Und trotzdem ist es Liebe
erfüllen: (1) Ich mag ihn, (2) mir gefällt, was er schreibt, (3) seine Bücher verkaufen sich, und (4) er ist zuverlässig. Meistens ist es eher so, dass ich den Autor mag und dass mir gefällt, was er schreibt, aber seine Bücher sind kommerziell nicht so erfolgreich, wie ich gehofft habe. Oder mir gefällt die Schreibe, und die Bücher verkaufen sich, aber der Autor ist aufgeblasen und unzuverlässig.
Als Ethan jetzt lächelnd in der Tür steht, lächle ich zurück und bitte ihn, hereinzukommen und sich zu setzen.
«Sieh mal, was ich heute Morgen bekommen habe.» Ich zeige ihm den Entwurf für sein nächstes Cover, den der Art-Director mir eben gebracht hat. «Wie findest du’s?»
Ethan betrachtet das Cover: ein kleines weißes Kopfkissen auf einem schlichten marineblauen Hintergrund. Er lächelt strahlend. «Ich bin begeistert», sagt er. «Ganz einfach … aber perfekt.»
«Ich weiß», sage ich. «Ich finde es wirklich gut.»
«Eure Graphiker sind brillant», sagt er. «Hoffen wir, dass der Inhalt mit der Verpackung mithalten kann.»
«Und was gibt’s Neues?», frage ich. «Warst du gerade in der Gegend?»
«Ja. Ich war drüben bei Paragon und habe Skiausrüstungen gekauft … Wir fahren mit den Jungs für ein paar Tage in Skiurlaub.»
«Das macht sicher Spaß.»
«Ja. Glaube ich auch.»
«Wie geht’s deiner Familie?»
«Gut. John und Thomas sind jetzt im Kindergarten … und was noch toller ist: Sie bekommen demnächst ein Schwesterchen.» Ethan strahlt.
«Ethan! Das ist ja eine fabelhafte Neuigkeit!» Ich freue mich ehrlich für ihn. «Darcy wollte gern ein Mädchen, nicht wahr?»
Plötzlich wird mir klar, dass ich seine Frau vielleicht mit einer Figur namens Ellen in seinem ersten Buch verwechsle. Das passiert mir bei Ethans Büchern oft, weil er mir in einem unserer ersten Gespräche – kurz nachdem ich sein Manuskript gekauft hatte – gestanden hat, dass der Roman zum großen Teil sein eigenes Leben und seine Ehe widerspiegele. Vor allem, vertraute er mir an, habe er sich genau wie der Held seines Buches in ein Mädchen verliebt – trotz ihrer emotionalen Altlasten, trotz all ihrer Mängel, trotz seines eigenen unbändigen Drangs, frei, unbelastet und glücklich allein zu leben. Das alles sei plötzlich egal gewesen. Weil er einfach mit ihr zusammen sein musste . Versteht sich, dass ich fasziniert war, als ich Ethans Frau bei seiner ersten Lesung letztes Jahr kennenlernte. Nachdem ich nur fünf Minuten mit ihr gesprochen hatte, wusste ich, warum er sich so sehr in sie verliebt hatte. Sie war charmant, natürlich und umwerfend schön.
«Na ja», sagt Ethan, «Darcy behauptet hartnäckig, es sei ihr immer egal gewesen, aber beim Ultraschall war sie völlig aus dem Häuschen. Ich glaube, sie fühlte sich zu Hause ein bisschen in der Minderzahl … Und insgeheim habe ich mir auch ein Mädchen gewünscht.»
«Na, das ist wirklich eine gute Neuigkeit.» Ich kann mich ehrlich für jemanden freuen, denke ich, wenn die Nachricht von der Schwangerschaft so normal und geradlinig daherkommt, unbelastet von Drama und Kontroverse. «Gratuliere.»
«Danke», sagt er. «Und du? Wie geht’s dir?»
Ethan weiß von meiner Scheidung. Ich habe ihm neulich die Kurzfassung unseres Trennungsgrundes mitgeteilt («Er will ein Baby, ich nicht»).
«Oh, mir geht’s gut», sage ich. «Viel zu tun … du weißt schon.» Ich überlege, ob ich ihm erzählen soll, dass ich ein kurzes Verhältnis mit jemandem hatte, aber dann fällt mir ein, dass Richard mit seinen Büchern zu tun hatte, und ich lasse es bleiben. Übrigens habe ich seit unserer Rückkehr, von ein paar E-Mails abgesehen, keinen Kontakt mit Richard gehabt. Allmählich frage ich mich, ob er, was uns betrifft, zu dem gleichen Schluss gekommen ist wie ich.
Ethan zögert. «Hast du überhaupt nochmal mit deinem Ex gesprochen?», fragt er dann.
Diese Frage sollte mich eigentlich nicht aus der Fassung bringen. Ethan ist in diesen Dingen sehr offen. Aber sie tut es doch, und unversehens plappere ich los und erzähle ihm das Neueste von Tucker und dem Marathon. Ich erzähle die Geschichte mit einem selbstironischen, humorvollen Unterton, aber Ethans Gesicht bleibt ernst. Als ich fertig bin, fragt er: «Und wie geht’s dir damit?»
Ich zucke die Achseln und tue unbekümmert. «Na ja, die Kombination aus Ärztin und Sportskanone ist natürlich ärgerlich», sage ich lächelnd.
«Dann ist es nur der übliche Trennungsschmerz?»
«Mehr oder
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