Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
hin und fragt, ob sie ihm ’nen Gefallen tun würden; er hätte da einen wichtigen Kunden, der gerade zu ’ner Konferenz in der Stadt wär und gern ein bißchen Gesellschaft hätte, ob sie den nicht zum Abendessen begleiten könnten. Natürlich verspricht er ihnen, daß sie dafür extra Kohle kriegen, es wär auch wirklich nur das eine Mal. Und aus dem einen Mal wird dann ein anderes nur noch dieses eine Mal und dann noch eins. Und bis sie kapieren, was bei MKR wirklich läuft, haben sie geschnallt, daß sie als ›Begleiterinnen‹ von koreanischen Computerheinis oder arabischen Ölscheichs oder amerikanischen Politikern oder was weiß ich, viel mehr Kohle machen können als mit dem Quark, den sie vorher machen mußten, als Reeve sie eingestellt hat. Und wenn sie ihrem ›Begleiter‹ noch ein bißchen mehr zukommen lassen, als nur ihre nette Gesellschaft, bringt das sogar noch mehr. Das ist dann der Punkt, wo der Schleimer ihnen sagt, was wirklich läuft. Und mit Finanzberatung hat das verdammt wenig zu tun, das können Sie mir glauben.«
    »Woher wissen Sie das denn alles?« fragte Lynley.
    »Vi hat Nikki mal mit nach Hause gebracht. Da haben sich die beiden unterhalten. Ich hab gelauscht. Vi war auf andere Art an den Schleimer rangekommen als Nikki, und sie haben sich gegenseitig ihre Geschichten erzählt.«
    »Und was war Vi Nevins Geschichte?«
    »Na ja, daß es bei ihr eben anders war, wie ich schon gesagt hab. Sie war die einzige Hosteß, die er jemals von der Straße weg angeheuert hat. Die anderen waren alle Studentinnen, die jobben wollten. Aber Vi war schon im Gewerbe, sie hat damals schon ihre Karten in den Telefonzellen ausgehängt –«
    »Und Sie waren Ihr Mädchen?«
    »Stimmt. Tja, und der Schleimer hat zufällig eine von ihren Karten gesehen, sie hat ihm gefallen – wahrscheinlich hatte er keine andere, die so auf kleines Mädchen machen konnte wie Vi –, und da hat er sie angerufen. Ich hab ihm einen Termin gegeben wie allen anderen, aber als er bei uns aufkreuzte, wollte er geschäftlich reden.« Sie trank von ihrem Kaffee und sah dabei Lynley über den Rand der Tasse hinweg an. »Und danach hat Vi angefangen für ihn zu arbeiten«, schloß sie.
    »Und hat Sie nicht mehr gebraucht«, sagte Lynley.
    »Aber ich bin trotzdem bei ihr geblieben. Ich hab gekocht, die Wäsche gemacht, die Wohnung saubergehalten und so. Aber als sie sich dann mit Nikki zusammengetan hat, war ich weg vom Fenster. Einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern. »Den einen Tag hab ich noch ihre Schlüpfer gewaschen, und den nächsten steh ich draußen auf der Straße und zieh für zehn Pfund die Nummer meinen eigenen runter.«
    »Und da haben Sie beschlossen, Martin Reeve zu verraten, was die beiden trieben«, stellte Lynley fest. »Um sich zu rächen.«
    »Ich hab keinem Menschen was getan!« rief Shelly. »Wenn Sie jemanden suchen, dem so’n Mord zuzutrauen ist, dann sollten Sie sich lieber mal den Schleimer vorknöpfen und nicht mich.«
    »Aber Vi Nevin hat keinerlei Anschuldigungen gegen ihn erhoben«, sagte Lynley. »Obwohl man doch meinen sollte, daß sie das tun würde, wenn sie einen Verdacht gegen ihn hätte. Wie erklären Sie sich das also? Sie bestreitet sogar, ihn überhaupt zu kennen.«
    »Na, das ist doch klar«, erklärte Shelly. »Wenn der Kerl erfahren würde, daß sie den Bullen was gesteckt hat – ich mein das mit seinem Hostessenservice, wo sie ihn doch vorher schon dazu benutzt hat, sich einen Kundenstamm aufzubauen, und dann abgehauen ist, um selbst ins Geschäft einzusteigen ...« Shelly holte Luft und fuhr sich mit einer vielsagenden Geste mit dem Zeigefinger quer über den Hals. »Die wäre doch keine zehn Minuten mehr am Leben geblieben, wenn der Schleimer das alles rausgekriegt hätte. Der läßt sich nicht gern aufs Kreuz legen, und der hätt dafür gesorgt, daß sie bezahlt.« Shelly schien sich plötzlich bewußt zu werden, was sie da sagte und welche unangenehmen Folgen für sie selbst daraus entstehen konnten. Sie blickte nervös zur Tür, als erwarte sie, daß jeden Moment Martin Reeve erscheinen würde, um für das, was sie selbst »gerade den Bullen gesteckt« hatte, blutige Rache an ihr zu nehmen.
    »Wenn das zutrifft«, meinte Lynley, »wenn Reeve tatsächlich Nicola Maiden auf dem Gewissen hat – und ich vermute, das unterstellen Sie, wenn Sie sagen, daß er die Leute dafür büßen läßt, die ihn verraten –«
    »Stimmt nicht! Das hab ich nie gesagt.«
    »Gut, Sie haben es nicht

Weitere Kostenlose Bücher