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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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daruntermischte. Das Gefühl, dass wir ein Schwarm Fische waren, der gerade in das Maul eines Krokodils schwamm, und dass wir nichts weiter tun konnten als zu beten, dass es nicht zuschnappte.
    * * *
    Als ich steif und durchgefroren aufwachte und den Kopf aus dem Zelt streckte, erfüllte Helligkeit das Wohnzimmer. Ich schüttelte die Decken ab, trat heraus und ging zum Fenster. Das Bild, das sich draußen bot, wirkte wie ein normaler Wintertag, klar und weiß. Das Sonnenlicht durchflutete mich und erwärmte die eisigen Triebe der Angst, die in der vorigen Nacht in mir aufgegangen waren.
    Gav saß neben der Tür. Er hatte anscheinend irgendwann am frühen Morgen die Wache übernommen. Er lächelte mich an, doch seine Augen wirkten müde. Ich fragte mich, wie viel er wohl geschlafen hatte.
    »Du hättest mich für eine der Schichten wecken sollen«, sagte ich.
    »Du hast den Schlaf gebraucht«, erwiderte er, als hätte er das nicht.
    Im Zelt fingen die Decken an zu rascheln, und ein paar Minuten später waren wir alle aufgestanden, reichten eine Schachtel aufgeweichte Cracker herum und packten dabei unsere Sachen zusammen.
    »Was ist der Plan?«, erkundigte sich Tobias.
    »Ich will sehen, ob die Krankenhäuser noch arbeiten«, erklärte ich. »Es ist einfacher, zu überlegen, was wir tun sollen, wenn wir genau wissen, wie die Lage hier ist.
    »Jetzt bei Tageslicht wird der Truck noch mehr auffallen«, bemerkte Leo.
    Ich konsultierte den Straßenatlas. »In der näheren Umgebung gibt es keine Krankenhäuser. Ich denke, wir müssen ein bisschen rumfahren. Mal schauen, was wir finden, und falls wir noch eine Nacht bleiben müssen, sehen wir uns nach etwas Geeignetem um, das zentral liegt, damit wir mehr zu Fuß erledigen können.«
    Wir kletterten in den Truck, Gav am Steuer.
    »Sieht aus, als gäbe es ein paar Kilometer westlich an der Hauptstraße ein ziemlich großes Krankenhaus«, erklärte ich. »Ich sag dir Bescheid, wenn du abbiegen musst.«
    Bei Tageslicht waren die Fußspuren vor den Geschäften noch deutlicher zu erkennen, aber die Menschen, die sie hinterlassen hatten, blieben unsichtbar.
    Jenseits der Einkaufsstraße stieg vereinzelt Rauch aus den Schornsteinen.
    Als wir in die Straße zum Krankenhaus einbogen, kamen wir an ein paar dick in Mäntel und Schals gepackten Gestalten vorbei, die in dieselbe Richtung liefen. Sie starrten auf den Truck mit dem Schneepflug, ohne dass etwas von ihren Gesichtern zu sehen gewesen wäre, bis auf das Funkeln von einem Paar Brillengläsern. Dann krümmte sich eine von ihnen nach vorn, die behandschuhte Hand an die Stelle gepresst, wo hinter dem Schal ihr Mund sein musste. Und begann zu husten.
    Vor dem Krankenhausgebäude gruben sich Reifenspuren in den Schnee, doch sie schienen alt zu sein, waren halb mit frisch gefallenem Schnee gefüllt. Der Parkplatz war brechend voll mit schneebedeckten Autos. Wir parkten vor dem Haupteingang.
    Gav streckte die Hand Richtung Tür aus, aber ich packte ihn am Arm.
    »Nein«, sagte ich. »Man sieht schon von außen, dass es hier Kranke gibt. Ich bin immun. Leo ist geimpft. Der Rest von euch ist gefährdet. Also passt ihr besser auf den Truck auf, während wir hineingehen.« Ich blickte nach hinten zu Leo. »Falls du einverstanden bist.«
    »Macht Sinn«, antwortete er. »Ich werde jedenfalls nicht hier rumsitzen, während du alleine losgehst.«
    »Ich halt mich gern von den Virenschleudern fern«, sagte Justin und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Tobias sagte gar nichts, aber wenn ich daran dachte, wie er reagiert hatte, als wir in der anderen Stadt auf das infizierte Pärchen getroffen waren, war ich mir ziemlich sicher, dass er nichts dagegen hatte.
    »Man kann nie wissen, wer euch hier so alles über den Weg läuft«, wandte Gav ein. »Was ist, wenn zwei von uns nicht genug sind?«
    »Wenn es dazu kommt«, erwiderte Leo leise, »dann hab ich immer noch eine von den Waffen.«
    Gavs Schultern waren gestrafft, und seine Hand hatte sich noch nicht von der Tür wegbewegt.
    »Meinetwegen«, sagte er. »Aber ich werde die Uhr im Auge behalten. Wenn ihr länger als eine halbe Stunde weg seid …«
    »Gut«, sagte ich und hob die Hände. »Seid bloß vorsichtig. Und wenn ihr irgendwen vorbeimarschieren seht, der, keine Ahnung, irgendwie offiziell aussieht, dann schnappt ihn euch und erklärt, warum wir hier sind, okay?«
    Die Kühlbox mit ihrem wertvollen Inhalt ließ ich fest verschlossen im zugedeckten Laderaum des Trucks. Die hohen

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