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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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würden«, erklärte Chloe.
    »Worin sie bestehen würden, und was sie als Entgelt dafür bekommen würde.«
    »Chloe und ich haben beide Gespräche mit ihr gemeinsam geführt«, bemerkte Sir Adrian. »Sie sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, daß ich mich von ihr mit dieser Liaison womöglich unter Druck setzen lassen würde, um meiner Frau Schmerz zu ersparen.«
    »Denn es war ja nichts Schmerzliches«, sagte Chloe. »Jedenfalls nicht für mich.«
    »Würdest du den beiden Herren das Kabinett zeigen, Darling?« fragte Sir Adrian seine Frau. »Ich laufe rasch hinunter zu den Kindern und sage ihnen, daß wir bald wieder dasein werden.«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Bitte, kommen Sie mit, meine Herren.« Und mit der gleichen anmutigen Würde, mit der sie sich niedergesetzt hatte, stand sie auf und führte sie zwei Treppen höher, während Sir Adrian davoneilte, um die Geburtstagsgesellschaft zu vertrösten, die ironischerweise gerade aus vollem Halse »I get no kick from champagne« sang.
    In der obersten Etage des Hauses angekommen, trat Lady Beattie zu einem alten Wäscheschrank in dem schmalen Korridor und holte aus seinen Tiefen einen Schlüssel, mit dem sie eine Tür aufsperrte. Sie ging den beiden Polizeibeamten voraus in den darunterliegenden Raum und schaltete gedämpftes Licht ein.
    »Wissen Sie, anfangs wollte er nur einfache Züchtigungen«, erklärte sie. »Diese Wünsche konnte ich ihm erfüllen, wenn ich sie auch, offengestanden, etwas seltsam fand. Schläge mit dem Lineal auf die Handflächen, ein paar kräftige Klapse aufs Hinterteil, Hiebe mit dem Riemen auf die Waden. Aber nach einigen Jahren wollte er mehr, und als es soweit kam, daß ich nicht mehr die Kraft hatte ... aber, das hat er Ihnen ja bereits erklärt, nicht wahr. Wie dem auch sei, hier fanden die Sitzungen der beiden statt – auch unsere, als meine Kraft noch reichte.«
    Das Kabinett, wie sie es genannt hatten, war aus mehreren ehemaligen Gesinderäumen entstanden. Die Beatties hatten Zwischenwände herausreißen lassen, die verbleibenden Wände polstern und eine Belüftungsanlage installieren lassen, die den Gebrauch von Fenstern – deren Läden sicherheitshalber fest geschlossen waren – überflüssig machte, und auf diese Weise eine Phantasiewelt erschaffen, die Schulzimmer, Operationssaal, Verlies und mittelalterliche Folterkammer in sich vereinigte. Lady Beattie öffnete einen der Schränke, die unter der Dachschräge eingebaut waren, um ihnen die verschiedensten Kostüme und Züchtigungsinstrumente zu zeigen, die sie – und später Nicola Maiden – benutzt hatten, um Sir Adrians Gelüste zu befriedigen.
    Jetzt war klar, warum Nicola Maiden bei ihren Besuchen in diesem Haus nichts anderes mitgebracht hatte als ihre Bereitschaft, Sir Adrian dienlich zu sein, und ihre Erwartung, gut dafür bezahlt zu werden: Was dort an Kostümen in den Schränken hing, reichte von der schweren wallenden Nonnentracht bis zur Uniform der Gefängniswärterin, komplett mit Schlagstock. Es gab natürlich auch das etwas konventionellere Zubehör für SM-Spiele: Lackfähnchen in Rot oder Schwarz, Lederbodys und Masken, hochhackige Stiefel. Und das Sortiment an Züchtigungswerkzeugen, so ordentlich aufgereiht wie unten im Arbeitszimmer die antiken medizinischen Instrumente, war eine weitere Erklärung dafür, weshalb Nicola Maiden mit leichtem Gepäck hatte reisen können. Alles, was für Züchtigung, Schmerz und Erniedrigung nötig war, war hier gesammelt und gehortet worden.
    Lynley hatte schon oft gedacht, daß er nach so vielen Jahren bei der Polizei eigentlich alles gesehen haben müßte. Und dennoch stieß er immer wieder auf Dinge, die er niemals für möglich gehalten hätte. In diesem Fall war es weniger diese Folterkammer im Hause der Beatties, die ihm den Atem verschlug. Sondern die Einstellung des Paares dazu, insbesondere die der Ehefrau. Chloe Beattie verhielt sich gerade so, als führte sie ihnen ihre neue Einbauküche vor.
    Sie schien sich dessen selbst bewußt zu sein. Während sie von ihrem Platz an der Tür Lynley beobachtete und Nkata, dessen Gesichtsausdruck deutlich erkennen ließ, daß seine Phantasie ihn angesichts der Kostüme und Geräte mit einem Kaleidoskop von Bildern belieferte, sagte sie leise: »Ich hätte das hier nicht zugelassen, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Eigentlich erwartet man eine konventionelle Ehe. Aber wenn man einen Menschen liebt, muß man eben gelegentlich Kompromisse schließen. Und nachdem

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