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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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sehen die Messerklinge aufblitzen, und noch immer könnten Sie den Mord verhindern –«
    »Es trifft Sie wie ein Schlag, als Sie das Blut sehen.« Der Commissaris hieb mit der flachen Hand gegen die Rückenlehne von Miras Stuhl, »aber Sie bleiben trotzdem in Ihrem Versteck, weil Sie plötzlich auch Angst kriegen, weil Sie nicht wissen, was Radschiv mit Ihnen machen wird, mit der einzigen Zeugin –«
    »Oder vielleicht war alles ganz anders?!« Gallo ging jetzt hinter Mira und Van Leeuwen vorbei. »Haben Sie sich gar nicht versteckt? Haben Sie mitgeholfen, die Schlange zu zertreten, die in Ihrem Paradies aufgetaucht war? Haben Sie Shak geholfen, Amir festzuhalten, damit Radschiv ihm das Gesicht zerschneiden konnte? Haben Sie geholfen, ihn zu foltern, damit er das Versteck verrät, den Ort, wo er seinen Schatz vergraben hat, das gestohlene Rohopium?! Haben Sie –«
    »Nein!«, rief Mira und schlug die Hände vors Gesicht. »So war es nicht! So war es nicht ... «
    Gallo blieb stehen, im Dunkeln an der Wand. Er sagte nichts mehr. Auch Van Leeuwen schwieg. Schließlich legte er Mira sanft die Hände auf die Schultern. »Wie war es dann?«, fragte er.
    Mira schluckte. Sie ließ die Hände sinken. Ihre Wimpern glänzten feucht. »Radschiv hat nichts damit zu tun«, sagte sie leise. »Er hat Amir nicht getötet, und er hat auch kein Rauschgift geschmuggelt. Moschus – er hat Moschus geschmuggelt. Mehr nicht. Alle denken, Radschiv wäre so reich, die Geschäfte gingen so gut, aber das stimmt nicht. In der letzten Zeit ist der Umsatz zurückgegangen, die Ausgaben überstiegen die Einnahmen, es gab keine Rücklagen mehr. Deswegen hat Radschiv versucht, mit dem Moschus heimlich etwas dazuzuverdienen –«»Wie kommt der Zoll dann auf Opium?«, fragte Gallo.
    »Shak«, sagte Mira und holte tief Luft. Sie zitterte jetzt am ganzen Leib, als hätte sie die Kontrolle über die feinen Drähte verloren, die unter der Haut dafür sorgten, dass der menschliche Körper sich koordiniert bewegte. »Er dachte, Moschus bringt nicht genug. Opium bringt mehr. Aber Radschiv hatte davon keine Ahnung. Er hätte es nicht zugelassen, niemals, und Shak wusste das. Deswegen hat er es ohne Radschivs Wissen getan.«
    Van Leeuwen fragte: »Aber Sie wussten es?«
    »Nein, ich habe es auch erst erfahren, als – in der Nacht, in der Amir starb.«
    »Amir hatte es aber herausgefunden«, konstatierte Gallo.
    Mira nickte. »Ja, aber er hat es nicht von selbst entdeckt. Dazu war Shak zu vorsichtig. Shak hatte ja schon die ganze Zeit den Verdacht gehabt, dass Amir ein Spitzel sein könnte, und irgendwann hat er es nicht mehr ausgehalten – er wollte den Beweis, deswegen hat er ihn auf die Probe gestellt ... Es war ein paar Tage nach dem großen Willkommensessen. Er hatte Amir die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen, aber Amir merkte nicht, wie sehr Shak ihm misstraute. Er war immer fröhlich, fleißig, er flirtete mit mir und trug Pamit auf Händen. Radschiv war ganz begeistert von ihm. Shak sah, wie Radschivs Augen leuchteten, wenn er mit Amir redete, und plötzlich bekam er Angst, sein Vater könnte Amir lieber haben als ihn. Einen Spitzel. Einen Exsträfling. Einen Drogensüchtigen.
    An diesem Abend ein paar Tage nach dem Essen lud er Amir ein, mit ihm spazieren zu gehen, nur sie beide, zwei Freunde, deren neu geknüpftes Band noch tiefer werden sollte. Er sagte Amir, er hätte die Einstichnarben gesehen, und er wollte ihn natürlich nicht in Versuchung führen, aber falls Amir mal erstklassigen Stoff –«
    »Und so weiter«, fiel Gallo ihr ungeduldig ins Wort, »er weiht ihn also in sein lukratives Nebengeschäft ein ...«
    »Er hat ihm sogar verraten, wann angeblich die nächste Lieferung kommen sollte und wo er den Stoff versteckte«, sagte Mira. Ihr Gesicht hatte jetzt nichts mehr von einer Maske. »Natürlich sagte er ihm nicht die Wahrheit – er wollte nur sehen, ob Amir den Zollinformiert, ob wieder eine Razzia stattfindet. Aber nichts passierte. Trotzdem waren Shaks Zweifel nicht zerstreut, und als der Stoff dann wirklich kam, versteckte er ihn woanders, als er gesagt hatte. Wieder legte er sich auf die Lauer und wartete, ob Amir sich an der falschen Stelle zeigte, an der, die er ihm genannt hatte. Bloß dass Amir ihn auch beobachtet hatte und deshalb den Stoff eine Nacht später aus dem echten Versteck stahl.«
    »Wo war das?«, fragte Hoofdinspecteur Gallo.
    »Ganz hinten in der Lagerhalle«, antwortete Mira, »in einem Regal mit

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