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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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wenig aus der Bahn geworfen und ich muss noch einige
Monate in der Reha bleiben.
Ich weiß, ich war nie sonderlich nett zu Dir, ganz im Gegenteil, ich habe Dich
verspottet, wann immer ich konnte. Ich war eifersüchtig auf Dich, ich denke das
weißt du. Umso verwunderter war ich, zu hören, dass gerade Du mein Leben
gerettet hast.
Ich möchte Dir von ganzem Herzen und aus tiefster Seele danken, liebe Anna. Ich
hoffe, ich kann mich irgendwann richtig bei Dir bedanken.
Deine Rita-Sue
    Damals war ich sehr erleichtert, als ich diese Zeilen
gelesen hatte und heute bin ich froh, dass ich ihr helfen konnte. Auch wenn ich
ihr heute Morgen noch die Pest an den Hals gewünscht hatte. So ändert sich
alles , denke ich und lausche ihrer Erzählung.
„Alex und Scott planschten im Pool und Vicky war hineingegangen, um sich ihren
neuen sexy Bikini anzuziehen, als ich vom Sprungbrett elegant ins Becken
springen wollte. Ich holte Schwung und tauchte gekonnt ins Wasser ein.
Dummerweise war Vickys Pool kleiner als unserer und ich knallte mit dem Kopf
gegen den Beckenrand. Dann hat jemand das Licht ausgemacht und ich fand mich
später im Krankenhaus wieder, mit einem Schlauch im Hals.“
Moment mal, denke ich, die lügt doch, Alex und Scott sind erst später
rüber gelaufen. Hallo, was redet die da?
„Tja Süße, wenn ich und Alex nicht gewesen wären, hätte wohl niemand mehr dein
Licht angeknipst“, erklärt Scott stolz.
Ich war verwirrt. Rita-Sue und ich hatten nie die Gelegenheit über den Unfall
zu reden und so kannte ich ihre Version bis heute nicht. Aber so wie sie es
erzählt, ist es nach Alex Aussage nicht abgelaufen. Ich hatte immer gedacht,
Alex würde mich nie anlügen. Böse schaue ich zu ihm hinüber. Sein Blick sieht
schuldbewusst aus. Also doch , denke ich, ich hatte Hausarrest und er
vergnügte sich mit Rita-Sue?
„Anna hat das Licht wieder angemacht, Scott“, stellt Rita-Sue richtig.
„Ja, ja, mit ihrer Mund-zu-Mund Beatmung, was total scharf aussah, ihr zwei
Mädels ...“
„Scott“, ermahnt ihn seine Frau.
„Wir sind Anna alle sehr dankbar“, ergreift Rita-Sues Vater das Wort. „Erheben
wir unser Glas, auf Anna.“
„Auf Anna“, rufen alle im Chor und ich lächle gequält.
    Wenig später sitze ich wieder im Taxi
und dieses Mal steigt Alex mit in den Van. Er hatte mich die letzten zehn
Minuten angesehen, als wolle er mir etwas sagen und warte nur auf den richtigen
Moment. Gerade als er seinen Mund öffnet, setzen sich Victoria und Paul mit ins
Auto. „Wir passen doch noch mit hinein, oder Schatz?“, fragt Victoria.
„Sicher, Mom.“
Victoria bemerkt schnell die Spannung zwischen Alex und mir und plaudert auf
mich ein. „Das Essen war herrlich, nicht wahr?“
„Ja, wirklich sehr lecker. Und die Menschen, alle so nett und unterhaltsam.“
„Ja, Rita-Sues Familie ist äußerst nett, Felix hat sich eine gute Frau
ausgesucht. Alex wird auch noch die Richtige finden, nicht wahr Schatz?“
“Mom“, stöhnt Alex nur.
Am Haus der Walkers angekommen steigen wir aus und ich
verabschiede mich von Paul und Victoria im Flur. „Gute Nacht, schlaft schön.“
„Du auch Anna, bis morgen“, trällert Victoria fröhlich.
Ich steige die Stufen hoch und Alex folgt mir.
„Warte Anna.“
Ich drehe mich um. „Was ist?“
„Ich muss mit dir reden.“
„Worüber?“
„Über Rita-Sue und den Unfall ...“
“Du bist so ein Lügner“, sage ich auf Deutsch.
„Anna, bitte!“
„Was?“
„Wieso redest du jetzt Deutsch mit mir?“
„Weil es nach vier Gläsern Wein leichter ist“, antworte ich in seiner Sprache.
„Rita-Sue hat nicht die Wahrheit gesagt.“
„Wieso sollte sie denn lügen, vor ihrer Familie und vor ihren Freunden?“
„Weil sie damals betrunken war und dazu noch irgendwelche Pillen geschluckt
hatte.“
„Betrunken und Pillen?“
„Ja, und ihre Familie weiß nichts davon.“
„Und wem soll ich jetzt deiner Meinung nach glauben?“, frage ich und stehe mit
verschränkten Armen vor ihm. Alex zögert und zum ersten Mal, seit ich wieder in
Carmel bin, sieht er mir in die Augen. Bei mir gehen alle Alarmglocken an, die
Magenkurbel rotiert, mein Herz hämmert und eine Stimme in meinem Kopf fragt
immer nur: Küssen? … weglaufen? … küssen? … weglaufen?
„Glaub, wem du willst“, sagt er ruhig.
Autsch, denke ich , da ist sie wieder die Gleichgültigkeit in der
Stimme, die mir mitten ins Gesicht schlägt. Ich starre ihm nur
kopfschüttelnd hinterher, während er sich umdreht und den Flur entlang

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