Und weg bist du (German Edition)
dabei.
»Den gibt es hier nicht«, sagte ich.
»Das sehe ich.«
Allerdings gab es zahlreiche Autoren namens Hall, deren Vornamen mit dem Buchstaben T begannen. Als ich einen nach dem anderen anklickte, stieß ich auf alle möglichen Titel, darunter auch Romane. Bei den meisten handelte es sich um Sachbücher aus den verschiedensten Bereichen von Sport bis Geschichte. Sogar ein Bilderbuch war dabei. Keins der Themen hatte jedoch etwas mit Jack zu tun und ich war mir sicher, dass seine Hinweise letztendlich immer eindeutig waren.
»Und was machen wir jetzt?«
Noah zuckte mit den Achseln.
In dem Moment hatte ich eine neue Idee. »Erinnerst du dich an Theodore Halls zweiten Vornamen?«
»Nein, wir hätten ihn uns aufschreiben sollen.«
Ich schloss die Augen und versuchte mir die Buchseite ins Gedächtnis zurückzurufen. Kurze Zeit später schlug ich sie wieder auf. »Gregory. Er hieß Theodore Gregory Hall.«
Ich klickte mich mehrere Seiten zurück zu den mit dem Buchstaben G beginnenden Namen und stellte fest, dass es mehrere Gregory Halls gab. Doch als ich prüfte, was sie geschrieben hatten, schien auch hier kein Titel zu passen. »Jack würde doch keinen Hinweis in irgendeinem x-beliebigen Buch verstecken, schon gar nicht in einem Titel über Hundeerziehung oder Gewichtsabnahme.«
Doch als ich in der Autorenliste noch weiter nach oben scrollte, entdeckte ich einen Greg Hall und klickte auf den Namen. Drei Fachbücher von ihm waren verzeichnet:
BASIC konvertieren – ein Handbuch
Neurolinguistisches Programmieren
Ratgeber Revisions-Kontrolle: Eine Anleitung für Anwendungs-Quellcodes
»Das sind alles Programmier-Bücher«, stellte Noah fest.
»Ja! Und sieh dir mal das letzte an! Es enthält die gleichen Buchstaben, die auf der Rückseite des Sterns zu sehen sind. R R K. Das ist es, ganz sicher!«
Ich sah Noah an, der seinen Blick mehr auf mich als auf den Bildschirm gerichtet hatte. »Schlaues Mädchen«, sagte er mit einem widerwilligen Lächeln.
So hatte er mich früher immer genannt, wenn er seine Anerkennung für mich zum Ausdruck bringen wollte, und ich hörte es heute genauso gerne wie damals. Außerdem war ich froh, dass sich sein Unmut gelegt hatte.
Nachdem die Referenz notiert war, schloss ich den Bibliotheks-Katalog. Wir wollten uns gerade auf den Weg zu dem Buch machen, als uns unerwartet jemand von hinten ansprach.
»Hallo Noah. Ist das deine Freundin?«
dreizehn
BEILEIDSBEKUNDUNGEN
Der Typ, der hinter uns stand, war Anfang zwanzig und aus unerklärlichen Gründen wurde ich in seiner Gegenwart unruhig. Er schaute auf uns herab, so dass ich mich automatisch erhob, weil ich mich auf Augenhöhe mit ihm befinden wollte. Obwohl er mir fremd war, hatte ich kurz das Gefühl, ihn schon mal gesehen zu haben.
Sein Schädel war kahl geschoren. Durch helle Wimpern und Augenbrauen bekam sein Gesicht einen dauerhaften Ausdruck leichter Überraschung. Mit überbordendem Selbstbewusstsein grinste er mich an. Einigen Mädchen gefiel das vielleicht, mir nicht. Vielleicht war es seine teigige, gebräunte Haut, vielleicht auch nur mein Bauchgefühl, aber ich spürte ganz deutlich, dass man ihm nicht trauen konnte.
»Was tust du hier?«, wollte Noah wissen. Erst als er sprach, wurde mir bewusst, dass auch er aufgestanden war.
»Unser Chef wollte, dass ich mit dir rede, aber du bist nicht leicht zu finden.« Dann wandte er sich mir zu, streckte mir die Hand entgegen und stellte sich vor: »Ich bin Zachary Saulto.«
Ich blickte auf die rosafarbene Innenseite seiner Hand, blieb aber reglos stehen.
Noah verlagerte sein Gewicht, so dass er halb vor mir stand. Saulto ließ die Hand sinken, lächelte aber weiter sein selbstgefälliges Lächeln.
»Du kannst Sam ausrichten, dass ich nichts mehr zu sagen habe. Ich dachte, beim letzten Mal hätte ich mich klar ausgedrückt«, sagte Noah angespannt.
»Du willst nicht mit uns sprechen, aber vielleicht ist das mit Jocelyn anders? Was bringt dich nach Watertown?«
»Woher kennst du mich?«, fragte ich.
»Ich arbeite für ISI, die Firma, bei der Jack tätig war, und würde dir gern mein Beileid aussprechen.« Sein Lächeln wurde durch falsche Anteilnahme ersetzt. »Er war ein Supertyp, der gute Arbeit geleistet hat. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es uns tut, dass er nicht mehr unter uns weilt. Er war ein brillanter Programmierer.«
»Danke.«
»Wie schön endlich Jacks hübsche Schwester kennenzulernen.« Seine Augen blitzten schelmisch, als wäre das
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