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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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nachts.
    »Also, folgende Fragen«, sagte der Commissaris. »Haben wir es bei dem Mord an Deniz mit demselben Täter zu tun wie bei dem Mord an Kevin ? Wenn ja, warum hat er seine Vorgehensweise verändert ? Warum hat er dem Toten die Nieren entnommen und ihm beide Oberschenkel gebrochen ? Warum hat er ihm die Genitalien abgeschnitten ? Warum ist dem Körper das Blut entzogen worden ? Was hat die Löcher in den Venen verursacht ? Was bedeutet es, dass ihm gerade diese Verletzungen zugefügt wurden und keine anderen?«
    »Die fehlenden Nieren könnten für die Klinikspur sprechen«, sagte Vreeling, »aber anders, als wir bisher gedacht haben. Vielleicht ist Kevin einem Organhändlerring auf die Spur gekommen –«»Und warum hat der Täter dann dessen Nieren nicht auch entfernt ?«, fiel Julika ihm ins Wort.
    »Er wurde gestört, die Zeit war zu knapp«, antwortete Vreeling. »Der Vondelpark war viel zu belebt, um mit der Leiche zu verschwinden, und genauso unmöglich war es, ihr dort Organe zu entnehmen –«
    »– oder abzuschneiden«, unterbrach Julika ihn erneut, »und das, obwohl wir wissen, wie begehrt gerade Genitalien und Gehirne bei Organhändlern sind. Mir sieht das alles nach wie vor eher nach einem Ritual aus, das erst bei Deniz ungestört und in vollem Umfang vollzogen werden konnte.«
    »Und was für ein Ritual soll das sein ?«, fragte Vreeling.
    »Zerbrecht euch nicht den Kopf über das Ritual«, sagte Van Leeuwen. »Ich habe einen Verdacht, aber mir fehlen die Beweise. Geht jeder Spur nach, egal, wie abwegig sie scheint. Was habt ihr über Pieters herausgefunden ?«
    Hoofdinspecteur Gallo klappte sein Notizbuch auf und las vor: »Pieters, Josef Nikodemus, geboren in Utrecht, zweiundsechzig Jahre alt, unverheiratet, keine Kinder. Studium in Amsterdam und Amerika, unter anderem an der renommierten Harvard Medical School und dem Ca ltech in Kalifornien. Student und Assistent der Nobelpreisträger Linus Pauling und Carleton Gadjusek. Ausbildung zum Kinderarzt, außerdem Abschlüsse in Anthropologie, Biophysik, Biochemie, Neurologie, Neuropathologie. Lehrstühle an mehreren Universitäten im In- und Ausland. Heißer Anwärter auf den Nobelpreis für Medizin aufgrund seiner Beiträge zur Erforschung von Creutzfeldt-Jakob. Ein Genie.«
    »Ein Genie mit einer merkwürdigen Vorliebe für Kinder«, sagte Vreeling und zückte sein Notizbuch. »Ihre Intuition war wieder mal erstklassig, Commissaris. Ich habe hier zwei Anzeigen, und zwar wegen sexueller Belästigung eines Minderjährigen –«
    »Ein es oder ein er ?«, fragte Gallo.
    »Beides Jungen, einer vor zwölf Jahren in Den Haag, der andere –«, Vreeling schaute in sein Notizbuch, »– vor zehn Jahren in Amsterdam.«
    »Wie alt waren die Jungen ?«, fragte der Commissaris. »Acht und neun.«
    »Die Umstände ? Wann, wo und wie ?«
    »Beide Male in einem Schwimmbad. Er, also Pieters, hat sich den Jungen genähert und sie berührt, später hieß es, er habe sie nur gestreichelt, so über den Scheitel –«
    »Die Einzelheiten interessieren mich nicht«, sagte der Commissaris. »Belästigung, Missbrauch, das ist ein schlimmes Verbrechen, aber nicht immer ist es auch tatsächlich passiert. Vielleicht war es tatsächlich nur eine spontane Geste der Zärtlichkeit –«
    »Zwei Mal ?«, fragte Vreeling.
    »Was ist aus den Vorfällen geworden ?«
    »Eine Anzeige wurde niedergeschlagen, die andere zurückgezogen. Die Jungen verstrickten sich in Widersprüche, und nur im zweiten Fall gab es einen Zeugen, der sich aber plötzlich nicht mehr genau erinnern konnte. Die Vorfälle gehörten zu den Delikten, wo früher gern das Opportunitätsprinzip angewandt wurde: Die Staatsanwaltschaft hätte Anzeige erheben können, musste es aber nicht. In Pieters’ Fall war wohl erkennbar, dass sie von einer Strafverfolgung absehen würde. Am Ende hat sogar die Polizei den Eltern geraten, die Sache nicht weiterzuverfolgen.«
    »Und der Beschuldigte war Josef Amadeus Pieters ?«, fragte der Commissaris noch einmal.
    »Nikodemus«, sagte Gallo. »Josef Nikodemus Pieters.«
    »Ja«, bestätigte Vreeling, »Ihr Professor Pieters. Vielleicht sollten wir eine Gegenüberstellung ansetzen, mit Tic und Robbie.«
    Van Leeuwen schüttelte den Kopf. »Sie haben den Doktor, von dem Kevin gesprochen hat, nie gesehen. Ich glaube auch nicht, dass er dieser Doktor war. Da fällt mir ein: Wie verkraften sie denn den Tod von Deniz ? Sie kriegen doch noch Polizeischutz, oder ? Werden sie

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