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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ablesen ließe.
    »Terry Coles Sachen?« fragte sie vorsichtig, während sie Nkatas kurzes Nicken in Lynleys Richtung als Zeichen dafür nahm, daß es relativ gefahrlos war, ihre neuerliche Pflichtvergessenheit einzugestehen. »Tja, hm.«
    »Wir werden uns später noch darüber unterhalten, daß Sie eigentlich etwas anderes tun sollten, Havers«, sagte Lynley. »Befand sich unter den Sachen des Jungen eine schwarze Lederjacke?«
    Sie hatte zumindest den Anstand, verlegen auszusehen, wie Lynley feststellte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und räusperte sich. Alle seine Sachen seien schwarz gewesen, berichtete sie. Sie habe Pullis, Hemden, T-Shirts und Jeans in seinem Kleiderschrank gefunden. Aber eine Jacke sei nicht darunter gewesen, jedenfalls keine Lederjacke.
    »Nur eine leichtere Jacke war da, eine Windjacke«, sagte sie.
    »Und ein Mantel. Fast bodenlang, wie so ein alter Militärmantel. Das war alles.« Kurzes Schweigen. Dann fragte sie kühn:
    »Warum?«
    Nkata erklärte es ihr.
    »Die muß jemand vom Tatort mitgenommen haben«, vermutete sie sofort und fügte zu Lynley gewandt: »Sir«, hinzu, als wollte sie damit eine ganz neugewonnene Achtung vor der Autorität demonstrieren.
    Lynley ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Wenn sie recht hatte, waren also zwei Kleidungsstücke vom Tatort verschwunden: eine Jacke und ein Regencape. Hieß das, daß sie nun doch nach zwei Tätern suchen mußten?
    »Vielleicht wäre die Jacke ein Hinweis auf den Mörder gewesen«, meinte Barbara, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Wenn der Mörder sich wegen möglicher Spuren Gedanken gemacht hat, dann hätte er den Toten vollständig entkleiden müssen. Was bringt es ihm, wenn er nur die Jacke mitnimmt?«
    »Deckung vielleicht«, warf Nkata ein.
    »Um das Blut an seinen Kleidern zu verbergen, hatte er doch das Cape.«
    »Aber wenn er gewußt hat, daß er nach den Morden irgendwo würde anhalten müssen – oder daß er auf dem Weg zu seiner Wohnung gesehen werden würde –, war ihm das Cape vielleicht zu auffällig. Es hat ja Dienstag nacht nicht geregnet. Weshalb hätte er da ein Cape tragen sollen?«
    Barbara stand noch immer an der Tür. Sie äußerte ihre Fragen und Vermutungen so behutsam, dachte Lynley befriedigt, als hätte sie endlich begriffen, wie unsicher ihre Position hier war. Ihre Bemerkungen waren vernünftig. Lynley bestätigte es mit einem Nicken. Er wedelte mit den beiden Postkarten in seiner Hand und sagte: »Lassen Sie mal hören.«
    Barbara warf Nkata einen Blick zu, als erwartete sie, daß er die Erklärung übernehmen würde. Aber er sagte nur: »Ich weiß es ja auch nur von Ihnen. Wahrscheinlich würd ich die Hälfte vergessen. Machen Sie das mal.«
    »In Ordnung.« Sie kam nicht näher. »Ich habe mir überlegt, daß jede von den Frauen« - mit einer Kopfbewegung in Richtung der Karten auf Lynleys Schreibtisch – »ein Motiv gehabt haben könnte, Terry Cole zu ermorden. Angenommen, er hat sie betrogen, indem er zum Beispiel von jeder seine hundert Pfund kassierte, die Karten aber nie ausgehängt hat. Oder zumindest nicht so viele, wie er versprochen hatte.« Woher, meinte sie, solle eine Prostituierte schließlich wissen, wo ihre Karten verteilt wurden – oder ob überhaupt –, wenn sie nicht persönlich losging, um das zu überprüfen? Und selbst gesetzt den Fall, sie würde sich tatsächlich die Mühe machen, sämtliche Telefonzellen Londons abzuklappern, wie sollte sie einem card boy wie Terry Cole Betrug nachweisen, wenn der einfach behauptete, die Leute von der British Telecom rissen die Karten genauso schnell wieder ab, wie er sie plazierte?
    »Na ja, und da bin ich auf die Idee gekommen, jede einzelne anzurufen, um mal zu hören, was sie über Terry zu sagen haben.«
    Die Anrufe hatten herzlich wenig gebracht. Bis sie die Karte mit dem Schulmädchen zur Hand genommen hatte, um die angegebene Nummer anzurufen. Bei näherem Hinsehen hatte sie festgestellt, daß ihr die darauf abgebildete junge Frau bekannt vorkam. Ziemlich sicher, daß sie mit ihrer Vermutung richtig lag, hatte sie die angegebene Nummer angerufen und kurzerhand gesagt: »Spreche ich mit Vi Nevin? Constable Barbara Havers hier. Ich habe noch ein, zwei Fragen, wenn Sie einen Moment Zeit haben. Oder soll ich lieber morgen vorbeikommen?«
    Vi Nevin hatte noch nicht mal gefragt, wie Barbara zu ihrer Nummer gekommen war. Sie hatte lediglich mit ihrer gedrillten Stimme erwidert: »Es ist nach Mitternacht,

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