Und weg bist du (German Edition)
ein Insider-Witz.
»Lass uns gehen, Jocelyn.« Noah griff nach meinem Arm.
»Willst du nicht hören, was ich dir zu sagen habe?«, wandte sich Saulto an ihn.
»Nein, falls du es vergessen haben solltest, ich arbeite nicht mehr für euch.«
Salto trat einen Schritt vor und versperrte uns den Weg. »Du hast einen Vertrag unterschrieben, als du bei uns angefangen hast, schon vergessen?«
»Dann verklagt mich doch.«
»Wir stellen bei ISI keine Loser an. Und für mich ist jemand, der aufgibt, ein Loser.«
»Spar dir deinen Sportjargon fürs nächste Handballspiel.«
Saulto beugte sich vor und seine Brustmuskulatur spannte sich unter dem Stoff seines blauen Hemdes. »Denk an Jack«, sagte er mit leiser Stimme.
Ich starrte in seine eiskalten Augen. »Was meinst du damit?«
Saulto verzog den Mund wieder zu einem Lächeln und trat einen Schritt zurück. »Nichts, entschuldige bitte. Sehr nett dich kennengelernt zu haben. Jack hat nie viel von dir erzählt, was sehr schade ist.«
Leise ertönte eine Glocke und eine Frauenstimme verkündete über Lautsprecher, dass die Bücherei in Kürze schließen würde. Noah führte mich von Zachary Saulto fort. Er folgte uns nicht, doch als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass er uns nachsah.
»Was war das gerade?«, fragte ich, als wir um die nächste Ecke gegangen waren.
»Nichts. Was der Typ von sich gibt, ist nur heiße Luft. Lass uns gehen.«
»Aber die Zeit reicht noch, um schnell das Buch von Greg Hall zu holen.«
»Nein, das geht jetzt nicht.«
Ich blieb stehen und er sah mich sichtlich verärgert an. »Die Bücherei macht gleich zu. Wir kommen morgen wieder.«
Die Vorstellung, noch eine ganze Nacht auf die Information warten zu müssen, der wir so nahe waren, kam mir unerträglich vor. Ich begann rückwärtszugehen. »Ich verlasse die Bücherei nicht, bevor ich das Buch habe. Du kannst ja schon mal vorgehen, wenn du willst. Wenn es sein muss, verstecke ich mich auf dem Klo und warte, bis die Luft rein ist.«
Ich entfernte mich, aber Noah holte mich ein. Er packte mich von hinten an der Schulter und drehte mich um. »Hör zu, Jocelyn, das ist jetzt nicht die richtige Zeit. Welchen Hinweis auch immer Jack dir hinterlassen hat, er war für dich bestimmt und für sonst niemanden. Genau deshalb solltest du jetzt nicht danach suchen. Verstanden?«
Er musste die Furcht in meinen Augen gesehen haben, denn er lockerte den Griff und fuhr freundlicher fort: »Die Bücherei öffnet um zehn Uhr und ich verspreche dir, dass ich dich gleich morgen früh wieder herbringe.«
Über Noahs Schulter hinweg sah ich Zachary Saulto um die Ecke biegen und auf uns zukommen. Plötzlich verstand ich Noahs Bemerkung, dass Jacks Anhaltspunkt nur für mich bestimmt sei. Ich gab nach und verließ das Gebäude mit Noah durch die Glastür.
vierzehn
GESPRÄCH
Wir holten uns beim Chinesen etwas zu essen. Bis wir bei Noah zu Hause ankamen, war es spät geworden. Sofort setzten wir uns an den Küchentisch und leerten das Essen auf unsere Teller. Ich war müde und spürte plötzlich wieder all die Schmerzen und Wunden von gestern. Als ich meine Frühlingsrolle in die scharfe Soße tauchte, musste ich daran denken, wie sehr wir drei chinesisches Essen geliebt hatten. Ich erinnerte mich an eine Mahlzeit, die Noah und Jack für Silvester zubereitet hatten. Wir konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen, weil sich Jack so ungeschickt mit den Stäbchen anstellte. Unwillkürlich wurde ich melancholisch.
»Du bist so still. Was ist los mit Miss Plappermaul?«
Schulterzuckend schob ich mir eine Gabel voll Reis in den Mund.
»Ich habe dir doch versprochen morgen wieder mit dir zur Bücherei zu fahren.«
»Ja, ich weiß. Ich musste nur gerade an meinen Bruder denken. Stundenlang habt ihr beide online gechattet, aber zu einem persönlichen Treffen ist es nie wieder gekommen.«
»Wir hatten es vor, aber immer kam etwas dazwischen. Das eine Mal seine Halsentzündung. Ich wollte euch gern beide besuchen kommen und bedauere es zutiefst, dass es nicht geklappt hat.«
»Jack hat dich sehr vermisst, bis er dich online wiedergefunden hat. Wir haben uns beide gefragt, was aus dir geworden ist, nachdem wir Watertown verlassen hatten. Ihn beschäftigte es allerdings noch mehr als mich. Ich glaube, er hatte das Gefühl, dir auf gewisse Weise etwas zu schulden. Du hast dich immer um uns alle gekümmert und dafür gesorgt, dass das Leben in Seale House weiterging.«
Ich blickte auf meine halb gegessene
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