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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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kriegst du nicht aus mir heraus, und wenn du dich auf den Kopf stellst ...
    Das Boot beschrieb einen großen Bogen und steuerte in den Kanal, an dem der Hortus Botanicus lag. Ein paar Kinder an Borddeuteten mit lautstarker Begeisterung auf eine barbusige Frau, die sich im Wertheimpark sonnte.
    Van Leeuwen sagte: »Sie haben also Amir Singh nach der fehlgeschlagenen Razzia im Palast der 1000 Gewürze eingeschleust, damit er Sie darüber informiert, wenn eine neue Lieferung Rohopium bei den Sharmas eintrifft –«
    »Nein, nein, anders herum: Singh kam zu mir. Er arbeitete bei den Sharmas, aber noch nicht lange, und als dann plötzlich die Razzia stattfand, bekam er es mit der Angst zu tun. Er war schon einmal wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz im Knast gewesen, und er lief Gefahr, seine Aufenthaltserlaubnis zu verlieren, selbst wenn er nichts mit den Machenschaften der Sharmas zu tun hatte – vorausgesetzt , das stimmte, und vorausgesetzt , man glaubte ihm.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe«, sagte der Commissaris verblüfft, »behaupten Sie, Singh habe zum Zeitpunkt der Durchsuchung schon im Palast der 1000 Gewürze gearbeitet und sei erst danach zu Ihnen gekommen, um sich Ihnen als Spitzel anzubieten?«
    »Genau.«
    »Und er kam zu Ihnen, obwohl Sie es gewesen waren, der ihn seinerzeit festgenommen hatte, ist das richtig? Er war nicht wütend auf Sie, er hatte keine Ressentiments Ihnen gegenüber, auch keine Angst, dass Sie ihm nicht glauben könnten. Er sieht Sie bei der Razzia, erkennt Sie wieder, und am selben Abend steht er bei Ihnen vorm Schreibtisch und sagt, Hoofdinspecteur Dekker, ich bin Ihr Mann, was kann ich für Sie tun, so etwa?«
    »Nicht ganz so«, erklärte Dekker geduldig. »Es war nicht am selben Abend, und er kam auch nicht einfach so aus heiterem Himmel, sondern weil er wusste, dass er mir vertrauen konnte. Ich hatte ihn zwar festgenommen, aber ich war auch für ihn da, als er wieder entlassen wurde. Ich habe ihm seine erste Arbeit verschafft – als Rosenverkäufer –, ein Zimmer, alles, damit er nicht rückfällig und am Ende doch noch ausgewiesen wird. Und dafür war er mir dankbar.«
    Van Leeuwen nickte, als gefalle ihm die bunte, sparsam hingeworfeneMiniatur, die Dekker für ihn malte. »Wenn Amir also nicht am selben Abend zu Ihnen kam, wann kam er dann? Am nächsten Morgen? Die Sharmas schwören nämlich Stein und Bein darauf, dass Amir Singh nach der Razzia bei ihnen aufgetaucht ist – genauer gesagt, am frühen Abend des nächsten Tages.«
    Dekker schirmte die Augen mit der flachen Hand gegen die hoch stehende Sonne und den blauen Glanz des Wassers ab. »Dann, Mijnheer van Leeuwen, stehen Sie wohl vor dem Problem, dass Sie sich entscheiden müssen, wem Sie glauben wollen – obwohl es eigentlich keine besonders große Rolle spielt, seit wann genau Singh in dem Gewürzladen gearbeitet hat.«
    Das tut es sehr wohl, dachte der Commissaris, aber das sagte er nicht. Stattdessen fragte er: »Und wie gestaltete sich Ihre Zusammenarbeit?«
    »Singh erklärte sich bereit, uns darüber zu informieren, wann der geeignete Zeitpunkt für einen erfolgreichen Zugriff gekommen sei, genau, wie Sie gesagt haben.«
    »Das hat er aber nicht getan.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich nehme an, weil Radschiv Sharma ihn enttarnt und ermordet hat, bevor er uns benachrichtigen konnte.«
    »Wenn er sich Ihnen nicht als Spitzel angeboten hätte, wäre er also noch am Leben«, fasste der Commissaris zusammen. »Am Morgen der Razzia selbst, kurz vor Sonnenaufgang, da sind Sie doch die ganze Zeit in Ihrem schwarzen Dienstwagen sitzen geblieben, soweit ich informiert bin?
    »Ja.«
    »Und trotzdem hat Amir Sie hinter den getönten Scheiben erkannt«, bemerkte der Commissaris. »Wissen Sie noch, wo auf dem Hof er sich etwa befand?«
    »Keine Ahnung, vielleicht war er in der Halle. Ich habe ihn ja nicht gesehen, sonst hätte ich ihn mir selbstredend vorgeknöpft.«
    »Etwas verstehe ich trotzdem nicht, Hoofdinspecteur«, sagte Van Leeuwen und drehte die von Dekker gemalte Miniatur um, neugierigauf den Anblick, den die Rückseite bot. »Warum hat Amir überhaupt bei den Sharmas nach Arbeit gefragt, er hatte doch die Videothek?«
    » Videoparadise ? Der Laden lief wohl nicht sehr gut. Ich nehme an, er musste etwas dazuverdienen. Immerhin war seine Freundin ja schwanger ...«
    »So könnte es gewesen sein«, bestätigte Van Leeuwen. »Haben Sie ihn da mal besucht, in der Videothek?
    »Nein. Nie.« Die

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