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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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»Er hat die Insel schon vor ein paar Monaten verlassen. Ich wusste nicht mal, dass er noch lebt.«
    Und er hatte geglaubt, ich sei tot. Aber wir waren beide am Leben, und ich hatte ihn gefunden. Vielleicht war er ganz in der Nähe. Hätte ich doch nur länger mit ihm sprechen können … Leos Stimme durchbrach leise und eindringlich meine Schockstarre. »Er hat gesagt, wir müssen verschwinden. Wer immer da kommt, sie sind inzwischen vielleicht schon halb hier. Wo sollen wir hin?«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Wie konnte Drew überhaupt etwas von dem Impfstoff wissen? Wer sind diese Leute?«
    Gav war an den Rand der Veranda gegangen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung, ungefähr fünfzig Meter entfernt, ging das offene Gelände in einen Kiefernwald über.
    »Ich würde eher einem von der Insel trauen als einem Haufen Leute, mit denen wir bis heute Abend noch nie ein Wort gewechselt haben«, sagte er. »Der Wald scheint ziemlich dicht zu sein – da hindurch können wir vielleicht verschwinden.«
    Ich spähte über die Brüstung, und mir wurde ganz anders. »Der Schnee«, sagte ich. »Seht euch an, was wir allein rund um den Wohnwagen schon angerichtet haben. Wenn wir den Weg durch die Bäume nehmen – egal in welche Richtung –, dann zeigen unsere Fußspuren wie eine Leuchtreklame, wohin wir hingegangen sind.«
    »Aber der Schnee ist überall!«, rief Justin.
    Tobias ging die Stufen hinunter, um den Wohnwagen herum und inspizierte die Gegend.
    »Der Zaun da«, sagte er. »Der macht zwar einen ziemlich morschen Eindruck, aber ich wette, das Gewicht einer einzelnen Person trägt er. Wir könnten bis zum Wald darauf entlangklettern – ohne Spuren zu hinterlassen.«
    »Aber unsere Vorräte?«, wandte ich ein. »Wenn wir das machen, können wir die Schlitten nicht mitnehmen.«
    »Die schieben wir unter den Wohnwagen«, schlug Leo vor und lief hinter Tobias her. »Zwischen den Betonblöcken, auf denen er steht, ist ein Hohlraum. Da verstecken wir sie und kommen sie dann später abholen. Eine bessere Möglichkeit gibt es wahrscheinlich nicht. Nur … den Impfstoff nehmen wir mit. Den reißen sie sich garantiert unter den Nagel, wenn sie ihn finden. Wenn nicht und wenn der Wohnwagen aussieht, als wäre er verlassen, dann denken sie vielleicht, es ist der falsche.«
    Er klang skeptisch, aber er hatte recht. Es war das Beste, was wir tun konnten. Ich rannte nach drinnen und schnappte mir die Kühlbox und Dads Notizbücher. Tobias schob das Funkgerät in einen der Küchenschränke. Anschließend liefen wir um den Wohnwagen herum, um den verwitterten Zaun zu begutachten.
    Er verlief von einer Stelle in der Nähe des Highways bis zu den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung und machte keinen besonders stabilen Eindruck. Ich drehte den Kopf und lauschte angestrengt. Bis jetzt war noch kein Motor zu hören, und der Mann am Funkgerät hatte gesagt, sie bräuchten eine Stunde. Aber vielleicht hatte er auch gelogen.
    »Wir gehen einer nach dem anderen«, sagte ich. »Damit wir ihn nicht zu sehr belasten.«
    »Mach du mit dem Impfstoff den Anfang«, sagte Leo.
    »Bist du sicher, dass ich ihn nicht lieber tragen soll, Kae?«, fragte Gav und hielt mir die Hand hin.
    Bei dem Gedanken die Kühlbox loszulassen, wurde mir plötzlich ganz eng in der Brust.
    »Nein, ich schaff das schon. Könntest du die Tasche nehmen?«
    Er nahm sie mir ab, und ich wandte mich dem Zaun zu. So schwierig konnte das doch nicht sein. Wie viele Äste war ich schließlich als Kind auf der Suche nach Vogelnestern und Eichhörnchenkobeln schon entlanggekraxelt?
    Ich platzierte die Kühlbox auf der oberen Querleiste und hielt mich mit der anderen Hand fest. Den einen Fuß auf die untere Querleiste gesetzt, schwang ich das Bein hinüber. Ich schwankte einen Moment, stützte mich dann aber an dem Pfosten hinter mir ab und konnte mich fangen. So weit, so gut.
    Als ich mein Gleichgewicht testete, merkte ich, dass ich mit beiden Händen loslassen und mich trotzdem halten konnte, wenn ich die Beine fest gegen die Seiten des Zaunes presste. Ich hob die Kühlbox hoch, setzte sie dreißig Zentimeter weiter vorne wieder ab und schob mich hinterher. Stückchen für Stückchen.
    Der erste Pfosten, an den ich kam, erwies sich als Problem. Als ich mich darüber hinwegmanövrierte, geriet die Kühlbox ins Kippeln. Mir blieb fast der Atem stehen. Ich streckte die Hand danach aus, während ich mich gleichzeitig mit aller Kraft in den Beinen an den

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