Undank Ist Der Väter Lohn.
auf eine Frage Lynleys: »Im Moment bin ich in Battersea. Barb hat mir gesagt, daß Coles Wohngenossin heute abend zu Hause ist, da wollte ich mir gleich mal seine Bude ansehen. Die Hauswirtin hat Barb ja heute morgen nicht reingelassen und –« Er hielt inne, als Lynley ihn unterbrach und längere Zeit sprach.
Barbara versuchte, an seiner Miene zu erkennen, worum es ging, aber Nkatas Gesicht war völlig ausdruckslos. Sie flüsterte angespannt: »Was ist? Was ist?«
Nkata winkte ab. »Sie überprüft die Namen, die Sie ihr gegeben haben«, sagte er. »Jedenfalls soviel ich weiß. Sie kennen ja Barb.«
»Heißen Dank, Winston«, zischte sie.
Nkata drehte ihr den Rücken zu. »Barb meint«, setzte er sein Gespräch mit Lynley fort, »laut Aussage der Wohngenossin wäre alles möglich. Der Junge war immer gut bei Kasse, obwohl er nie auch nur ein einziges von seinen Kunstwerken verkauft hat. Kein Wunder übrigens, man braucht sich die Dinger ja nur anzusehen. Für mich wird Erpressung immer wahrscheinlicher.« Wieder hörte er eine Zeitlang schweigend zu und sagte schließlich: »Genau deshalb möchte ich mich da ja mal umsehen. Irgendwo gibt’s da eine Verbindung. Garantiert.«
Daß sie auf eine Spur gestoßen waren, die es wert war, weiterverfolgt zu werden, war für sie in dem Moment klargewesen, als sie Nicola Maidens Zimmer in der Wohnung in Fulham gesehen hatten. Abgesehen von einigen Kleidungsstücken und einer Muschelsammlung auf dem Fensterbrett gab es nichts, was darauf hingedeutet hätte, daß das Zimmer je bewohnt worden war. Barbara hätte daraus geschlossen, daß die Adresse in Fulham nichts weiter als eine Deckadresse war und daß Nicola Maiden hier nie gelebt hatte, wenn nicht deutliche Anzeichen dafür vorhanden gewesen wären, wie Vi Nevin die Zeit genutzt hatte, während der sie sie vor der Tür hatte warten lassen. Zwei Schubladen der großen Kommode waren völlig leer, im Kleiderschrank klafften verräterische Lücken, und blanke Stellen auf der staubigen Kommode zeigten, daß hier bis vor kurzem noch etwas gestanden hatte.
Barbara registrierte das alles, machte sich aber gar nicht erst die Mühe, Vi Nevin zu fragen, ob sie auch in ihr Zimmer einen Blick werfen dürfe. Die junge Frau hatte ihnen bereits vorher klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß sie ihre Rechte kannte und gegebenenfalls Gebrauch von ihnen machen würde.
Aber sie hatte das Zimmer gewiß nicht grundlos ausgeräumt, und nur ein Dummkopf hätte sich keine Gedanken darüber gemacht, was hinter dieser Aktion steckte.
Nkata beendete das Gespräch und berichtete Barbara über den Stand von Lynleys Ermittlungen. Sie hörte aufmerksam zu und suchte dabei ständig nach Verbindungen zwischen den einzelnen Informationen, die sie bisher zusammengetragen hatten. Als Nkata zum Ende gekommen war, sagte sie: »Dieser Upman behauptet zwar, er hätte nur ein einziges Mal mit ihr geschlafen, aber vielleicht lügt er auch und ist in Wirklichkeit der mysteriöse Mr. O la la.«
»Oder er sagt nicht die Wahrheit darüber, was ihm die Nacht mit ihr wirklich bedeutet hat«, meinte Nkata. »Vielleicht hat er sich eingebildet, es wäre was Ernstes, während sie sich nur amüsieren wollte.«
»Und als er das mitkriegte, hat er sie umgebracht? Wo war er denn Dienstag nacht?«
»Er hat sich in einem Hotel in der Nähe vom Flughafen in Manchester eine Massage verpassen lassen. Gegen den Streß, behauptet er.«
»Ha, ha«, sagte Barbara nur, schob sich die Umhängetasche über die Schulter und wies mit dem Kopf zur Tür. Sie gingen hinaus auf die Parkgate Road.
Das Haus, in dem Terry Cole gewohnt hatte, war zu Fuß keine fünf Minuten entfernt. Barbara übernahm die Führung. Als sie diesmal auf den Klingelknopf neben dem Schildchen »Cole/ Thompson« drückte, summte prompt der elektrische Türöffner.
Cilla Thompson erwartete sie bereits an der Wohnungstür. In dem silbernen Minirock mit passendem Bustier und einer kessen Kappe von gleicher Farbe sah sie aus, als wollte sie für eine Rolle in einer feministischen Version von Der Zauberer von Oz vorsprechen. »Ich hab nicht viel Zeit«, erklärte sie.
»Kein Problem«, antwortete Barbara. »Wir werden Sie nicht lange aufhalten.« Sie stellte Nkata vor, und sie betraten die Wohnung, die aus zwei kleinen Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einer Küche und einer Toilette von der Größe einer Speisekammer bestand. Barbara wollte nicht noch einmal das gleiche erleben wie bei Vi Nevin, daher
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