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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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ausgezeichnet, nur wenn ich zu Scott hinüber
schaue, verdirbt es mir für Sekunden den Appetit. Zum Filet wird Weißwein
gereicht und die Kellnerin füllt mein Glas bis zum äußersten Rand. In ihren
Augen sehe ich so aus, als hätte ich es nötig, was mir aber egal ist. Ich
schlürfe einen Schluck direkt vom Glas auf den Tisch und lächle sie noch
dankbar an.
Jedes Mal wenn Alex sich bewegt, steigt mir sein herber und dennoch frischer
Duft in die Nase und ich atme ihn tief ein. Er riecht so unglaublich gut ,
denke ich und das Verlangen, ihn zu berühren wird stärker und stärker. Dann
fallen mir Claires Worte der letzten SMS ein und ich stelle mir ebenfalls vor,
wie ich von seinem Schutzschild abpralle, welchen er meinetwegen aufgestellt
hat.
Scott, Rita-Sue und Felix versuchen, mich so gut es geht zu unterhalten.
Oberflächliche Themen wie Jobs, Heim und Auto und zu guter Letzt die
Geschichten aus der guten alten Zeit helfen mir, mich wohler zu fühlen. Meine
oberste Priorität ist dennoch Alex sowie sein und auch mein drittes Glas Wein.
Plötzlich steht er auf und zieht sein Jackett aus. Mit Schwung wirft er es über
den Stuhl und setzt sich wieder. Mich umhüllt sofort eine intensive Wolke
seines Duftes. Allen Warnungen in meinem Kopf zum Trotz lege ich wie von selbst
meine Hand auf seinen nackten Unterarm. Er zuckt zusammen und sieht mich
entsetzt an.
Ich sage: „Weißt du, wie spät es ist?“
„Hat dein Handy keine Uhrzeitanzeige?“, fragt er genervt.
„Äh ... nur die Deutsche.“
„Es ist halb zehn.“
„Danke.“ Enttäuscht nehme ich meine blasse Hand von seinem braun gebrannten
Arm. Ich bin auch zu blöde, wieso tue ich so etwas , denke ich. Wütend
stehe ich auf und gehe hinaus auf die Terrasse. Die Sonne ist untergegangen und
es wird ein bisschen kühler. Ich atme tief durch und denke an früher, als Alex
nicht so gemein und abweisend war. Für mich die schönste Zeit meines Lebens,
denn mit unserem ersten Kuss änderte sich alles.
Damals konnte ich nicht mehr schlafen, ich mochte nichts essen, ich wollte nur
an Alex denken oder mit ihm zusammen sein. Ich ertrug die Stunden ohne ihn kaum
und sehnte mich danach, ihn wieder zu sehen.
Als er mich am Tag nach unserem ersten Kuss vom Haus der Larsons abholte,
fuhren wir nicht wie gewohnt zur Werkstatt, sondern die Küstenstraße bis zu
einem Aussichtsturm am Wasser hinunter, wo er anhielt und auf den Turm deutete.
Er hatte ihn für seinen Großvater gebaut und ich bestaunte ihn mit offenem
Mund.
„Mein Großvater hat mir die Stelle gezeigt, er wollte hier mal ein Haus
erbauen, aber leider würde es hier zu nah am Wasser stehen und bei Unwetter
zerstört werden. Ich sagte, ich würde ihm einen Aussichtsturm bauen und das tat
ich.“
„Es ist wundervoll, nun verstehe ich.“
„Was verstehst du?“
„Du sagtest, Architektur wäre deine erste Wahl als Studium und du magst es, wie
sich alles zusammenfügt.“
„Das hast du dir gemerkt?
„Natürlich.“
„Du bist weniger unaufmerksam, als ich gehofft hatte.“
„Bitte?“, fragte ich entsetzt.
„Wenn du oberflächlicher wärst, würde ich dich vermutlich weniger mögen und uns
eine Menge, ähm, na ja, eine Menge ersparen.“
„Was ersparen?“
Alex sah mich ernst an. „Wie es bis jetzt aussieht, mal ganz nüchtern
betrachtet, wird die Wahrscheinlichkeit, mich erfolgreich von dir fernzuhalten,
von Tag zu Tag geringer.“
„Die Wahrscheinlichkeit? Alex, was ...“
„Lass mich ausreden, Anna“, unterbrach er mich und ich bekam Angst, dass er
mich wieder von sich wegstoßen würde. „Ich habe mich wirklich bemüht und mit
mir gerungen, aber du bist immer da, in der Schule, am Strand, bei den Partys
und jetzt bei mir zu Hause.“
„Ich verstehe nicht ... Alex, ist das jetzt das Ergebnis deiner Überlegungen,
nach dem gestrigen Kuss?“, rief ich verwirrt.
„Sozusagen. Es wäre besser, wenn wir keine Zeit miteinander verbringen würden.“
„Warum?“
„Weil das hier kein gutes Ende nehmen kann, für keinen von uns.“
„Alex, wovon sprichst du?“
„Denk nach Anna, es ist ganz einfach. Du wirst in ein paar Monaten in den
Flieger steigen und nicht nur Carmel, nein, die USA und den Kontinent wieder
verlassen.“
„Ja, aber ...“, mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn fassungslos an.
Nicht einen Gedanken hatte ich bisher an die Zukunft, an die Zeit nach meinem
Aufenthalt hier verschwendet. Ich war gerade mal drei Monate hier, da wollte
ich auf keinen Fall an Abschied denken.
„Du

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