des Wohlstands sowie der Umverteilung des Reichtums durch ein verändertes politisches Gleichgewicht innerhalb der globalisierten Welt.
Die Tatsache, dass die Geburtenraten in den reichen Industrienationen kontinuierlich fallen, hat in den letzten Jahren ein neues Problembewusstsein für den Altersaufbau der Gesellschaften erzeugt. Die mediale Dauerpräsenz dieses Themas sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beschäftigung mit der Größe und Struktur einer Bevölkerung eine lange Geschichte hat. In vielen europäischen Staaten wurden bereits ab dem 18. Jahrhundert regelmäßige Volkszählungen durchgeführt. Auch wissen wir, dass es solche Volkszählungen bereits zur Zeit des Römischen Reiches gab. Noch älter als das römische Imperium ist die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema der Demographie.
Antike Vorläufer der modernen Bevölkerungswissenschaft
In seinem Werk »Der Staat« beschäftigte sich Platon (um 427–348 v.Chr.), einer der bedeutendsten Philosophen der griechischen Antike, eingehend mit bevölkerungspolitischen Fragen. So erörtert er das Verhältnis von landwirtschaftlicher Nutzung, der
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