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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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vermutlich am Wochenende schon wieder nach Hause. Die
Verletzung am Bauch verheilt recht schnell und ich langweile mich hier zu
Tode.“
“Das hört sich doch klasse an, bis auf den Tod durch Langeweile. Wie geht es
deinem Kopf?“
„Nur ein leichte Gehirnerschütterung, die keine bleibenden Schäden hinterlassen
wird, sagen die Ärzte.“
„Sehr gut.“
„Ich muss noch vier Wochen den Gips tragen, dann zur Reha und wenn alles gut
läuft, bin ich in zwei bis drei Monaten wieder vollständig hergestellt.“
„Gott sei Dank, das hört sich alles sehr gut an und es bleibt nichts zurück?“
„Nur ein paar Narben. Oh, da kommen meinen Eltern. Wir sehen uns“,
verabschiedete sich Alex.
„Ja wir sehen uns.“
Ich legte auf. Ich lächelte. Er hat mich angerufen dachte ich. Er hat
mich angerufen.

5.       Kapitel

 
    In der Kirche ist soweit alles
vorbereitet und der Pfarrer stellt uns zur Probe auf.
„Wo sind der Bräutigam und der Trauzeuge?“, fragt der Pfarrer, der mit seinem
traditionellen Gewand vor dem Altar steht.
„Die sind gleich da, sie parken nur noch den Wagen“, sagt Victoria. Oh Mann,
jetzt wird es ernst. Der Augenblick der Wahrheit. Ich starre zur Tür und stelle
mich ängstlich hinter Vicky und Rita-Sue. Tatsächlich geht in diesem Moment die
Tür auf. Mir zittern ein wenig die Knie. Zwei Männer betreten die Kirche und
ich erkenne Alex am Gang. Ich drehe mich um, weil ich nicht weiß, wie ich mich
verhalten soll.
„Bärchen“, ruft Rita-Sue. „Da seid ihr ja.“
Bärchen, igitt, wie kann man ihn nur so nennen, denke ich. Dann höre ich
Kussgeräusche, also kein guter Moment um sich umzudrehen.
„Hi. Du siehst hübsch aus.“ Erkenne ich Alex‘ Stimme.
„Und ist sie da?“, spricht eine andere mir unbekannte Stimme. Jetzt drehe ich
mich um und stehe vor einem großen kräftigen Mann . Alex , denke ich. Ich
meine seine grünen Augen zu erkennen, doch sein Gesicht hat sich in den zwölf
Jahren wohl sehr verändert. Auch von Alex´ sportlicher Figur ist nichts mehr zu
sehen. „Hi, ich bin Felix“, sagt Alex, der nicht Alex ist.
„Hi, ich bin Anna.“ Begrüße ich ihn und gebe ihm höflich die Hand. Dann höre
ich Schritte, die sich von uns entfernen. Felix dreht sich um und ich sehe den
zweiten Mann, den wirklichen Alex. Er steuert auf die Tür zu, durch die er
gerade gekommen war.
„Alex, komm schon“, ruft ihm Rita-Sue hinterher. Alex winkt nur ab und verlässt
die Kirche.
„Na gut, ist nicht so schlimm. Alex ist nicht so wichtig, er wird wissen, was
er am Samstag zu tun hat“, spielt Rita-Sue das Geschehene herunter. Nicht so
wichtig , denke ich und das Verlangen, Rita-Sue einfach im Weihwasser zu
ertränken, wächst mit jeder Sekunde.
Aber stattdessen stehe ich in der Kirche neben ihr und probe ohne Alex ihre
Eheschließung. Victoria schiebt mich auf meinen richtigen Platz, ein paar
Schritte von Rita-Sue entfernt und ich kann vor lauter wirren Gedanken der
albernen Farce, die sich hier abspielt kaum folgen. Ich hab ihn noch nicht
einmal gesehen. Nach zwölf Jahren benimmt er sich immer noch wie ein sturer
Kerl. Genau wie damals, als er mich das erste Mal zum Essen eingeladen hatte.
Nach dem Unfall gab Victoria eine Party, zu der die Larsons und auch ich
eingeladen wurden. Es war eine "Dankesparty" für mich und eine
„Willkommen zurück“ Party für Alex. Die Amerikaner lieben solche Feste und
jeder, der kam wollte meinem Gefühl nach mal einen Blick auf die kleine
Deutsche werfen, die Alex gerettet hatte. Mir war der Trubel ein wenig zu viel.
Dazu kam noch, dass sich Alex die ganze Zeit in meiner Nähe aufhielt. Die
Krönung des Ganzen war, als er mich zum Essen einlud. Dass er mit mir sprach,
war eine große Veränderung für mich, aber eine Verabredung, das kam dem Himmel
auf Erden gleich.
Ich konnte den Abend kaum erwarten, zumal ich noch eine ganze Woche darauf
warten musste. Herausgeputzt saßen Amy und ich kurz vor acht auf meiner
Fensterbank und gemeinsam starrten wir abwechselnd auf die Uhr und auf die
Straße.
„Wie spät?“, fragte ich Amy ungeduldig.
„Zehn vor acht.“
„Wo bleibt er denn?“
„Es ist noch nicht acht.“
„Wie spät ist es denn jetzt?“
„Neun vor acht.“
„Ich dreh gleich durch.“
„Er kommt schon.“
„Und wenn nicht?“
„Warum sollte er nicht? Er hat dich eingeladen, ganz offiziell.“
„Wie spät?“
„Acht vor acht.“
Ich stand auf und lief ins Bad, zupfte an meinen Haaren, die ich heute offen
trug, prüfte mein Make-up

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