Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
Vom Netzwerk:
Würden Sie es ihnen zutrauen?«
    Dekker wandte den Blick von der Amsterdam und sah auf das Wasser hinaus, ohne den Commissaris auch nur mit einem Seitenblick zu streifen. »Aber ja, natürlich. Ich würde auch der Königin einen Mord zutrauen, Sie nicht?«
    »Der Name des Toten ist Amir Singh.«
    »Ich habe davon gehört, entsetzliche Sache. Ich kannte ihn.« Dekker zog seine Auskünfte schnell und beiläufig hervor, wie ein guter Geber die Spielkarten im Casino.
    »Ich weiß«, sagte Van Leeuwen. »Also, was haben Sie und Ihre Leute auf dem Gelände der Sharmas gesucht?«
    »Was schon? Illegal eingeführte Waren.«
    »Welcher Art?«
    »Ach, du meine Güte.« Dekker verzog die Lippen zu etwas, das einem Lächeln ähnelte. »Commissaris, über fünfzig Prozent allerEinfuhren der EU laufen über niederländische Grenzen, Häfen, Flugpisten – Öl, Schnaps, Tabak, Waffen, alles, das Ganze im Wert von Milliarden Euro. Das heißt, dass auch mindestens ein Viertel aller in diesem Zusammenhang begangenen Straftaten unter die Hoheit des niederländischen Zolls fällt, da geht es dann immer noch um einige Hundert Millionen Euro. Wir tun, was wir können, aber wir sind zu wenige, und die sind zu viele, und deswegen können wir nur Stichproben machen. Nehmen Sie meinetwegen Waren aus Kolumbien – Kaffee, Baumwolle, Tabak, Zucker, Bananen, Tausende und Abertausende Kilo pro Jahr, alles kommt über unsere Grenzen, in Säcken, Kisten, Bündeln, Dosen. Denken Sie, jeder Sack, jede Dose, jede Banane kann da geprüft werden? Wir machen Stichproben, durchleuchten die Kisten, lassen Hunde dran rumschnüffeln und finden nichts als reinen Kaffee oder reine Baumwolle oder reinen Tabak. Aber ein paar Hundert Dosen, Säcke oder Bananen können mit reinem Kokain gefüllt sein. Wir finden es nicht, aber wir wissen, dass es da ist. Und deswegen führen wir gelegentlich eine Razzia durch, wenn wir gegen jemanden einen konkreten Verdacht haben. Aber natürlich geht es nicht nur um Kolumbien, genauso wenig, wie es nur um Rauschgift geht.«
    »Worum ging es bei den Sharmas?«
    Dekker kniff die Augen zusammen. Er drehte sich um und schaute zurück zur Amsterdam , während das Aussichtsboot in die Herengracht tuckerte. Inmitten des Blinkens und Glitzerns auf den Wellen sah der Dreimaster aus wie eine Fata Morgana, ein Geister-schiff, das ohne gesetzte Segel aus der Vergangenheit herangeschwebt war.
    »Ging es um Moschus?«, hakte der Commissaris nach. »Moschus?«
    »Radschiv Sharma ist der Ansicht, Sie hätten nach geschmuggeltem Moschus gesucht.«
    Dekker sah Van Leeuwen zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht an, und für einen Moment schien es ihm die Sprache zu verschlagen. »Sie glauben, Amir Singh ist wegen Moschus umgebracht worden?! Gütiger Himmel, wir – ich und meine Kollegen inRotterdam – haben mehrere Monate lang gegen Radschiv Sharma und seine Firma wegen des Verdachts fortgesetzter Steuerstraftaten und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt.«
    »Sie glauben also, dass der Tod von Amir Singh im Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten der Sharmas steht?«
    »Früher oder später werden Sie es ja ohnehin herausfinden, deswegen kann ich es Ihnen auch gleich sagen.« Dekker rieb sich langsam mit den manikürten Fingern die Mundwinkel. »Amir Singh hat für mich als V-Mann gearbeitet.«
    Van Leeuwen schwieg überrascht.
    »Wir hatten Anlass zu der Vermutung«, fuhr der Hoofdinspecteur fort, »dass Radschiv Sharma nicht nur Gewürze importiert und damit handelt, sondern auch andere Substanzen ins Land schmuggelt.«
    »Drogen«, präzisierte Van Leeuwen.
    Dekker nickte. »Rohopium, um genau zu sein. Aus Afghanistan, von den Mohnplantagen der ganzen Kriegsherren da, und aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion.«
    Van Leeuwen sagte: »Aber Sie haben bei der Razzia doch nichts gefunden, oder? Weder Opium noch Spuren davon?«
    »Nein, aber das heißt nicht, dass unsere Vermutung falsch war. Mijnheer Van Leeuwen, hinter Radschiv Sharmas Fassade, der Maske eines harmlosen, aufrichtigen und ehrbaren Kaufmanns, verbirgt sich ein gerissener, äußerst gefährlicher Krimineller, der über Leichen geht.«
    »Wie kommen Sie darauf, wenn Sie keine Beweise haben?« »Informanten.«
    »Was für Informanten?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es würde Ihre Tarnung gefährden, wenn ihre Namen bekannt würden.«
    »Auch, wenn sie schon tot sind?«, fragte der Commissaris. Dekker zuckte mit den Schultern – tut mir leid, mehr

Weitere Kostenlose Bücher