Und wieder Carmel
Mutter?“
„Nein, meine Mutter ist hier in Carmel geboren, mein Dad hat sie geheiratet,
nachdem er das College abgebrochen und eine Ausbildung als Mechaniker absolviert
hatte.“
„Weiß deine Mom davon?“
„Ja, es war oft ein Thema zwischen ihr und meinem Dad, aber inzwischen weiß
sie, wie mein Dad zu ihr steht.“
„Und jetzt? Was wirst du tun?“, fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich möchte mit dir zusammen sein und sehen, wohin das führt mit dem
Herzklopfen ...“ Alex lächelte glücklich.
„Bei uns muss es nicht so laufen, wie bei deinem Dad oder deinem Großvater. Ich
könnte wieder herkommen“, schlug ich vor.
„Ja, die Option besteht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du nicht wieder
kommst, ist viel höher.“
Wie ein Messerstich traf mich dieser Satz, er schmerzte und meine Freude
verflog im Nu.
„Ist schon verrückt, so ein Gespräch zu führen, obwohl wir erst im Begriff
sind, uns richtig kennenzulernen, nicht wahr.“
“Ja, vielleicht stelle ich fest, dass du schrecklich schnarchst oder den
Klodeckel nicht runter klappst, damit könnte ich nicht leben und all die
Aufregung war um sonst.“
Alex lachte, nahm mich in seine Arme und sagte: „Ich verstehe. Entschuldige,
ich wollte dir mit meinen Wahrscheinlichkeitsrechnungen nicht wehtun.“
„Würdest du mir einen Gefallen tun?“, fragte ich ernst.
„Ja, natürlich.“
„Wahrscheinlichkeit hin oder her, könntest du damit aufhören? Wir wissen beide
nicht, was kommen wird.“
„Du hast recht, es tut mir leid. Ich gelobe Besserung.“
Seine smaragdgrünen Augen funkelten durch die ins Auto fallenden
Sonnenstrahlen und ich strich ihm mit der Hand über sein markantes und doch
weiches Gesicht. „Ich danke dir.“ Wir küssten uns und ich schlang das erste Mal
meine Arme um ihn.
Zwischen Alex und mir war nun alles
geklärt, nun ja, bis auf die Zukunft, fast alles. Als Nächstes standen uns die
Reaktionen der Freunde und Mitschüler bevor. Es war Freitagabend, das
Basketballspiel hatte unsere Mannschaft gewonnen und wir fuhren zum Strandhaus.
Es herrschte eine eigenartige Stimmung, die Freude über das gewonnene Spiel,
dazu Geflüster und kritische Blicke. Alex hielt meine Hand ganz fest und als
wir in der Küche bei den Getränken auf Scott stießen, waren alle anwesenden
Augen auf ihn und Alex gerichtet. Kein Geräusch war zu hören nur das Dröhnen
der Musik aus dem Nebenraum.
„Super Spiel, Scott“, sagte Alex.
„Ja, echt der Wahnsinn. Hätte nicht gedacht, dass wir das ohne dich schaffen“,
antwortete Scott und hielt ihm die Hand hin. Alex schlug ein und Scott reichte
ihm einen Becher Bier.
“Sorry, ich steh noch unter Drogen“, lehnte Alex ab.
„Gib es deiner Braut, sie kann für dich mittrinken.“ Scott zeigte auf mich und
Alex reichte den Becher an mich weiter.
„Auf den Sieg“, rief Scott aus und alle prosteten ihm zu.
Alex ließ meine Hand los und legte seinen Arm um meine Schulter. Scott trat
näher an uns heran, damit die anderen uns nicht hören konnten und sagte zu
Alex: „Meine Grandma hatte wieder mal Recht.“
„Womit?“
„Ich hab ihr erzählt, dass die kleine Anna dich gerettet hat und sich aus dem
Krankenhaus geschlichen hat, um heimlich zu heulen.“
„Und was hat deine Grandma dazu gesagt?“
„Das die kleine Anna durch das Mutter Theresa Kompliment voll auf dich abfährt.
Ich weiß ja nicht, wann du ihr noch ein Kompliment gemacht haben sollst, aber
wenn Grandma das so sagt, dann stimmt das auch.“
Ich hielt die Luft an, um mir das Lachen zu verkneifen. Alex blieb ganz ruhig
und antwortete: „Deine Grandma ist eine weise Frau.“
„Richtig. Und wann wird die Hochzeit sein?“, sprach Scott uns beide an.
Ich schluckte und sah zu Alex.
„Bald“, sagte Alex bestimmt.
„Respekt Alex, du traust dich was. Auf euch.“
Scott prostete uns zu und trank seinen Becher in einem Zug aus. Dann füllte er
ihn gleich wieder nach und stürmte mit den Worten „ We Are The Champions“ an uns vorbei.
Erleichtert zog Alex mich fest an sich und flüsterte mir ins Ohr: „Na Gott sei
Dank, dass unser Scott ein sehr leichtgläubiger Mensch ist.“
„Und auf seine Grandma hört.“
9.
Kapitel
Ich sitze wieder am Tisch im Restaurant neben Alex,
der sich intensiv mit seinem Vater unterhält. Es wird immer wärmer im Raum,
vermutlich durch die vielen Gläser Wein, die ich getrunken habe. Ich spüre wie
einzelne Schweißperlen von meiner Achsel an meinem Körper hinunterlaufen. Ich
sehe
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