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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Teppich und stellte sein Champagnerglas mit gemessener Bewegung auf den Schreibtisch. Er setzte sich in den hochlehnigen Sessel dahinter und wies mit einer Kopfbewegung auf den Clubsessel. »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Inspector. Und Sie natürlich auch, Constable.« Als sie der Aufforderung gefolgt waren, sagte er: »Ich habe keine Zeitung gelesen. Würden Sie mir bitte sagen, was ihr zugestoßen ist?«
    Die Frage war im Tonfall eines Mannes gestellt, der es gewöhnt war, das Kommando zu führen. Doch Lynley wollte ihn von vornherein wissen lassen, wer in diesem Fall die Richtung des Gesprächs bestimmen würde, und sagte deshalb ruhig: »Sie kannten Nicola Maiden also.«
    Beattie faltete seine Hände auf dem Schreibtisch. An zwei seiner Finger waren die Nägel schwarz verfärbt, von einem Pilz deformiert, der offenbar darunter wucherte. Lynley fand das verwunderlich bei einem Arzt und fragte sich, warum Beattie nichts gegen die Erkrankung tat.
    »Ja, ich habe Nicola Maiden gekannt«, sagte Beattie.
    »Welcher Art war Ihre Beziehung?«
    In den Augen hinter der goldgeränderten Brille flackerte Argwohn. »Verdächtigen Sie mich etwa, sie ermordet zu haben?«
    »Jeder, der sie kannte, ist verdächtig.« »Dienstag abend, sagten Sie?« »Richtig.«
»Dienstag abend war ich hier.«
    »Hier im Haus?«
    »Nein, das nicht. Aber hier in London. In meinem Club in St. James’s. Soll ich für eine Bestätigung meiner Aussage Sorge tragen, Inspector?«
    »Erzählen Sie uns etwas über Nicola Maiden«, erwiderte Lynley. »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    Beattie griff nach seinem Champagner und trank. Um Zeit zu gewinnen, um seine Nerven zu beruhigen, um einen plötzlichen Durst zu stillen. Es war nicht zu erkennen. »Am Morgen des Tages, bevor sie nach Derbyshire abgereist ist.«
    »Das wäre also im vergangenen Juni gewesen?« fragte Nkata. Und als Beattie nickte, fügte Nkata hinzu: »In Islington?«
    »Islington?« Beattie runzelte die Stirn. »Nein. Hier. Sie war hier. Sie ist immer hierher gekommen, wenn ich ... wenn ich sie gebraucht habe.«
    »Ihre Beziehung war also sexueller Natur«, sagte Lynley. »Sie waren einer ihrer Kunden.«
    Beattie wandte sich von Lynley ab und blickte zum Kaminsims mit seiner Überfülle an Familienfotos. »Ich denke, Sie wissen die Antwort auf diese Frage. Sie hätten kaum einen Samstag abend für Ihren Besuch gewählt, wenn Ihnen nicht bereits genau bekannt wäre, welche Rolle ich in Nikkis Leben gespielt habe. Gut, ja, ich war einer ihrer Kunden, wenn Sie es so nennen wollen.«
    »Wie würden Sie es denn nennen?«
    »Zwischen uns bestand eine Vereinbarung zum beiderseitigen Nutzen. Sie stellte mir ihre Dienste zur Verfügung. Ich bezahlte sie großzügig dafür.«
    »Sie sind ein prominenter Mann«, sagte Lynley. »Sie sind erfolgreich in Ihrem Beruf, Sie haben Frau und Kinder, Enkelkinder, Sie besitzen all das äußere Drum und Dran eines glücklichen Lebens.«
    »Auch das innere«, erklärte Beattie. »Es ist ein glückliches Leben. Warum also sollte ich es durch eine Liaison mit einer Prostituierten aufs Spiel setzen? Das ist es doch, was Sie wissen wollen, nicht wahr? Aber sehen Sie, Inspector Lynley, genau das ist der springende Punkt. Nikki war in keiner Hinsicht gewöhnlich.«
    Irgendwo im Haus begann jemand furios und sehr gekonnt auf einem Klavier zu spielen. Es klang nach Chopin. Die wilden Klänge brachen unter lautem Protestgeschrei unvermittelt ab, und es folgte, begleitet von mehrstimmigem ausgelassenem Gesang, eine flotte Cole-Porter-Melodie. »Call me irresponsible, call me unreliable«, grölte, lachte, schmetterte die Gruppe. »But it’s undeniably true ...« Allgemeines Gelächter und Hurrageschrei beschloß den Gesang: die glückliche Familie beim Feiern.
    »Ja, das höre ich immer wieder«, bestätigte Lynley. »Sie sind nicht der erste, der darauf hinweist, daß sie eine ungewöhnliche Frau war. Aber eigentlich interessiert mich die Frage, warum Sie bereit waren, für so eine Affäre alles zu riskieren –«
    »Es war keine Affäre.«
    »Dann eben ein Arrangement. Warum Sie bereit waren, dafür alles zu riskieren, interessiert mich im Grunde nicht. Mich interessiert mehr, wie weit Sie gehen würden, um das, was Sie besitzen – dieses glückliche Leben mit allem Drum und Dran – vor Zerstörung zu bewahren, wenn es in irgendeiner Weise bedroht wäre.«
    »Bedroht?« Beattie gab sich ein bißchen zu perplex, als daß Lynley die Reaktion für echt gehalten

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