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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mangel nahm, konnte es für diesen Besuch nur einen Grund geben, und es konnte nur eine Person geben, die ihr die Bullen auf den Hals gehetzt hatte. »Vi hat Sie zu mir geschickt, stimmt’s? Vi hat Sie tatsächlich zu mir geschickt! Vi glaubt, daß ich Nikki umgelegt hab. Scheiße! Dieses Miststück! Dieses beschissene gemeine Luder. Die schreckt wirklich vor nichts zurück, um’s mir heimzuzahlen.«
    »Was will sie Ihnen denn heimzahlen?« fragte Nkata. Von einem Riesenfoto an der Wand grinste ihm der Troubadour mit der Gitarre über die Schulter. Die Zunge hing dem Jungen aus dem Mund, vielfach gepierct, voll glitzernder Stecker. Von einem der Stecker hing ein silbernes Kettchen herab, das sich über seine Wange zu einem Ring im Ohr schwang. »Was wollte sie Ihnen heimzahlen?« wiederholte Nkata geduldig, den Bleistift schreibbereit gezückt, sein Ausdruck höchst interessiert.
    »Daß ich diesem Schleimer Reeve Bescheid gesagt hab«, erklärte Shelly.
    »MKR Financial Management?« fragte Nkata. »Martin Reeve, meinen Sie?«
    »Sie haben’s erfaßt.« Mit der Kaffeetasse in der Hand marschierte Shelly zur Matratze, ohne darauf zu achten, daß ein Teil der heißen Flüssigkeit dabei auf den Boden schwappte. Sie hockte sich nieder, nahm sich eine Praline und ließ sie in ihre Tasse fallen. Eine zweite schob sie sich in den Mund. Sie lutschte hingebungsvoll und mit tiefer Konzentration, die sich – nun endlich – auf ihre nicht sonderlich angenehme Situation zu richten schien.
    »Ich hab ihm alles erzählt«, erklärte sie. »Na und? Er hatte ein Recht drauf zu wissen, daß sie ihn aufs Kreuz gelegt hatten. Na ja, verdient hat er’s eigentlich nicht, dieser eklige kleine Wichser, daß ihm einer Bescheid sagt, aber mit mir haben sie’s ja genauso gemacht, und ich hab gewußt, daß sie’s immer wieder machen würden, ich mein, die Leute aufs Kreuz legen, solang sie damit durchkommen, drum hab ich’s ihm gesagt. Wenn man nämlich andere immer nur benutzt, dann muß man verdammt noch mal auch dafür bezahlen. So oder so. Genau wie die Freier, wenn Sie mich fragen.«
    Nkata sah aus wie jemand, der einen griechischen Vortrag hörte und gleichzeitig versuchte, ihn ins Lateinische zu übersetzen. Lynley sah auch nicht viel klarer.
    »Miss Platt, wovon sprechen Sie eigentlich?«, fragte er.
    »Von Reeve, diesem Schleimer. Vi und Nikki haben ihn gemolken wie eine Kuh, und als sie richtig abgesahnt hatten, haben sie sich abgeseilt. Aber ihre Freier haben sie mitgenommen, als sie sich dünngemacht haben. Die wollten sich selbstständig machen, Nikki und Vi, meine ich, auf Kosten von Reeve, und das hab ich nicht fair gefunden. Da hab ich’s ihm eben erzählt.«
    »Vi Nevin hat also für Martin Reeve gearbeitet?« fragte Lynley.
    »Klar. Die haben beide für ihn gearbeitet. So haben sie sich ja überhaupt erst kennengelernt.«
    »Haben Sie auch für ihn gearbeitet?«
    Sie lachte spöttisch. »Wohl kaum. Klar, versucht hab ich’s schon. Gleich als Vi da anfing, hab ich ’nen Versuch gemacht. Aber leider war ich nicht der Typ, den der Schleimer für sein Geschäft gesucht hat. Ihm kam’s auf ›eine gewisse Bildung‹ an, hat er gesagt. Er könnte nur Mädchen gebrauchen, die auch Konversation machen können und wissen, daß man den Fisch nicht mit dem Messer ißt, die sich ’ne Oper ansehen können, ohne gleich einzuschlafen, und bereit sind, mit irgendeinem widerlichen fetten Kerl, der mal einen Abend lang mit ’ner hübschen Freundin protzen will, auf ›Cocktailpartys‹ zu gehen, und –«
    »Ich glaube, wir haben verstanden«, unterbrach Lynley. »Aber lassen Sie mich das noch einmal klarstellen, damit es keine Mißverständnisse gibt: MKR ist ein Hostessenservice.«
    »Der sich als Finanzberatungsfirma ausgibt«, fügte Nkata hinzu.
    »Ist das richtig so?« fragte Lynley die junge Frau. »Wollen Sie sagen, daß sowohl Nicola Maiden als auch Vi Nevin bei MKR als Hostessen gearbeitet und dann aufgehört haben, um sich selbständig zu machen? Habe ich das richtig verstanden, Miss Platt?«
    »Richtiger geht’s nicht«, versicherte Shelly. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Er stellt die Mädchen ein, Reeve, meine ich, und läßt sie als Praktikantinnen für irgendeine beschissene Finanzfirma laufen, die es überhaupt nicht gibt. Er knallt ihnen einen Haufen Bücher auf den Schreibtisch, sagt ihnen, die müssen sie lesen, damit sie’s ›Geschäft‹ lernen, und nach ungefähr einer Woche geht er dann

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