Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
»Sie sind Amerikaner?« sagte sie zu Reeve.
    »Von Geburt, ja. Aber ich war seit Jahren nicht mehr drüben.«
    Reeve machte eine Geste zu dem Foto. »Was sagen Sie zu unserem William?«
    Barbara betrachtete das Bild und sah einen pickeligen Jungen mit dem hohen Wuchs seiner Mutter und dem Haar seines Vaters. Aber sie sah auch, was sie sehen sollte: den unverkennbaren Cutaway und die gestreifte Hose des Etonschülers. Vornehm geht die Welt zugrunde, dachte Barbara und reichte das Bild an Nkata weiter. »Eton«, sagte sie mit, wie sie hoffte, genau dem richtigen Maß an Ehrfurcht. »Er muß ja schwer was auf dem Kasten haben.«
    Reeve nickte selbstgefällig. »Er ist ein kleines Genie. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Kaffee? Oder einen Drink? Aber Sie trinken wahrscheinlich nicht, während Sie im Dienst sind, nicht wahr?«
    Sie lehnten sowohl den Kaffee als auch den Drink ab und kamen gleich zur Sache. Ihren Informationen zufolge sei Nicola Maiden seit Oktober des vergangenen Jahres bei MKR Financial Management angestellt gewesen.
    Richtig, bestätigte Reeve.
Und sie habe als Praktikantin gearbeitet?
Ebenfalls richtig.
Was das denn genau bedeute? Eine praktische Ausbildung?
    Richtig, bestätigte Reeve ein drittes Mal. Zur Anlageberaterin. Nicola habe eine Ausbildung in der Verwaltung von Portefeuille-Investitionen gemacht: Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Fonds und dergleichen mehr ... MKR verwalte die Portefeuilles einiger der größten Investoren auf dem Markt. Unter Wahrung absoluter Diskretion natürlich.
    Wunderbar, sagte Barbara. Nicola sei also bei ihm fest angestellt gewesen, bis sie unbezahlten Urlaub genommen habe, um den Sommer über in einer Anwaltskanzlei in Derbyshire zu arbeiten. Vielleicht könne Mr. Reeve – Weiter kam sie nicht. Reeve unterbrach sie und sagte: »Nicola hat keinen Urlaub genommen. Sie hat bei MKR aufgehört. Ende April. Sie sagte, sie wolle wieder zurück nach Hause, rauf in den Norden.«
    »Nach Hause?« wiederholte Barbara. Wozu dann die Nachsendeadresse, die sie bei ihrer Hauswirtin in Islington hinterlassen hatte? Eine Adresse in Fulham, mitten in London.
    »Das hat sie jedenfalls zu mir gesagt«, erklärte Reeve. »Sie hat wohl anderen etwas anderes erzählt?« Er zeigte ein etwas verdrossenes Lächeln. »Das würde mich, ehrlich gesagt, nicht wundern. Mir war schon aufgefallen, daß Nicola es mit den Fakten manchmal nicht so genau nahm. Eine etwas unangenehme Eigenschaft. Hätte sie nicht gekündigt, so hätte ich sie früher oder später entlassen müssen. Ich hatte so meine ...« Er drückte die Fingerspitzen aneinander. »Ich hatte so meine Zweifel an ihrer Fähigkeit, diskret zu sein. Und Diskretion ist in unserer Branche ein absolutes Muß. Wir haben einige sehr prominente Klienten, und da wir Zugang zu sämtlichen vertraulichen Informationen haben, die ihre finanzielle Situation betreffen, müssen sie sich selbstverständlich darauf verlassen können, daß wir diese Informationen nicht weitergeben.«
    »Und auf Nicola Maiden konnte man sich nicht verlassen?« fragte Nkata.
    »Das möchte ich nicht behaupten«, erwiderte Reeve hastig.
    »Nicola war intelligent und besaß eine schnelle Auffassungsgabe, daran ist kein Zweifel. Aber sie hatte etwas an sich, das zur Vorsicht mahnte. Darum habe ich sie beobachtet. Sie kam mit unseren Kunden glänzend zurecht, da gab es überhaupt nichts auszusetzen. Aber sie ließ sich leicht ein bißchen – ein bißchen zu tief beeindrucken, wäre vielleicht die beste Beschreibung. Sie war vom Wert einiger der von uns verwalteten Portefeuilles überwältigt, könnte man sagen. Und es ist wirklich keine gute Idee, sich beim Mittagessen darüber zu unterhalten, wieviel Sir Soundso wert ist.«
    »Gab es einen Klienten, mit dem sie besonders gut zurechtkam?« erkundigte sich Barbara. »Vielleicht auch noch nach der Geschäftszeit?«
    Reeve kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
    Nkata übernahm. »Nicola Maiden hatte hier in London einen Liebhaber, Mr. Reeve. Und den suchen wir.«
    »Davon weiß ich nichts. Aber wenn sie wirklich einen Liebhaber hatte, dann finden Sie ihn wahrscheinlich eher an der Universität.«
    »Man hat uns gesagt, daß sie das Studium aufgegeben hatte, um ganz bei Ihnen zu arbeiten.«
    Reeve war pikiert. »Constable, ich hoffe doch, Sie wollen nicht unterstellen, daß Nicola Maiden und ich –«
    »Na ja, sie war eine attraktive Frau.«
    »Das ist meine Frau auch.«
    »Ich frage mich, ob Ihre Frau mit Nicola

Weitere Kostenlose Bücher