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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sagte sie: »Wir würden gern alles gründlich durchsuchen, wenn Ihnen das recht ist. Wenn Terry wirklich in irgendwelche unsauberen Machenschaften verwickelt war, kann es leicht sein, daß er die Beweise irgendwo vergraben hat.«
    Sie habe nichts zu verbergen, erklärte Cilla, aber in ihrer Unterwäsche lasse sie nicht gern herumkramen. Sie würde ihnen jeden einzelnen Gegenstand gern zeigen, der ihr gehörte, aber mehr auch nicht. In Terrys Müll könnten sie soviel herumwühlen, wie sie wollten.
    Nachdem dies geklärt war, nahmen sich Barbara und Nkata zuerst die Küche vor, deren Schränke keinerlei Geheimnisse preisgaben außer einer ausgeprägten V orliebe für Nudelschnellgerichte, die in gewaltigen Mengen gehortet waren. Auf dem Abtropfbrett der Spüle, auf dem, wie es aussah, das Geschirr von sechs Wochen trocknete, lagen mehrere Rechnungen, die sich Nkata ansah und dann an Barbara weiterreichte. Die Telefonrechnung war stattlich, aber nicht exorbitant. Der Stromverbrauch schien normal. Keine der beiden Rechnungen war überfällig; keine enthielt einen Säumniszuschlag wegen verspäteter Zahlung früherer Rechnungen. Die Inspektion des Kühlschranks war gleichermaßen unergiebig. Ein welker Salatkopf und ein Plastikbeutel voll angegilbtem Rosenkohl ließen auf eine gewisse Laxheit bei der regelmäßigen Gemüsezufuhr schließen und eine angebrochene Dose Erbsensuppe auf eine gewisse Unlust am Kochen.
    »Wir essen meistens auswärts«, erklärte Cilla, die an der Tür stehengeblieben war.
    »Ja, so sieht’s aus«, meinte Barbara.
    Sie gingen weiter in das Wohnzimmer, das den beiden Künstlern offenbar als Ausstellungsraum für ihre Werke diente. In friedlichem Nebeneinander präsentierten sich hier landwirtschaftlich inspirierte Kuriositäten von Terry Coles Hand, wie Barbara sie in größerer Ausführung bereits in den Eisenbahnarkaden bewundert hatte, und Cilla Thompsons eigenwillige Gemälde.
    Nkata, der Cillas oralfixierte Werke bisher nur aus Barbaras Beschreibung kannte, war einen Moment wie erschlagen vom Anblick dieser Vielzahl von Mundhöhlen, die da malerisch erforscht wurden. Münder in allen Farben und Größen, schreiend, lachend, weinend, sprechend, essend, sabbernd, erbrechend und blutend, waren in plastischem Detail dargestellt. Darüber hinaus hatte sich Cilla in ihrer Malerei noch mit anderen phantastischen Möglichkeiten des Mundes beschäftigt: Mehreren Mündern entstiegen ausgewachsene Menschen, am auffallendsten unter ihnen diverse Mitglieder der königlichen Familie.
    »Mal ganz was anderes«, bemerkte Nkata.
    »Aber Munch braucht sich keine Sorgen zu machen«, murmelte Barbara neben ihm.
    Die Schlafräume befanden sich zu beiden Seiten des Wohnzimmers, und sie ließen sich zuerst in das von Cilla führen. Abgesehen von einer riesigen Sammlung von Paddington-Bären, die sich nicht nur auf der Kommode und dem Fensterbrett tummelten, sondern auch schon auf dem Fußboden breitgemacht hatten, entsprach Cilla Thompsons Zimmer ganz dem, was man bei einer jungen Frau ihrer Art erwarten konnte. Im Schrank hing eine Reihe mit Farben bekleckster Kleidungsstücke, wie es sich für eine Malerin gehörte; in der Orangenkiste, die als Nachttisch diente, lag die Packung Kondome, die in diesen deprimierenden Zeiten von Aids jede vorsichtige junge Frau zur Hand hatte. Eine stattliche Sammlung von CDs fand Barbaras Beifall und zeigte Nkata, wie weit er mittlerweile hinterm Mond war, wenn es um Rock ’n’ Roll ging; in verschiedenen Ausgaben von What’s On und Time Out hatte Cilla Thompson Ankündigungen von Ausstellungseröffnungen in Museen und Galerien angekreuzt. An den Wänden hingen ihre eigenen Bilder, und den Fußboden hatte die Künstlerin in ihrem unvergleichlichen Stil selbst gestrichen: Von riesigen Schlabberzungen troffen nur teilweise verdaute Nahrungsmittel auf nackte Kleinkinder, die ihrerseits auf andere riesige Schlabberzungen defäkierten. Eine Freude für Freud, dachte Barbara.
    »Ich habe Mrs. Baden versprochen, daß ich’s überstreiche, wenn ich ausziehe«, bemerkte Cilla, die sah, daß es den beiden Beamten nicht gelang, ihre ausdruckslosen Mienen beizubehalten. »Es macht ihr Spaß, junge Talente zu unterstützen. Sagt sie immer. Sie können sie selbst fragen.«
    »Wir glauben Ihnen«, erwiderte Barbara. Im Badezimmer entdeckten sie nichts außer einem Schmutzring rund um die Wanne, bei dessen Anblick Nkata bedauernd mit der Zunge schnalzte. Danach gingen sie in Terry Coles

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