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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kuchen herum. Er war, wie sie sah, genauso unfähig wie sie, etwas zu essen.
    »Trotzdem«, sagte Samantha. »Ich wollte, du hättest mit mir geredet. Es hätte alles viel leichter gemacht, Julie.« Für uns alle, hätte sie gern hinzugefügt, aber sie tat es nicht.
    Er stellte seinen Teller auf das Fensterbrett. »Hast du dir übrigens die Mondfinsternis angesehen?« fragte er unvermittelt.
    Sie runzelte verwirrt die Stirn, dann erinnerte sie sich. Es schien so weit zurückzuliegen. »Nein. Ich hab’s sein lassen. Ich hatte keine Lust, ganz allein da draußen rumzustehen und zu warten. Ich bin ins Bett gegangen.«
    »Das war wahrscheinlich auch gut so. Im Moor kann man sich leicht verirren.«
    »Ach, das wär mir sicher nicht passiert. Es wäre ja nur das Eyam Moor gewesen. Und selbst wenn’s eines der anderen Moore gewesen wäre – ich bin inzwischen oft genug allein unterwegs gewesen, um immer zu wissen, wo ich –« Sie brach ab und sah ihren Vetter an. Er wich ihrem Blick aus. »Ach so, ich verstehe. Das denkst du also?«
    »Es tut mir leid«, sagte er unglücklich. »Ich muß unaufhörlich daran denken. Und daß die Polizei hier aufkreuzte, hat alles nur noch schlimmer gemacht. Das einzige, woran ich denken kann, ist Nicola und was ihr zugestoßen ist. Ich kann es mir einfach nicht aus dem Kopf schlagen.«
    »Versuch’s mal mit meiner Methode«, sagte sie, den hämmernden Schlag ihres Herzens in ihren Ohren. »Es gibt so viele Möglichkeiten, sich abzulenken. Versuch zum Beispiel mal über die Tatsache nachzudenken, daß Hunde seit Hunderttausenden von Jahren ihre Jungen allein zur Welt gebracht haben. Das ist doch bemerkenswert. Darüber kann man stundenlang nachdenken. Dieser Gedanke allein kann einen so intensiv beschäftigen, daß für anderes kein Raum mehr bleibt.«
    Julian stand da wie versteinert. Ihre Worte waren deutlich genug. »Wo warst du Dienstag nacht, Sam?« flüsterte er schließlich.
    »Sag es mir.«
    »Ich war im Moor und hab Nicola Maiden umgebracht.«
    Samantha ging wieder zum offenen Kamin hinüber. »Es geht doch nichts über einen kleinen Mord nach Feierabend.«
    Der Geschäftssitz der Firma MKR Financial Management an der Ecke Landsdown Road und St. John’s Gardens sah aus wie ein blaßrosa Praline. Die kunstvollen Verzierungen bestanden aus Holz und waren so sauber, daß Barbara Havers sich vorstellte, wie jeden Morgen um fünf eine Putzkolonne anrückte, um sämtliche Schnörkel von den Pseudosäulen zu beiden Seiten der Tür bis zu den Stuckmedaillons über dem Portal zu schrubben.
    »Ein Glück, daß wir den Wagen vom Chef haben«, murmelte Nkata, als er auf der Straßenseite gegenüber anhielt.
    »Wieso?« fragte Barbara.
    »Da fallen wir gar nicht auf.« Er wies auf einen silbernen Jaguar XJS in der Einfahrt neben dem rosaroten Praline. Direkt vor dem Gebäude stand ein schwarzer Mercedes, eingerahmt von einem Aston Martin und einem alten Bristol.
    »Finanziell sind wir hier eindeutig fehl am Platz«, stellte Barbara beim Aussteigen fest. »Aber das macht nichts. Wir wollen ja gar nicht reich sein. Leute mit Geld sind immer stinklangweilig.«
    »Glauben Sie das wirklich, Barb?«
    »Nein, aber die Vorstellung macht mich zufriedener. Kommen Sie. Ich brauche dringend jemanden, der meine Finanzen managt, und ich habe den Eindruck, wir sind hier am richtigen Ort dafür.«
    Sie mußten klingeln, um in das Gebäude hineinzukommen. Keine körperlose Stimme fragte, wer dort Einlaß begehrte, aber das war auch gar nicht nötig, da zur Sicherheitsanlage des Hauses auch eine Videokamera gehörte, strategisch geschickt über der Haustür angebracht. Nur für den Fall, daß jemand sie beobachtete, nahm Barbara ihren Dienstausweis heraus und hielt ihn zur Kamera hinauf. Prompt summte der Türöffner.
    Ein Vestibül mit Eichenparkett führte in einen stillen Korridor mit lauter geschlossenen Türen. Der Empfangsbereich der von dem Korridor abzweigte, war ein kleiner Raum mit vielen Antiquitäten und noch mehr silbergerahmten Fotografien. Es war niemand da, nur eine technisch perfekte Telefonanlage, die anscheinend alle Anrufe automatisch beantwortete und ebenso automatisch die entsprechenden Verbindungen herstellte. Sie stand auf einem nierenförmigen Tisch, auf dem ein Dutzend Broschüren mit dem in Gold gepreßten Logo MKR ausgelegt waren. Es wirkte alles sehr beruhigend und seriös und vermittelte den Eindruck, hier könne man getrost herkommen, um selbst die brisantesten Details seiner

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