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Und was, wenn ich mitkomme?

Und was, wenn ich mitkomme?

Titel: Und was, wenn ich mitkomme? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Prawitt
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noch von der Seite. Viel Verkehr, viel Lärm und viel Industrie. Wortlos trotten wir hintereinander her, der Blick eingeschränkt durch das enge Gesichtsfeld, das uns unsere Regenkapuzen gewähren, dazu die Gleichförmigkeit der Straße. Es gibt so gut wie keine Ablenkung, aber massig Raum für unsere Gedanken, die sich fast ausschließlich um nasse Kleidung drehen.
    Pit hat gestern Abend seine beiden Handtücher gewaschen. Ein drittes gibt es nicht, was bedeutet, dass er heute Abend nicht duschen kann. Mit den Strümpfen ist es ihm auch schon mal so ergangen. Wenn ich wasche, sorge ich dafür, dass immer ein Teil trocken bleibt, auch wenn es schmutzig ist und stinkt. Ich würde Pit gerne raten, es genauso zu tun. Aber ich fürchte seine Abwehrhaltung, gerade jetzt, wo es wieder einigermaßen gut zwischen uns läuft. Und außerdem: Warum muss ich ihm überhaupt etwas raten? Vielleicht, weil ich mir wünsche, dass er meine Umsicht toll findet und mich dafür bewundert? Quatsch, eher erreiche ich mit meiner Besserwisserei das Gegenteil. Also halte ich die Klappe. Er wird schon seine Erfahrungen machen und selbst seine Schlüsse ziehen. Schließlich bleibt einem auf dem Camino gar nichts anderes übrig.
    Die Herberge in La Caridad ist leicht zu finden, bloß nicht der Schlüssel, um hineinzukommen. Donna Theresa, die laut Wanderführer die »Schlüsselgewalt« hat und bloß ein Haus weiter wohnt, ist nicht da oder schwerhörig oder anderweitig beschäftigt. Na prima... 15 Kilometer Nationalstraße, Dauerregen und kein llave (Schlüssel). Dabei hätte ich so gerne schon mal meine Sachen aufgehängt! Stattdessen kehren wir in eine Bar ein, warten auf café con leche und bestellen menu del dia (Tagesmenü). Bis alles aufgetischt wird, verschwinden Pit und ich nacheinander auf die Toilette und ziehen uns dort trockene Sachen an. Die nassen hängen wir über Stuhllehnen und Rucksäcke. Um unseren Tisch herum sieht es aus wie beim Trödler, aber niemand stört sich daran, und wir schon gar nicht. Dann machen wir uns über Kartoffelsalat mit Erbsen, Möhren, Ei und Thunfisch, über frittierten Fisch und Obst zum Nachtisch her, dazu gibt es reichlich Rotwein und zum Abschluss ein Zigarillo für jeden. Ich bin ziemlich aufgekratzt und teile Pit meine neueste, weinselige Erkenntnis mit: »Jetzt weiß ich endlich, warum die Südländer so leicht leben: Es ist nicht nur der Sonnenschein, о nein, es ist ja auch der Wein!«
    »Von Sonnenschein kann ja wohl keine Rede sein«, spottet Pit. Aber als wir die Bar verlassen, hat es wenigstens aufgehört zu regnen. Wir starten den zweiten Versuch, den Herbergsschlüssel zu bekommen — und scheitern auch diesmal. Was nun? Wir könnten anrufen, jedenfalls ist im Wanderführer eine Telefonnummer vermerkt. Aber es ist eine Sache, mit den Einheimischen von Angesicht zu Angesicht zu reden und dabei Mimik und Hände zu Hilfe zu nehmen, und eine andere, sich am Telefon so auszudrücken, dass man verstanden wird. Diese Aufgabe überfordert uns eindeutig, und wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.
    »Wie wäre es, wenn ein Spanier für uns anruft?«, schlage ich vor.
    Pit ist skeptisch, aber leicht beschwipst, wie ich bin, kenne ich keine Hemmungen und spreche einen Mann an, der auf dem Hauptplatz von La Caridad gerade seinen Marktstand zusammenpackt. Sonst ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Marktzeit ist längst vorüber. Aber zu unserem Glück hat er gebummelt, ganz so, als hätte er gerade auf uns gewartet. Jedenfalls geht er bereitwillig auf uns ein. Mimik und Hände ersetzen tatsächlich, was ich nicht ausdrücken kann, und der Spanier schreitet sofort zur Tat und verschwindet in einem Telefonhäuschen. Er redet lange und ausgiebig und erklärt uns hinterher wortgewaltig das Ergebnis. Wir verstehen natürlich wieder mal kein Wort, aber wir vermuten, was er meint, nämlich, dass wir zurück zu Donna Theresas Häuschen gehen und dort warten sollen. In nächster Zeit wird jemand mit dem Schlüssel auftauchen. »Muchas gracias « und » Adiós «, und dann trollen wir uns davon, stehen uns vor Donna Theresas Haustür die Beine in den Bauch und warten und warten und warten, während unsere feuchten Klamotten in ihren Plastikverpackungen im Rucksack vor sich hin schimmeln. Aber niemand kommt. Sollten wir unseren freundlichen Helfer missverstanden haben? Besser, noch mal zurück zum Hauptplatz zu gehen und sich rückzuversichern in der Hoffnung, dass der Mann noch da ist. Er

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