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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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Garten in Begleitung eines
glatzköpfigen, untersetzten kleinen Mannes.
„Wer ist das?“, frage ich Alex und zeige mit dem Finger auf Rebeccas Anhang .
„Das ist Rebeccas Mann, Burt, ein Banker.“
Nun, hübsch ist er nicht, aber er hat Geld, kein Wunder, dass sie so
unentspannt und zickig ist, denke ich. Großvater Lou zieht sein Jackett aus
und hängt es über die Stuhllehne. Zum Vorschein kommen dunkle Hosenträger, die
über seinem weißen Hemd leuchten. Victoria kommt angelaufen und flüstert ihm
etwas ins Ohr. Die Musikband, die im kleinen Pavillon steht und bekannte Songs
nachspielt, übertönen Victoria und ich kann nur annehmen, dass sie Großvater
Lou dazu bewegen wollte, sein Jackett wieder anzuziehen. Doch der winkt nur
genervt ab.
Als alle Gäste am Tisch sitzen und die Musik verstummt, erhebt sich Rita-Sues
Vater von seinem Stuhl, klingt mit dem Messer an seinem Glas und spricht ein
paar knappe Worte als Brautvater. Mit einem abschließenden Toast lassen wir das
Brautpaar hochleben und das Essen ist eröffnet. Ich passe auf, dass ich nicht
alles durcheinander trinke und den Alkohol gelegentlich mit einem Glas Wasser
tausche. Das Essen, vom Salat als Vorspeise über Filetspitzen und Entenbrust
bis hin zum Obstdessert, ist ausgesprochen köstlich. Großvater Lou sitzt immer
noch schweigend neben mir und wirft mir teils freundliche, teils fragende
Blicke zu. Alex spielt den perfekten Gentleman, wie es Rita-Sue gesagt hatte.
Nach dem Hauptgang kündigt er mit einem Klingen des Glases eine Rede an: „Liebe
Rita-Sue, lieber Felix. Eigentlich hatte ich mir in LA eine ganz andere Rede
einfallen lassen, mit Witz, Esprit und einem emotionsgeladenen Ende“, begann
er. „Doch durch eure Bemühungen, eine bestimmte Person von einem weit
entfernten Kontinent einfliegen zulassen …“ Alex sieht lächelnd auf mich hinab
und alle lachen, „… sah ich mich in die Vergangenheit zurück katapultiert. Und
hier dachte ich mir, wie wart ihr beide damals? Damals, als die eine bestimmte
Person, die von einem weit entfernten Kontinent eingeflogen wurde ...“ Alex
schaut wieder zu mir hinunter und alle lachen erneut, „… das erste Mal Carmel
besuchte.“
Rita-Sue hält sich die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf und Felix
lacht lauthals. „Für meinen Bruder Felix bestand der Collegeaufenthalt nicht nur darin, einen guten Abschluss in Betriebswirtschaft zu machen, nein er
machte es sich auch zur Aufgabe, unser wundervolles Land kennenzulernen, indem
er möglichst viele, überwiegend weibliche, Bekanntschaften machte und die
Familien seiner Bekanntschaften gerne und oft besuchte. Es sah für mich so aus,
als wolle er sich partout nicht verlieben, sondern ein eher lockeres Leben mit
lockeren Beziehungen führen. Obwohl es damals schon hieß, ich wäre der
Vernünftigere.“ Großes Gelächter an der Tafel. „Bei Rita-Sue sah es eine Zeit
lang so aus, als würde sie sich immer die falschen Jungs ausgucken. Die, die
ihr auf jeden Fall das Herz brechen würden oder die sie als ernst zu nehmende
Partner fürs Leben auf keinen Fall in Betracht ziehen könnte. Als Resümee kann
ich sagen, es war Bestimmung, dass ihr euch in einer 500 km entfernten
Metropole, in der über vier Millionen Menschen leben, wieder trefft, in einem
kleinen Büro in Downtown. So bleibt mir nicht mehr viel zu sagen außer Danke
für die Erinnerungen an damals, ausgelöst durch die von einem weit entfernten
Kontinent eingeflogene bestimmte Person. Ich wünsche euch alles Glück der Welt,
die Liebe eures Lebens habt ihr gefunden, haltet sie nicht für
selbstverständlich, respektiert euch, liebt euch und lasst euer Glück nie
wieder los.“ Er nimmt sein Glas und prostet dem Brautpaar zu. Alle Gäste tun es
ihm gleich und klatschen im Anschluss Beifall. Rita-Sue steht auf, geht zu Alex
und umarmt ihn. Dann setzt er sich, zieht seinen Stuhl ran und sieht mich
prüfend an. Ich lächle schüchtern. Alex beugt sich vor und küsst mich auf die
Wange und ich zucke bei der Berührung seiner Lippen zusammen. Was war das, frage ich mich und taste nach meiner Tasche um mein Handy hervorzuholen. Diese
Aktion schreit nach einer SMS an Claire: Er hat mich geküsst.
Claire: Was? Jetzt schon, es ist doch noch Nachmittag bei euch.
Ich: Ja, aber nur auf die Wange.
Claire: Ach so, ich krieg hier schon einen Herzkasper.
Ich: Nein, musst du nicht. Alles gut. Ich bin nur verwirrt.
Claire: War Publikum anwesend?
Ich: Ja, wieso?
Claire: Alles Show.
Alex

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