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Und was, wenn ich mitkomme?

Und was, wenn ich mitkomme?

Titel: Und was, wenn ich mitkomme? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Prawitt
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Gott sei Dank — nicht einen einzigen Mucks.
    Unquera gefällt uns überhaupt nicht. Wir durchqueren es auf einer langen, viel befahrenen Straße. Rechts und links gibt es Läden, die alle schmuddelig wirken. Nirgendwo Blumen oder Bäume. In einem mercado stocken wir unseren Proviant auf und wandern nach einer ordentlichen Jause hinter der Brücke, die 100 Meter über den Meeresarm Ria de Tina Mayor führt, weiter. Dieser Meeresarm bildet die Grenze zwischen zwei spanischen Provinzen. Wir verlassen Kantabrien und betreten asturischen Boden. Der erste Ort in Asturien, direkt hinter der Brücke, ist winzig und heißt Bustio. Knapp zwei Kilometer weiter steil bergauf liegt Colombres. Unser Wanderführer verspricht, dass es gleich am Ortseingang eine Touristen-Information gibt. Die ist aber geschlossen und wird in den nächsten vier Wochen auch nicht öffnen. Also ziehen wir erst mal weiter zum Marktplatz. Wir drei mit unseren Rucksäcken sind auffällige Erscheinungen, und die Leute drehen sich nach uns um. »Donde esta albergue de peregrino?« (Wo ist die Pilgerherberge?), fragen wir mutig in die Runde. Freundlich wird uns der Weg zur Jugendherberge gewiesen.
    20 Kilometer sind heute wohl wieder zusammengekommen. Pit und ich fühlen uns fit. Wir hätten noch gut weiterlaufen können. Aber bis zur nächsten Herberge ist es eine ganze Tagesetappe, und trotz unserer Sehnsucht, einmal ganz für uns zu sein, entscheiden wir uns gegen eine Übernachtung in einem hostal, von denen der Wanderführer einige in den nächsten Ortschaften ausweist. Ein Doppelzimmer kostet zwischen 30 und 40 Euro für uns beide. Wir versuchen aber, mit ca. 20 Euro pro Person und Tag auszukommen, was uns bis jetzt auch gut gelungen ist, ohne dass wir auf unseren geliebten café con leche verzichtet oder zwanghaft jeden Cent herumgedreht hätten. Die Übernachtung in der Jugendherberge in Colombres kostet dann doch 12 Euro für jeden. Christian ist darüber sehr verärgert, denn sein Finanzrahmen ist weit enger gesteckt als unserer. Mir ist es aber egal. Die Betten sind gut, es ist ruhig und wir haben ein Zimmer für uns drei allein. Dachten wir jedenfalls...
    Pit hat Wein zum Abendbrot gekauft, wir sitzen gerade auf der Veranda der Jugendherberge an einem Holztisch und teilen unsere Vorräte, da taucht plötzlich Lieselotte auf. Ausgerechnet sie wird in unserem Zimmer einquartiert. Und dann spaziert auch noch Vincent daher. Zu viert spielen wir 10 000, unser Idiotenwürfelspiel. Ob Vincent auch bei uns übernachten wird, ist nicht sicher. Er sucht seine Schwester, die sich unterwegs von ihm getrennt hat, wer weiß aus was für Gründen. Vincent ist ziemlich zappelig deswegen, und schließlich macht er sich auf die Suche nach ihr. Aber sie hat sich wohl in ein teures Hotel eingemietet. Mit ihrem Rechtsanwaltsgehalt kein Problem, anders als für den armen Studenten Vincent. Sein Plan ist, sich in der Nacht heimlich in unser Zimmer zu schleichen. Freie Betten gibt es genug. Aber jemand vom Herbergspersonal fängt ihn während seiner Nacht- und Nebelaktion ab und so muss er schließlich genauso wie wir 12 Euro berappen. Bis er sich endlich eingerichtet hat, geht es noch mal ziemlich unruhig zu. Aber davon bekommt außer mir keiner etwas mit. Vincent krabbelt nämlich in das Bett über mir, wahrscheinlich, weil es dem Eingang am nächsten steht. Hier oben hatte ich meine Wäsche und meine Handtücher deponiert, und jetzt muss ich erst noch umräumen. Und das im Dunkeln. Hoffentlich finde ich morgen alles wieder!

19. TAG COLOMBRES — LLANES

    Um Viertel vor acht stehlen Pit und ich uns bepackt und wanderbereit aus dem Zimmer. Alle anderen schlafen noch. Die Morgenluft ist herrlich frisch und der Ort ganz verschlafen. Wir kommen an prächtigen, bunt gestrichenen Villen in symmetrisch angelegten Gärten vorbei, und Pit zeigt mir begeistert Straßen und Häuser, die er gestern auf seinem Wein-Einkaufsbummel entdeckt hat.
    Die Landschaft hinter Colombres ist herb, überall Felsen und riesige Felder gelb blühenden Ginsters. Über eine gut restaurierte Brücke geht es in einen Märchenwald, der einsam, meditativ still und von Efeu und Farnen überwuchert ist, in denen helle Sonnenflecken tanzen. Im Gehen essen wir Kekse — Frühstücksersatz. In der Hoffnung auf Kaffee machen wir einen kleinen Schlenker durch Buelna. Das Dorf ist ein richtiges Kleinod mit seinen alten, gepflegten Häusern, vor denen üppig Geranien und Rosen wuchern. Aber eine geöffnete

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