Und wieder Carmel
uff, isch mache a Foto.“ Bei der Aussprache ihrer Worte lächle
ich und spreche sie dann freundlich an: „Entschuldige, könntest du auch ein
Foto von uns machen?“
„ Nua glar “, sagt sie. „Nu
rückte mal schön zammn und sacht Tschiis .“
Ich muss lachen, Alex versteht nichts und schaut verwirrt. „Da gommt das Vögelschn “, redet sie
weiter, „ein schönes Foto. Woher kommstn du?“, fragt
sie mich, als sie mir die Kamera zurückgibt.
„Vielen Dank. Ich komme aus Hamburg und du?“
„Mir sind aus Leipzsch . Macht ihr Urlaub hier?“
„Ja, ich besuche meinen Freund, er wohnt hier.“ Das erste Mal, dass ich es
ausgesprochen habe, mein Freund. Es klingt befremdlich und dennoch wunderschön.
„Na dann, noch a schöne Zeit für eusch .“
„Danke, euch auch“, grinsend gehe ich zurück zu Alex, der mich wortlos in den
Arm nimmt.
Ich liege in seiner Umarmung und wir schauen die andere Seite des Berges hinab.
L.A. liegt uns zu Füßen. Eine dünne Smogschicht wabert über der Stadt. Alles
wirkt klein und unwirklich.
Dann krabbeln wir den Berg wieder hinab und ich winke der netten Frau zum
Abschied zu. Am Auto angekommen entschließen wir uns, die Küste entlang zu
fahren und irgendwo etwas zu essen. Wir finden ein kleines Lokal in Strandnähe
und stillen unseren Hunger mit gegrilltem Fisch. Ein Spaziergang am Strand,
eingekuschelt in Alex Armen macht diesen Tag perfekt. Auf der Rückfahrt öffnen
wir das Verdeck des Mustangs und ich lehne meinen Kopf mit geschlossenen Augen
nach hinten, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
Plötzlich halten wir in West Hollywood vor einem mehrstöckigen Gebäude .
„Ich dachte, du möchtest vielleicht mal mein Büro sehen“, erklärt Alex .
„Sehr gern.“ Wir steigen aus und er führt mich durch die Eingangstür aus Glas
hinein in einen kühlen Flur. Alex zeigt auf das Schild Fairgate & Walker
neben dem Fahrstuhl. „Wow“, sage ich beeindruckt. Ich überfliege die restlichen
Schilder, die auf Anwälte und Arztpraxen hinweisen. Der Fahrstuhl öffnet sich
und eine junge Frau will aussteigen. „Alex!“, ruft sie überrascht .
„Hallo Sarah“, begrüßt er sie. Sarah steigt aus und bleibt vor uns stehen.
„Anna, das ist Sarah Tanner, sie ist Ärztin und arbeitet hier im 3. Stock.
Sarah das ist Anna Wallenstein aus Hamburg.“
Wir geben uns die Hand und ich sage: „Freut mich sehr, Sarah.“
„Freut mich auch, Anna“, sagt sie und schaut mich überrascht an. Dann fragt sie
Alex: „Ist es d i e Anna?“
„Ja, das ist sie“, erklärt er. Ich stehe daneben und bin verwirrt .
„Ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich existiert.“
„Du hast mir nie geglaubt, kein Wunder, dass aus uns nichts geworden ist“,
antwortet Alex und ich bin noch verwirrter. Ist Sarah seine Exfreundin? frage ich mich.
„Dann hast du ja endlich das, was du immer wolltest, meinen Glückwunsch.“
„Danke.“
„Dann viel Spaß euch beiden, ich hoffe, es hält wenigstens“, verabschiedet sich
Sarah und ich habe das Gefühl, dass sie sehr verärgert ist .
„Danke, dir auch noch einen schönen Tag“, entgegnet Alex ohne auf ihre
Anspielung einzugehen. Wie selbstverständlich nimmt Alex meine Hand und wir betreten den Fahrstuhl. Er drückt den Knopf zum 20.
Stock und ich sehe Alex erwartungsvoll an.
„Sarah und ich waren vor ein paar Monaten zusammen. Wir sind uns hier im Flur
des Öfteren über den Weg gelaufen und irgendwann habe ich sie dann zum Essen
eingeladen.“
„Was ist passiert?“, will ich genauer wissen .
„Wir sind ausgegangen, hatten Spaß, verstanden uns sehr gut, bis sie mich über
früher ausfragte. Dann begann ich, von dir zu reden, offensichtlich schwärmte
ich zu sehr und redete auch noch im Schlaf. Da war dann der Ärger
vorprogrammiert. Sie warf mir vor, ich könnte nicht in der heutigen Realität
leben und würde nur der Vergangenheit nachweinen. Außerdem könne sie kaum
glauben, dass es einen Menschen wie dich wirklich gäbe, so wie ich dich
beschreiben würde.“
„Wie hast du mich denn beschrieben?“
Der Fahrstuhl hält und wir steigen aus. Alex schließt die Glastür mit der
Aufschrift Fairgate & Walker auf. Ein stahlgrauer Empfangstisch unter einem
großen Firmenschild, gesäumt von gläsernen und metallenen Modelbauten bietet
einen geschmackvollen und kompetenten ersten Einblick. Während wir den Weg zu
seinem Büro entlang gehen beantwortet Alex meine Frage: „Ich beschrieb dich
wohl eher als Heilige und Heldin, was du für mich
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