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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ihres – möglicherweise dieses hier – Ihrer Tochter gegeben hatten?«
    »Ja, ich habe inzwischen ein anderes«, antwortete er. »Allerdings kleiner als das hier. Handlicher.«
    »Haben Sie es bei sich?«
    Maiden griff in die Tasche seiner abgeschnittenen Jeans, zog ein kleineres Modell eines Schweizer Armeemessers heraus und reichte es Hanken. Dieser sah es sich prüfend an und zog mit dem Daumennagel die längste Klinge heraus. Sie schien etwa fünf Zentimeter lang zu sein.
    Nan Maiden sagte: »Inspector, ich verstehe nicht, was an dem Messer meines Mannes so interessant ist.« Und ohne auf Hankens Antwort zu warten, wandte sie sich an ihren Mann. »Andy, du hast heute noch nichts gegessen. Soll ich dir ein Sandwich bringen?«
    Aber Andy Maiden war ganz darauf konzentriert, Hanken zu beobachten, der eine Messerklinge nach der anderen ausklappte und ihre Länge prüfte. Hanken spürte den Blick des anderen und er spürte, was hinter diesem Blick stand, der auf seine Finger geheftet war.
    »Andy? Soll ich dir -?« begann Nan Maiden erneut. »Nein!«
»Aber du mußt doch etwas essen. Du kannst doch nicht –« »Nein!«
    Hanken sah auf. Maidens Messer war zu klein, es kam als Mordwaffe nicht in Frage. Was jedoch nicht hieß, daß sich damit die Frage erübrigte, von der sie beide wußten, daß er sie stellen würde. Maiden hatte schließlich zugegeben, seiner Tochter am Dienstag dabei geholfen zu haben, ihre Ausrüstung im Wagen zu verstauen. Und er hatte ihr das Messer gegeben, von dem er später selbst behauptet hatte, daß es fehlte.
    »Mr. Maiden«, sagte Hanken, »wo waren Sie am Dienstag abend?« , »Was für eine ungeheuerliche Frage«, sagte Nan Maiden leise.
    »Das mag schon sein«, stimmte Hanken zu. »Mr. Maiden?«
    Maiden blickte zu dem Haus am Abhang hinauf, als könnte es ihm Kraft verleihen. »Ich hatte am Dienstag abend Probleme mit den Augen. Ich bin früh nach oben gegangen, weil ich merkte, daß sich mein Gesichtsfeld immer mehr einengte. Das hat mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Ich wollte mich niederlegen, um zu sehen, ob es durch die Ruhe besser würde.«
    Gesichtsfeldeinengung? dachte Hanken ungläubig. Also, das war nun wirklich ein ausgefallenes Alibi.
    Maiden sah Hanken offenbar an, was er dachte. Er sagte: »Es fing kurz vor dem Abendessen an, Inspector. Man kann keine Drinks mixen oder Mahlzeiten servieren, wenn das Gesichtsfeld auf die Größe einer Fünf-Pence-Münze zusammenschrumpft.«
    »Es ist wahr«, bestätigte Nan Maiden. »Mein Mann ist nach oben gegangen. Er hat sich im Schlafzimmer hingelegt.«
    »Um welche Zeit war das?«
    Nan Maiden antwortete für ihren Mann. »Die ersten Gäste waren gerade in den Speisesaal gegangen. Andy muß also gegen halb acht verschwunden sein.«
    Hanken warf Maiden einen fragenden Blick zu. Maiden runzelte die Stirn, als führte er einen schwierigen inneren Dialog.
    »Und wie lange waren Sie dann oben im Schlafzimmer?« »Den ganzen Abend, die Nacht über«, antwortete Maiden. »Aber Ihre Sehfähigkeit besserte sich nicht. Ist das richtig?« »Richtig.«
    »Haben Sie sich mal von einem Arzt untersuchen lassen? Das ist meiner Ansicht nach doch ein besorgniserregendes Problem.«
    »Andy hatte immer wieder mal solche Probleme«, erklärte Nan Maiden. »Sie gehen vorbei. Solange er sich genug Ruhe gönnt, ist alles in Ordnung. Und das hat er am Dienstag abend getan. Er hat sich Ruhe gegönnt. Wegen der Augen.«
    »Trotzdem denke ich, daß man eine solche Störung untersuchen lassen sollte. Sie könnte zu weit Schlimmerem führen. Ein Schlaganfall vielleicht? Das ist doch eigentlich das erste, woran man in so einem Fall denken würde. Ich würde gleich bei den ersten Symptomen den Notarzt rufen.«
    »Wir kennen das. Wir wissen, was wir zu tun haben«, sagte Nan Maiden.
    »Und was genau ist das?« erkundigte sich Hanken. »Kalte Kompressen? Akupunktur an den Schläfen? Ganzkörpermassage? Ein halbes Dutzend Aspirin? Was tun Sie, wenn es aussieht, als könnte Ihr Mann einen Schlaganfall bekommen?«
    »Es hat mit einem Schlaganfall nichts zu tun. Das wissen wir.«
    »Sie haben Ihren Mann also allein seiner Bettruhe überlassen? Von halb acht Uhr abends bis – bis wann, Mrs. Maiden?«
    Die peinliche Sorgfalt, mit der die beiden es vermieden, einander anzusehen, war offenkundig.
    »Aber nein, natürlich habe ich meinen Mann nicht allein gelassen, Inspector. Ich habe zweimal nach ihm gesehen. Vielleicht auch dreimal. Im Laufe des Abends.«
    »Und

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