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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Boltons an der Tagesordnung, der sie womöglich noch Vorschub leistete, wenn sie die Haustür länger als nötig offenhielt.
    Nein, erklärte Lynley, ihr Besuch habe nichts mit irgendwelchen Vorkommnissen im Viertel zu tun, sie seien hier, um mit Sir Adrian zu sprechen.
    »Ach so, ich verstehe«, sagte Margaret Beattie unsicher und bat sie ins Haus. Wenn sie so freundlich sein wollten, im Arbeitszimmer ihres Vaters im oberen Stockwerk zu warten, würde sie ihn gleich holen. »Ich hoffe, Sie müssen ihn nicht allzu lange in Anspruch nehmen«, bemerkte sie mit der Art von liebenswürdig lächelndem Nachdruck, den die wohlerzogene Dame stets anwendet, um durchblicken zu lassen, was sie will, ohne es direkt zu sagen. »Molly ist seine Lieblingsenkelin, und er hat ihr versprochen, daß er heute den ganzen Abend für sie da ist. Er muß ihr ein ganzes Kapitel aus Peter Pan vorlesen. Das hat sie sich von ihm zum Geburtstag gewünscht. Bemerkenswert, finden Sie nicht auch?«
    »Absolut.«
    Margaret Beattie nickte strahlend, führte sie zum Arbeitszimmer und ging davon, um ihren Vater zu holen.
    Sir Adrians Arbeitszimmer befand sich in der ersten Etage des Hauses, ein großer Raum mit burgunderroten Clubsesseln, einem dunkelgrünen Spannteppich und hohen Regalen voller Bücher, vom medizinischen Fachtext bis zum leichten Roman – ein Raum, der stummes Zeugnis ablegte von den beiden unterschiedlichen Aspekten von Sir Adrians Leben. Der berufliche Bereich war vertreten durch Plaketten, Zeugnisse, Urkunden und eine Vielfalt von Sammlerstücken, die sich auf seine tägliche Arbeit bezogen und vom antiken medizinischen Instrument bis zur jahrhundertealten Darstellung des menschlichen Herzens reichte. Den persönlichen Bereich repräsentierten Dutzende von Fotografien. Sie standen überall – auf dem Kaminsims, auf den Bücherregalen, wie zur Parade aufgereiht auf dem Schreibtisch – und alle zeigten sie die Familie des berühmten Arztes im Verlauf der Jahre. Lynley nahm eines der Bilder zur Hand und betrachtete es, während Nkata sich die alten Instrumente ansah, die wohlgeordnet auf einer niedrigen Vitrine lagen.
    Auf dem Foto, das Lynley in der Hand hielt, zeigte sich Beattie im Kreis seiner Kinder und deren Ehepartner, ein stolzer pater familias an der Seite seiner Frau, umgeben von elf Enkelkindern. Die Aufnahme war anläßlich eines Weihnachtsfestes gemacht worden, jedes der Kinder hielt ein Geschenk im Arm, und Beattie selbst war als Weihnachtsmann ohne Bart kostümiert. Lauter fröhliche Mienen, dachte Lynley und fragte sich, was diese Menschen wohl für Gesichter machen würden, sollte Sir Adrians Liaison mit einer Domina ans Licht kommen.
    »Inspector Lynley?«
    Beim Klang der angenehmen Tenorstimme drehte Lynley sich herum. Sie hätte zu einem jüngeren Mann gepaßt, aber sie gehörte dem rundlichen Chirurgen selbst, der mit einer Kapitänsmütze aus Pappe auf dem Kopf und einem Champagnerkelch in der Hand an der Tür stand.
    »Wir wollten gerade auf unsere kleine Molly anstoßen«, sagte Sir Adrian. »Sie kann es kaum erwarten, ihre Geschenke auszupacken. Hat diese Angelegenheit nicht noch eine Stunde Zeit?«
    »Leider nicht.« Lynley stellte die gerahmte Fotografie wieder an ihren Platz und machte den Arzt mit Nkata bekannt, der sogleich in seine Jackentasche griff, um Buch und Stift herauszuziehen.
    Beattie beobachtete die Geste einigermaßen konsterniert. Er trat ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich. »Ist das ein dienstlicher Besuch? Ist etwas passiert? Meiner Familie ...« Er brach ab und blickte zur Tür zurück. Schlimme Nachrichten in bezug auf ein Mitglied seiner Familie konnten nicht der Anlaß dieses Besuchs sein. Seine Familie war ja vollzählig unter seinem Dach versammelt.
    »Am Dienstag abend wurde in Derbyshire eine junge Frau namens Nicola Maiden ermordet«, erklärte Lynley.
    Beattie stand ganz still da, ein reglos Wartender. Sein Blick war auf Lynley gerichtet. Seine Chirurgenhände – die Hände eines alten Mannes, die noch so beweglich schienen wie die eines weitaus Jüngeren – zitterten weder noch umfaßten sie das Glas fester. Einmal schweifte Beatties Blick kurz zu Nkata und dem kleinen ledergebundenen Buch in der Hand des Constable, dann kehrte er zu Lynley zurück.
    Lynley sagte: »Sie haben Nicola Maiden gekannt, nicht wahr, Sir Adrian? Wenn auch nur unter dem Namen, den sie beruflich gebrauchte: Nikki, heiß und verlockend.«
    Beattie schritt langsam über den dunkelgrünen

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