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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Kuscheln kann ich verzichten, solange das Gefühl des Verbundenseins noch irgendwie nachklingt, körperlich oder anders. Bei Richard und mir stimmt beides. Wir sitzen nebeneinander, an die Kissen und das lederbezogene Kopfteil gelehnt. Wir sind immer noch nackt, aber bis zu den Hüften zugedeckt unter seinem braungrauen Laken. Sein Arm liegt auf meinem, seine Finger berühren mein Handgelenk und klopfen ab und zu auf meine Haut.
    Wir unterhalten uns über die Arbeit, aber nicht, weil wir sonst nichts zu sagen hätten. Eher ist es ein «Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß». Er fragt mich, ob ich meinen Beruf liebe, und ich bejahe.
    «Was gefällt dir am besten daran?», fragt er.
    Mir gehen die Standardantworten durch den Kopf, die Lektorinnen auf diese Frage parat haben: die Liebe zu Büchern und dem geschriebenen Wort, die Möglichkeit, in andere Welten zu fliehen. Das stimmt natürlich alles, aber es ist nicht das, was ich an meinem Beruf am meisten liebe. Da ist noch etwas anderes – etwas, das mehr mit der Entdeckung neuer Talente zu tun hat.
    «Es ist schwer zu erklären», sage ich. «Aber ich glaube, es ist der Rausch, der mich erfasst, wenn ich etwas lese und fasziniert bin. Wenn ich denke: ‹Dieser Mensch kann wirklich, wirklich schreiben.› Wenn ich einfach mit ihm arbeiten muss .»
    Richard lächelt und nimmt meine Hand. Sprich weiter .
    Ich tue es. «Kennst du dieses beinahe selbstgefällige Gefühl, das dich auf der High School überkommt, wenn du eine Band hörst, bevor sie wirklich groß ist – und wenn du dann sagen kannst: ‹Oh, Depeche Mode? Die höre ich schon ewig . Die alten Sachen finde ich einfach toll.›»
    Richard lacht und nickt.
    «Na ja, so ist es, wenn ich einen neuen Autor entdecke. Als wäre ich die Erste, die auf ein Geheimnis stößt.» Ich bin plötzlich befangen, als hätte ich zu viel von mir preisgegeben.
    «Und du?», frage ich. «Was gefällt dir am besten an deinem Job?»
    «Ach, ich weiß nicht», sagt Richard. «Ich glaube, mir gefällt, dass Persönlichkeit ein treibender Faktor ist … Und ich trage gern zum Erfolg eines Buches bei. Es ist ein schönes Gefühl, wenn für ein Buch und einen Autor alles wie am Schnürchen läuft und ein Riesenstapel Rezensionen hereinkommt … Aber manchmal gibt’s auch so ein Alles-oder-nichts-Gefühl. Nach dem Motto: ‹Was hast du in letzter Zeit für mich getan?› Das kennst du.»
    Ich nicke. Das kenne ich genau.
    «Und noch öfter kommt es vor, dass ich für ein Buch einen Scheißdreck zustande bringe. Und das ist wirklich mies, wenn ich das Buch und den Autor mag …»
    Ich nicke wieder. Es bricht mir das Herz, wenn ein Buch untergeht, das ich liebe. Und anscheinend passiert das immer bei den nettesten Autoren.
    «Und ich weiß nicht …», sagt Richard, «aber anscheinend beherbergen Presseabteilungen eine bestimmte Sorte Menschen, die immer versuchen müssen, jedes Verdienst für sich zu beanspruchen, und ihre Publicity-Maske nie ganz ablegen können. Sie hören nie auf mit dem PR-Gesülze und drängen sich ständig ins Scheinwerferlicht.»
    «So bist du nicht», sage ich. Richard, denke ich, steht von Natur aus im Scheinwerferlicht. Er muss sich nicht hineindrängen.
    «Himmel, das will ich auch nicht hoffen. Denn ich sage dir, Parr, niemals hasse ich meinen Job mehr als dann, wenn ich zu einer Cocktailparty der Branche gehen und zusehen muss, wie all diese Hyper-PR-Figuren hinter den Medienleuten herhecheln, um sich ihnen vorzustellen und dabei nicht besonders subtil ihre Projekte zu verkaufen – und dabei dieses dauernde Namensschild-Surfen. Es ist brutal.»
    «Namensschild-Surfen?»
    «Du weißt schon – da fängt einer an, mit dir zu reden, als wärst du sein neuer bester Freund. Und wenn er glaubt, du guckst nicht hin, wirft er einen schnellen Blick auf dein Namensschild, um zu sehen, wer du bist. Wenn er dich für würdig – und wichtig – genug hält, redet er weiter mit dir. Es ist, als spähte man jemandem in den Ausschnitt. Und ich sage dir, wenn da jemand von der Times oder so was dabei ist, dann ist es, als hättest du einen Eimer Blut ins Haifischbecken geschüttet. Ich begreife nicht, warum diese Typen bei solchen Veranstaltungen überhaupt auftauchen – es sei denn, sie brauchen diesen billigen Ego-Trip.»
    Ich muss lachen. «Ja, aber dein Namensschild braucht niemand zu lesen, Richard.»
    «Stimmt auch wieder», sagt er mit gespielter Großspurigkeit.
    Sein Handy klingelt, aber er wirft nicht

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