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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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Koffer .
„Fein, fein, gibst du mir noch mal Alex, bitte?“
„Ja, natürlich.“ Ich reiche ihm den Hörer und höre nur, wie er „Ja, ja, nein,
ok, mach ich“, sagt. Dann legt er auf, macht einen Schritt auf mich zu und
nimmt mich in den Arm .
„Ich will nicht, dass du gehst, nicht heute. Bitte.“
„Am Sonntag aber?“
„Ja, am Sonntag. Ich kann nicht aus meiner Haut. Dich hier bei mir zu haben, nach
so langer Zeit, bringt mein Leben ungemein durcheinander, mehr krieg ich
einfach nicht hin.“
„Ok, dann werde ich bis Sonntag nicht mehr darüber sprechen, aber irgendwann
wirst du mit mir sprechen müssen, oder mit meinem Therapeuten.“
„Das mach ich, versprochen.“
    Nachdem ich mich wieder beruhigt habe und mein Gesicht
nicht mehr verheult aussieht, fahren Alex und ich ins Beverly Center, einem
bekannten Einkaufszentrum. Wir durchlaufen die Gänge und schauen in die Schaufenster.
In einem dieser Schaufenster fällt mein Blick auf ein graues Cocktailkleid,
figurbetont und elegant, mit einem dezenten Ausschnitt und Spaghettiträgern.
„Das?“, fragt Alex .
„Ja, das sieht toll aus.“
Wir gehen hinein und lassen uns das Kleid zeigen. Nach einer Anprobe drehe ich
mich in dem perfekt sitzenden Kleid vor Alex .
„Umwerfend“, sagt er und ich strahle ihn an. Als ich nach dem Umziehen wieder
aus der Umkleidekabine komme, steht Alex davor und hat einen Kleidersack in der
Hand.
„Brauchst du noch etwas dazu, Schuhe, eine Tasche?“, fragt er mich .
„Nein“, lüge ich, denn am liebsten hätte ich den ganzen Laden leer gekauft .
„Können wir dann wieder los?“
„Ja, ich bin fertig.“
    Das Geschäftsessen verläuft ruhig und in meinen Augen
für alle sehr angenehm. Wayne Wallis und seine Frau Agnes, beide Anfang 60
würde ich schätzen, begrüßen uns herzlich. Alex stellt mich als seine Freundin
Anna vor und lässt meinen Nachnamen dezent weg. Wir beginnen mit einem Glas
Champagner und Wayne bringt einen Toast auf das neue Projekt aus. Alex übergibt
ihm eine Mappe mit Zeichnungen, die er für dieses Treffen angefertigt hat.
Wayne und Agnes bestaunen die Skizzen und Beschreibungen zu einem gigantischen
Haus im Kolonialstil. Ich bin sehr beeindruckt von Alex‘ Begabung und
Einfallsreichtum.
„Anna gefällt dir das Haus? Würdest du dort einziehen wollen?“, fragt mich
Agnes .
„Ja natürlich, es ist wundervoll.“
„Was habt ihr denn für ein Haus?“, fragt sie weiter.
Verwirrt sehe ich zu Alex.
„Es ist ein moderner Bau, mit vielen Glaselementen und im Grunde eher sehr
offen“, antwortet er für mich.
„Gefällt es dir, Anna?“
„Ja, sehr.“
„Hat Alex es selbst entworfen?“
Wieder geht mein Blick zu ihm.
„Ja, das habe ich. Es ist jetzt zwei Jahre alt“, antwortet Alex .
„Und ihr seid jetzt wie lange zusammen?“, fragt Agnes weiter und lächelt
verzückt .
„Wir kennen uns schon zwölf Jahre“, versuche ich der Frage auszuweichen .
„Aber zusammen seid ihr erst eine Woche, richtig?“
Ich bin mir unsicher, ob ich ihr sagen soll, dass ich in ein paar Tagen wieder
wegfliege und mich Alex nicht bei sich haben will. Wütend beiße ich die Zähne
aufeinander .
„Anna und ich haben uns auf der Hochzeit meines Bruders nach zwölf Jahren das
erste Mal wieder gesehen und sind seit Sonntag zusammen“, erklärt Alex .
„Das sieht man, euch umhüllt eine gewaltige Aura, so etwas sieht man nur bei
frisch Verliebten.“ Agnes schmunzelt begeistert .
„Meine Agnes ist hoffnungslos romantisch. Manchmal denke ich, sie sieht nur die
Liebenden auf diesem Planeten und das erfüllt sie mit so viel Freude“, erklärt
Wayne.
„Ja, nur bei unserer Tochter will es nicht so recht klappen.“ Agnes klingt
ärgerlich .
„Unsere Tochter Amanda trifft immer die falsche Wahl und ist dann am Boden
zerstört, wenn die Beziehung zerbricht.“
„Das tut mir leid“, sage ich mitfühlend .
„Das muss es nicht, Anna, wir lassen ihr nun ein schönes Haus bauen, damit sie
ein eigenes festes Zuhause hat und dann werden wir sehen, was sich noch
ergibt.“ Agnes tätschelt mir den Arm.
    Den letzten Tag verbringen Alex und ich damit, bei
glühender Hitze einen Hügel hinauf zu kraxeln, um so nah wie möglich an das
Hollywoodzeichen heranzukommen. Endlich oben angekommen bestaune ich die
riesigen weißen Buchstaben und Alex fotografiert mich.
„Nu guge mal, da is es ja“,
ruft eine quirlige junge Frau ihrer Freundin in meiner Muttersprache mit einem
sächsischen Dialekt zu. „Stelle disch

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