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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Zimmer. Cilia Thompson, die ihnen ständig auf den Fersen blieb, als hätte sie Angst, sie könnten eines ihrer Meisterwerke stehlen, folgte ihnen auch in diesen Raum.
    Nkata nahm sich die Kommode vor, Barbara den Kleiderschrank. Dort entdeckte sie die faszinierende Tatsache, daß Terry Coles Lieblingsfarbe Schwarz war und praktisch alle seine Kleidungsstücke – T-Shirts, Pullis, Jeans, Jacken und Schuhe – nur diese eine Farbe hatten. Während Nkata hinter ihr Schubladen öffnete, begann Barbara, die Jeans und Jacken durchzusehen, in der Hoffnung, irgend etwas Aufschlußreiches zu finden. Zwischen alten Kinokarten und zerknüllten Papiertaschentüchern stöberte sie lediglich zwei Dinge auf, die vielleicht Bedeutung hatten: einen Zettel, auf dem in kleiner, deutlicher Handschrift »31-32 Soho Square« stand, und eine Geschäftskarte, die über einem Klumpen Kaugummi gefaltet war. Barbara zog sie vorsichtig auseinander. Man durfte die Hoffnung nie aufgeben ...
    Das Wort »Bowers« zog sich in eleganter Schrift quer über die Karte. In der linken unteren Ecke war eine Adresse in der Cork Street angegeben und eine Telefonnummer, in der rechten ein Name: Neil Sitwell. Irgendeine Galerie, dachte Barbara, steckte aber die Karte, nachdem sie den Kaugummi auf dem Nachttisch deponiert hatte, dennoch ein.
    »Da haben wir was«, sagte Nkata hinter ihr.
    Sie drehte sich herum und sah den Feuchthaltebehälter, den er aus der untersten Schublade der Kommode genommen und bereits geöffnet hatte. »Was ist es?« fragte sie.
    Er hielt ihr den Kasten hin. Cilla reckte den Hals. »Mir gehört das nicht«, sagte sie hastig, als sie sah, was darin war.
    Der Behälter enthielt Cannabis. Eine ganze Menge. Und aus derselben Schublade holte Nkata noch eine Haschpfeife, Zigarettenpapier und einen großen Gefrierbeutel mit mindestens einem weiteren Kilo Gras.
    »Ah«, sagte Barbara mit einem argwöhnischen Blick auf Cilla.
    »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt«, konterte Cilla. »Ich hätte Sie gar nicht erst in die Wohnung gelassen, wenn ich gewußt hätte, daß er das Zeug hat. Ich rühr so was nicht an. Ich laß von allem, was den Prozeß stören kann, die Finger.«
    »Den Prozeß?« erkundigte sich Nkata verwundert.
    »Den kreativen Prozeß«, erläuterte Cilla.
    »Natürlich«, sagte Barbara. »Ich kann verstehen, daß Sie mit diesem Zeug keine Experimente machen wollen. Sehr klug von Ihnen.«
    Cilla hörte keine Ironie. »Talent ist etwas Kostbares«, sagte sie.
    »Das will man doch nicht vergeuden.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß das hier –« mit einer Kopfbewegung zu dem gefundenen Marihuana – »der Grund ist, warum Terry es als Künstler nicht geschafft hat?«
    »Ich hab’s Ihnen ja schon drüben im Atelier gesagt, er hat nie genug reingesteckt – in seine Kunst, mein ich –, um irgendwas rauszukriegen. Er wollte sich nicht abrackern wie wir anderen. Er hat sich eingebildet, das hätte er nicht nötig. Vielleicht ist das hier der Grund.«
    »Weil er zu oft high war?« fragte Nkata.
Zum ersten Mal machte Cilla den Eindruck, als fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. In ihren Plateauschuhen trat sie unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Na ja ... ich mein ... er ist tot und alles, und das tut mir echt leid. Aber die Wahrheit bleibt die Wahrheit. Irgendwoher muß er sein Geld gehabt haben. Wahrscheinlich hat er’s damit gemacht.«
    »Das ist aber nicht viel, wenn er gedealt hat«, sagte Nkata zu Barbara.
    »Vielleicht hat er woanders noch ein geheimes Lager.«
    Doch abgesehen von einem unförmigen Polstersessel bot sich in diesem Zimmer nur noch das Bett als Versteck an. Zu naheliegend, dachte Barbara, packte aber trotzdem zu. Sie hob den alten Chenilleüberwurf hoch und sah sofort einen Pappkarton, der unter das Bett geschoben worden war.
    »Aha«, murmelte sie. »Vielleicht, nur vielleicht ...« Sie hockte sich nieder und zog den Karton heraus. Die Klappen waren geschlossen, aber nicht verklebt. Sie zog sie auseinander und sah sich den Inhalt des Kartons an.
    Postkarten, bestimmt mehrere Tausend. Aber eindeutig nicht von der Art, die man an die Lieben daheim schickt, wenn man in fernen Regionen Urlaub macht. Es waren keine Grußkarten, und es waren auch keine Souvenirs. Doch sie waren ein erster möglicher Hinweis darauf, wer Terry Cole getötet hatte und warum.
    Barbara mußte lächeln. Volltreffer, sagte sie sich. Sie hatten soeben entdeckt, wie der gute Terry Cole zu seiner Kohle gekommen war.
    Man hatte

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