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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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blitzartig aus dem Wasser,
während ich wieder die Herzmassage zählte. „Ich beatme, du musst Herzmassage
machen, ok?“
„Ich weiß nicht wie.“
„So.“ Ich nahm seine Hände, setze sie an die richtige Position unterhalb ihrer
Brust und drückte mit ihm gemeinsam. „Zähl laut bis fünf, nicht zu stark, dann
bin ich wieder dran.“
Als wir die Sirene des Krankenwagens hörten, hatte ich das Gefühl, wir würden
seit Stunden wiederbeleben und mir wurde schwindelig. Ich kämpfte dagegen an
und holte weniger stark Luft. Mit jedem Atemstoß, den ich für Rita-Sue
übernahm, stieg die Angst in mir, dass sie die Augen nie wieder öffnen würde.
Doch plötzlich hustete sie, als hätte sie sich verschluckt. Ich legte meine
Finger an ihre Halsschlagader und fühlte ein leichtes Pochen.
„Scott hilf mir, sie auf die Seite zu legen“, rief ich erleichtert. Scott
rollte sie herum und ich strich ihr sanft über ihr nasses Haar. Sie hustete
noch einmal.
Ich hörte die Sirene des Krankenwagens vor dem Haus verstummen. Alex führte die
Sanitäter herein und erklärte, was passiert war. Die beiden Männer untersuchten
Rita-Sue, legten ihr eine Halsmanschette an, setzten ihr eine Atemmaske auf und
legten sie auf die Krankentrage. Sie wurde in den Krankentransporter geschoben
und mit ohrenbetäubendem Sirenenlärm fuhren sie davon. Vicky, Scott, Alex und
ich blieben traumatisiert zurück. Plötzlich fühlte ich Alex Arme um mich und
ich drückte ihn fest an mich. Ich merkte, dass seine Sachen total durchnässt
waren. Ich spürte sein Herz kräftig schlagen. Nur schwerlich ließ mich Alex die
Umarmung lösen und ich fragte ihn: „Was ist passiert?“
„Sie und Vicky haben die ganze Zeit gelacht und dann ist sie wohl irgendwie in
den Pool gefallen. Vicky hat geschrien, weil sich Rita-Sue nicht mehr bewegt
hatte und wir sind rüber und beide ebenfalls in den Pool gesprungen. Scott hat
sie rausgehoben und ich habe angefangen mit Mund-zu-Mund-Beatmung.“ Ich sah zu
Scott, der hielt sich die Hände vors Gesicht. Als ich auf ihn zuging, ihn am
Arm berührte und fragte: „Alles ok?“, umarmte er mich ebenfalls und schluchzte
in mein Ohr: „Nein, nichts ist ok.“
    Das war ein schlimmer Tag für uns alle.
Erst eine Woche später erhielt ich Nachricht über Rita-Sue, als ihre Eltern mir
einen Besuch abstatteten. Mrs. Hudgenson fiel es schwer zu sprechen, sie zog
mich einfach an sich und drückte mich fest. „Danke“, hörte ich sie leise sagen.
Mr. Hudgenson begann dann zu erzählen: „Sie haben Rita-Sue in eine Klinik nach
San Francisco gebracht. Hier hatten sie nicht die richtigen Geräte, um ihr zu helfen.“
Er kämpfte mit den Tränen. „Sie wissen nicht, wie lange sie ohne Sauerstoff
gewesen ist und die Ärzte können nicht versprechen, dass sie wieder völlig
gesund wird.“
„Ist sie schon wieder aufgewacht?“, fragte ich besorgt nach.
„Nein, sie liegt im künstlichen Koma, da die Kopfverletzung zu einer Schwellung
des Gehirns geführt hat und die muss erst zurückgehen. Solange bleibt sie im
Koma.“
„Ok.“
„Wir möchten uns bei dir bedanken Anna, dass du ihr das Leben gerettet hast. Du
scheinst gerade recht in unser Land gekommen zu sein, sonst wäre sie jetzt
vielleicht tot.“
Mrs. Hudgenson begann zu weinen und zu schluchzen.
„Alex und Scott haben sie aus dem Wasser geholt …“, begann ich, als mich Mr.
Hudgenson unterbrach.
„Das ist richtig Anna, bei Scott und Alex sind wir auch schon gewesen und haben
uns bedankt. Beide haben bestätigt, dass sie ohne dich nicht gewusst hätten, ob
das alles so richtig ist, was sie da tun.“
Ich schwieg.
    Einen Monat später lag ein Brief mit der Aufschrift: für
Anna auf der Kommode im Flur.
Die Handschrift erkannte ich nicht, dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich
lief in mein Zimmer, öffnete den Brief und las:
Liebe Anna,
bitte wundere Dich nicht, dass ich Dir schreibe. Ich möchte Dir nur mitteilen,
dass es mir gut geht und dass ich diesen Unfall überlebt habe. Meine Eltern
erzählten mir, dass ich dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen bin und
Du einen großen Anteil daran hast, dass ich noch atme. Sie erzählten mir auch,
dass sie glaubten, dass ich zu lange ohne Sauerstoff war und befürchteten, dass
ich, wenn überhaupt, nur mit Hirnschäden wieder aufwachen würde. Gott sei Dank
haben Alex und Du ganze Arbeit geleistet. Ich erinnere mich nicht an das
Geschehene, aber alles andere funktioniert schon wieder ganz gut.
Das Koma hat mich ein

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