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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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und die Bollywood-Schnulzen aus den verborgenen Lautsprechern im Gastraum übertönten das Geschehen auf dem kleinen Bildschirm.
    Ein Mann mit einer weißen Schürze erschien hinter der Durchreiche. Die Frau des Besitzers redete mit ihm und deutete dabei auf Van Leeuwen. Der Mann nickte, nahm die Schürze ab und trat aus einer Tür neben der Durchreiche. Er trug eine weiße Hose und ein ebenfalls weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Seine nackten Füße steckten in braunen Sandalen. Seine Haut hatte einen hellen Feigenton, und seine Zähne waren gelb. Als er den Commissaris begrüßte, lächelte er mit einem bestrickenden Mangel an Aufrichtigkeit. »Ich bin Salman Kapur«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun, Mijnheer?«
    »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen, Mijnheer Kapur«, sagte der Commissaris. »Über jemanden, der vor einigen Jahren für Sie gearbeitet hat.«
    »Ah ja. Bitte.«
    »Sein Name war Amir Singh.«
    »Ah ja.« Das Lächeln erstarb zu einem missmutigen Zähnefletschen, das weit aufrichtiger wirkte. »Amir Singh, natürlich.«
    »Sie erinnern sich also an ihn?«
    »Ah ja, nur flüchtig.« Eine kleine Handbewegung, an Flüchtigkeit selbst kaum zu überbieten. »Er hat hier gearbeitet, als Kellner. Ich habe ihn aufgenommen wie einen Sohn, weil er auch Sikh war, wie Frau Kapur. Er war erst kurz in Amsterdam und kannte niemand. Er war mittellos, ohne Geld, Sie verstehen?«
    »Mijnheer Kapur, hat Amir Singh sich irgendetwas zuschulden kommen lassen, während er bei Ihnen angestellt war?«
    »Zuschulden, ah nein, das nicht gerade.« Kapur schüttelte den Kopf, als bedauere er diesen Umstand ganz außerordentlich. »Nur ein bisschen störrisch war er, nicht gewohnt, zu gehorchen. Und sehr unglücklich – ein Mann, der seinen Kummer hegt wie einen Garten, viel Zeit darin verbringt, ja die Pflanzen seines Missgeschicks gießt. Das machte ihn stolz – zu stolz für einen Kellner und zu jähzornig für einen Küchenhelfer. Ich musste ihm sagen, dass er gehen soll, trotz Frau Kapur.«
    Frau Kapur gab sich keine Mühe, ihre Besorgnis angesichts dieser Befragung zu verbergen. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, als versuchte sie, ihrem Mann zu soufflieren, aber der drehte ihr den Rücken zu, sodass er ihren Mund nicht sehen konnte.
    »Wissen Sie, was aus ihm geworden ist, nachdem Sie ihn entlassen haben?«, erkundigte sich der Commissaris. »Haben Sie ihn vielleicht später noch einmal wiedergesehen?«
    »Ah ja, erst vor Kurzem.« Kapur nickte und leckte sich eifrig mit einer kleinen roten Zungenspitze über die Lippen. »Er kam zu uns ins Restaurant mit einer Frau, einer jungen Frau von hier, er wollte sie uns zeigen – dass sie ihn liebte, einen Einwanderer, und dass sie glücklich waren. Er hatte es nicht leicht gehabt in der Zwischenzeit, das konnte man sehen; er lachte zu laut. Aber er bestellte das teuerste Gericht, mit Vorspeise und Dessert.«
    »Hat er Ihnen erzählt, was er gerade so machte?«, fragte Hoofdinspecteur Gallo. »Wo er arbeitete? Mit wem er sich rumtrieb, wenn er nicht gerade glücklich mit seiner niederländischen Freundin war?«
    Kapur lächelte wieder, ein anderes Lächeln diesmal, dem eine Messerspitze Eitelkeit beigemengt war. »Nein, er tat immer sehr geheimnisvoll, hat nie über seine Pläne gesprochen. Aber ich wusste es trotzdem.«
    »Sie wussten, wo er arbeitete?«, fragte Gallo nach.
    »Sie haben mich angerufen«, sagte Kapur. »Er hat das Shere Punjab als Referenz angegeben, und sie haben angerufen, um sichzu erkundigen, ob er wirklich hier war und ob ich ihn empfehlen kann.«
    »Wer hat Sie angerufen?«, fragte der Commissaris. Er hörte das Klingeln der Straßenbahnen, die sich auf der Leidsestraat der Brücke über die Prinsengracht näherten.
    »Die Firma Palace of 1000 Flavors . Radschiv Sharma, der Eigentümer, war selbst am Apparat.«
    »Ein Inder?«, fragte Julika.
    »Nein, ein Eskimo«, sagte Kapur, glücklich über seinen kleinen Scherz, doch seine Frau versetzte ihm einen ebenso kleinen Stoß, und er hörte sofort auf zu lächeln. »Ein Inder natürlich.«
    » Palace of 1000 Flavors – Palast der 1000 Gewürze«, wiederholte der Commissaris, nicht im Geringsten befremdet über den blumigen Namen, sondern höchst zufrieden darüber, wie sich alles so schnell zusammenfügte, »was ist das für eine Firma?«
    »Radschiv Singh Sharma beliefert Restaurants mit Gewürzen, Inder, Surinamesen, Indonesier, auch viele andere. Er importiert sie und verkauft

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