Und wieder Carmel
geht.
“Mistkerl“, zische ich auf Deutsch und ich möchte ihm am liebsten etwas
hinterherwerfen.
„Das hab ich gehört, es war sicher nichts Nettes.“
„Nein, sollte es auch nicht.“
Alex knallt mit seiner Tür und ich begebe ich mich ebenfalls in mein Zimmer und
schließe die Tür mit einem lauten Knall. Ich werfe mich auf das Bett, hole mein
Handy hervor und schreibe an Claire: Alex ist so ein Mistkerl.
11.
Kapitel
Als ich am nächsten Morgen in die Küche der Walkers komme, erwartet mich Victoria mit Kaffee,
Orangensaft, Pancakes, Rührei und Speck. Mir ist noch ein wenig mulmig vom
Champagner und Wein des gestrigen Abends, aber ich setze mich zu Victoria und
trinke erst einmal einen Kaffee.
„Na Liebes, hast du gut geschlafen?“
„Ja, sehr gut. Wo sind die anderen?“
„Paul ist in der Werkstatt, wo auch sonst und Alex ist schon früh weggefahren.
Habt ihr euch gestern gestritten?“
„Nein, so kann man das nicht nennen. Es ist kompliziert.“
„Weißt du Schätzchen, er hat sehr gelitten, als du ihn damals verlassen hast“,
sagt Victoria und streichelt mir mütterlich über den Arm.
„Das habe ich auch. Zumal nicht ich diese Entscheidung für uns getroffen hatte.
Doch er macht mich dafür verantwortlich, immer noch.“
„Ich weiß, gib ihm noch ein wenig Zeit. Er muss jetzt
erst einmal damit fertig werden, dass du wieder da bist.“
„Das muss ich auch, aber ich tue dies nicht, indem ich ihn mit Ignoranz und
Ablehnung begegne. Wir sind keine Teenager mehr, wir sind erwachsen.“
„Sicher, aber er war nicht darauf vorbereitet, wir haben ihn überrumpelt. Wie
soll er da reagieren? So tun, als ob nichts gewesen wäre? Ich glaube, dafür ist
er nicht der Mensch. Meiner Meinung nach kam mit deinem Anblick alles wieder
hoch und er hat ganz schnell eine Mauer um sich herum aufgebaut.“
„Aber ich tue ihm doch nichts.“
„Das sehe ich anders“, sagt Victoria mit sanftem Gesichtsausdruck.
Mein Handy summt, eine SMS von Claire, besser gesagt drei: Wieso ist Alex ein
Mistkerl?
Claires zweite SMS: Hallooooo , wo bist Du? Meld Dich
mal.
Claires dritte SMS: Langsam machst du mir Angst, was hat er getan?
Ich: Sorry, hab geschlafen, zu viel Wein und Schampus. Alex ist garstig, böse
und eiskalt. Ich würde ihm so gern eine runter hauen.
Claire: Nur zu, das soll unglaublich befreiend sein.
Ich: Er ist unterwegs.
Claire: Feigling.
Ich: Wer, ich oder er?
Claire: Ihr beide.
Vicky kommt durch den Hintereingang. „Guten Morgen. Wie geht es euch?“
„Sehr gut, danke Vicky“, antwortet Victoria Walker und holt für ihre Namensvetterin eine Tasse Kaffee.
„Und dir, Anna?“
„Etwas müde, vermutlich der Jetlag.“
„Bist du trotzdem bereit? Heute ist Junggesellinnenabschied.“
„Was hast du denn geplant?“
„Oh, wir haben eine Geschenkeparty bei mir im Haus
und dann ziehen wir los, ins Blue Dynamics, einem Nachtclub im Nachbarort. Dort
hab ich ein Dutzend Jungs engagiert, die Rita-Sue den ganzen Abend verwöhnen
sollen.“
„Was?“, ruft Victoria aus.
„Nein, nein, nicht so verwöhnen, nur ein wenig tanzen und trinken und so.“
„Na, na, übertreib es nicht, Victoria Seavers.“
„Natürlich nicht.“ Vicky packt mich am Arm und zieht mich nach draußen, als
Victoria kurz die Küche verlässt. „Das wird so ein Spaß. Hast du noch etwas,
was wir einbauen sollten?“
Ich überlege kurz, was wir bei uns so alles anstellen, wenn es einen
Junggesellinnenabschied gibt: „Bei uns in Hamburg müssen die Bräute an ihrem
Junggesellinnenabschied in einem verrückten Kostüm alberne Dinge in einem
Bauchladen verkaufen. Die Männer bezahlen für den Kram und bekommen zusätzlich
noch einen Kuss.“
„Das ist ja fies. Das machen wir. Ich glaub, ich hab noch ein Häschen-Kostüm im
Schrank.“
„Häschen kommt immer gut“, bestätige ich Vicky und lächle sie an.
„Ok, kommst du gegen fünfzehn Uhr zu mir? Dann kannst du das Kostüm angucken
und wir bereiten alles für die Party vor.“
„Ja, sehr gern.“
„Ok, dann bis nachher. Gott bin ich aufgeregt.“
Quietschvergnügt hüpft Vicky davon und ich gehe
wieder in die Küche .
„Wann sollst du denn bei Vicky sein?“, fragt mich Victoria.
„So gegen drei.“
„Ich frage Alex, ob er dich fährt.“
„Das muss er nicht, er will es ja auch nicht.“
„Ich mach das schon, nun iss erst mal Liebes.“
Ich würge einen Pancake hinunter, denn schon der Gedanke Speck und Eier zu
essen, löst einen Würgereiz bei mir aus. Ein Blick zur Uhr verrät
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