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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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werden. Er schwitzte stark; der Schweiß lief in dünnen Bächen an seinen muskulösen Beinen herab, und sein T-Shirt klebte ihm am Oberkörper. Hanken staunte über die körperliche Kondition des Mannes, der so robust wie ein Zwanzigjähriger wirkte.
    »Mr. Maiden«, rief er, nachdem er die Wagentür geöffnet hatte.
    »Kann ich Sie einen Moment sprechen bitte?« Und als keine Reaktion erfolgte, rief er noch einmal: »Mr. Maiden!«
    Maiden drehte sich langsam herum, und Hanken sah erschüttert, was der Ausdruck auf diesem Gesicht über den Gemütszustand des Mannes verriet. Sein Körper hätte der eines jüngeren sein können, das Gesicht dagegen wirkte uralt. Hanken hatte den Eindruck, als hielte Andy Maiden sich einzig und allein durch die körperliche Anstrengung aufrecht, die es ihm ermöglichte, alle Gedanken zu verdrängen. Hätte man etwas anderes von ihm verlangt als schweißtreibende körperliche Arbeit, so wäre diese Hülle von einem Menschen, zu der er geworden war, wie der spröde Panzer einer Schildkröte unter einem Hammer zerbrochen.
    Der Anblick des Mannes rief bei Hanken zwei rasch aufeinander folgende Reaktionen hervor: eine heftige Aufwallung von Mitgefühl, die jedoch augenblicklich von der Besinnung auf ein wichtiges Detail verdrängt wurde. Als ehemaliger verdeckter Ermittler verstand Andy Maiden sich perfekt darauf, eine Rolle zu spielen.
    Hanken schob den Beutel mit dem Messer in seine Jackentasche und stieg aus dem Wagen. Maiden sah ihm mit ausdrucksloser Miene entgegen, als er sich näherte.
    Hanken beugte sich über das Schild, das Maiden zur Montage zurechtgelegt hatte, musterte einen Moment lang mit bewunderndem Blick die kunstvolle Arbeit und sagte: »Schöner als das Schild der Cavendishs, finde ich.«
    »Danke.« Aber Maiden war nicht umsonst dreißig Jahre lang bei der Polizei gewesen; er wußte sehr wohl, daß der Kriminalbeamte, der die Ermittlungen über die Ermordung seiner Tochter leitete, nicht hergekommen war, um sich mit ihm über die Werbung für Maiden Hall zu unterhalten. Er kippte eine Ladung Beton in das ausgehobene Loch und stieß seinen Spaten in den Erdhaufen daneben. »Sie haben Neuigkeiten für uns?« fragte er, und es schien, als versuchte er die Antwort von Hankens Gesicht abzulesen, noch bevor er sie hörte.
    »Ein Messer ist gefunden worden.« Hanken berichtete ihm kurz von dem Fund.
    »Und Sie möchten, daß ich es mir ansehe«, sagte Maiden.
    Hanken zog den Plastikbeutel mit dem Messer aus seiner Tasche und legte ihn auf seine geöffnete Hand. Maiden bat nicht darum, die Waffe selbst zur Hand nehmen zu dürfen. Er stand nur da und starrte sie an, als könnten das Gehäuse, die eingeklappten Klingen und das Blut auf beiden ihm eine Antwort auf Fragen liefern, die er noch nicht zu stellen bereit war.
    »Sie haben uns erzählt, daß Sie Ihrer Tochter Ihr eigenes Messer gegeben haben«, sagte Hanken. »Könnte es das hier sein?«
    Als Maiden nickte, fügte er hinzu: »Hatte das Messer, das Sie ihr gegeben haben, irgendein besonderes Merkmal, das es von anderen dieses Typs unterschied, Mr. Maiden?«
    »Andy? Andy?« Die Stimme wurde lauter, als Nan Maiden zwischen den Bäumen hindurch den Hang heruntereilte. »Andy, Liebster, hier. Ich habe dir –« Sie brach abrupt ab, als sie Hanken sah. »Entschuldigen Sie, Inspector. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie ... Andy, ich habe dir eine Flasche Wasser gebracht. Bei dieser Hitze mußt du unbedingt etwas trinken. Das weißt du doch. Pellegrino ist doch in Ordnung, nicht wahr?«
    Sie hielt ihrem Mann die Wasserflasche hin. Sie strich ihm mit dem Handrücken über die Schläfe und sagte: »Du übertreibst es doch hoffentlich nicht?«
    Er zuckte zurück.
    Hanken spürte ein Prickeln im Nacken, als hätte eine Geisterhand seine Haut gestreift. Er ließ seinen Blick zwischen Andy und Nan Maiden hin- und herschweifen, registrierte, was soeben zwischen den beiden vorgegangen war, und wußte, daß es Zeit wurde, die Frage zu stellen, die bis jetzt noch niemand ausgesprochen hatte.
    Aber nachdem er Maidens Frau zur Begrüßung kurz zugenickt hatte, sagte er zunächst: »Wir waren gerade bei der Frage, ob das Messer, das Sie Ihrer Tochter gegeben hatten, irgendwelche besonderen Merkmale hatte.«
    »Eine der Scherenklingen ist vor ein paar Jahren abgebrochen. Ich habe das nie reparieren lassen«, sagte Maiden.
    »Sonst noch was?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Haben Sie sich selbst ein neues Messer gekauft, nachdem Sie

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