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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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weniger.»
    «Aber du willst ihn nicht wiederhaben, oder?»
    Ich denke an meine Unterhaltung mit Jess in der Temple Bar. Dann denke ich an den Grund, weshalb Ben und ich uns getrennt haben – und dass sich seitdem nichts geändert hat. Ich weiß natürlich, denke ich, wie die Antwort lauten sollte. Aber ich bin geschockt, als ich mich sagen höre: «Na ja, doch. Natürlich will ich ihn wiederhaben. Theoretisch.»
    «Dann hol ihn zurück», sagt Ethan nüchtern.
    «Das kann ich nicht», sage ich.
    «Natürlich kannst du das.»
    «Es ist zu spät. Er hat eine Freundin. Und dann, weißt du, ist da immer noch das Kinderproblem.»
    «Beides sind keine unüberwindlichen Hindernisse.»
    «Eigentlich nicht … ich meine, wer weiß schon, was mit Tucker ist? Aber das Babyproblem ist auf jeden Fall unüberwindlich.»
    «Ist es nicht.»
    Ich sehe Ethan an und versuche zu verarbeiten, was er da sagt. Er rät mir mehr oder weniger deutlich, ein Kind zu bekommen, damit ich Ben zurückkriege. Das ist ungefähr der schlechteste Rat, den ich je gehört habe – auf einer Ebene mit Jess’ hinterhältigem Versuch, Trey in die Falle zu locken.
    Ich schüttle den Kopf. «Ich kann kein Kind bekommen, nur um Ben zurückzukriegen.»
    «Tja, dann», sagt er langsam, «dann ist er wohl nicht dein Seelengefährte … Das sollte dich trösten, wenn du dir das nächste Mal die Marathon-Ergebnisse ansiehst.»
    «Warum sagst du das?» Seltsam, ich fühle mich plötzlich in der Defensive. Sosehr ich mir wünsche, mit meinen Gefühlen über Ben in der Gegenwart zurechtzukommen – die Implikation, dass das, was wir in früheren Zeiten hatten, nicht ganz das Wahre gewesen sein könnte, passt mir nicht.
    «Weil du alles tun würdest, um einen echten Seelengefährten zurückzubekommen», sagt Ethan. «Oder? … Ich meine, das ist die Definition von Seelengefährten. Romeo und Julia haben Gift genommen, um zusammen zu sein … Und wenn Ben wirklich der Richtige für dich wäre, würdest du dann nicht einfach ein Kind von ihm bekommen?»

Vierundzwanzig
    Ich glaube nicht, dass Ethan eine tiefgründige oder hochtrabende Feststellung treffen wollte. Ich glaube auch nicht, dass er Beziehungsberatung betreiben wollte. Eher wollte er wohl einfach seine beiläufigen Ansichten über die Natur wahrer Liebe äußern. Im Grunde hat er ja nur gesagt, was wir alle schon eine Million Mal gehört haben: Die Liebe besiegt alles .
    Deshalb weiß ich eigentlich nicht genau, warum er mich so durcheinandergebracht hat. Vielleicht lag es daran, dass er mir eben keine Predigt gehalten hat. Vielleicht war es die Parallele zu seinem Buch: die Erkenntnis, dass die Kunst das Leben nachahmt, welches die Kunst nachahmt. Vielleicht waren es die klaren Worte eines relativ beliebigen Boten, eines Menschen, der in meinem Leben keine Rolle spielt, der nicht zu meinem inneren Zirkel gehört.
    Ich weiß nur, dass Ethans Worte mich mitten ins Herz getroffen und mir geholfen haben, meine Beziehung zu Ben in den unkompliziertesten, auf das Wesentliche reduzierten Begriffen zu sehen. Ich habe die pure Essenz unserer Trennung gesehen, den harten, wahren Kern. Beinahe blitzartig wurde mir klar, dass ich auf die Propaganda nicht mehr hereinfalle, die da behauptet, dass Beziehungen wegen schlechten Timings zu Ende gehen, wegen Inkompatibilität oder wegen äußerer Einflüsse wie der Frage, ob du Kinder haben willst oder nicht. Ein Baby ist eine Riesensache – viel größer geht es kaum –, aber das gilt auch für Religion und Alter und geographische Unvereinbarkeit und das Verheiratetsein mit anderen Partnern, für Familienfehden und so viele andere scheinbar unüberwindliche Faktoren, denen zwei Menschen sich gegenübersehen und die sie besiegen, wenn ihre Liebe echt ist.
    Und so plakativ und naiv es auch klingen mag, ich komme hier in meinem Büro zu einer Erkenntnis: Ich glaube , dass wahre Liebe alles besiegt. Deshalb gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder war meine Beziehung nicht das, wofür ich sie gehalten habe. Oder unsere Trennung war ein gewaltiger, schrecklicher Fehler.
    Das eine oder das andere.
    Ich weiß nicht, wo mich das am Ende hinführen wird. Ich hoffe nur, dass Ben es genauso sieht.

    Am Nachmittag rufe ich Daphne an und frage, ob ich sie besuchen und über Nacht bleiben darf.
    «Gern!», sagt sie. «Tony ist mit seinen Jungs unterwegs. Das Timing wäre perfekt!»
    «Aber nicht kochen», sage ich. «Wir lassen uns Pizza kommen, okay?»
    «Von Papa John’s?»,

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