Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Licht der Deckenbeleuchtung lag hell auf dem Gesicht des Mannes, und die vier frischen, blutroten Kratzer auf der einen Wange sagten genug.
    Lynley drängte Reeve rückwärts ins Vestibül des Hauses. Er stieß ihn grob gegen die Wand – kein Problem, da der Zuhälter so viel kleiner war, als Lynley erwartet hatte – und hielt ihn dort fest, eine Wange gegen die dezent gestreifte Tapete gedrückt.
    »Hey!« protestierte Reeve. »Was zum Teufel bilden Sie sich ein –«
    »Ich möchte alles über Vi Nevin wissen«, sagte Lynley scharf Und verdrehte ihm den Arm noch ein bißchen stärker. Reeve heulte auf. »Sie können mich mal!«
    Lynley preßte ihn mit aller Kraft gegen die Wand und riß ihm den Arm mit einem schmerzhaften Ruck hoch. Dicht an Reeves Ohr sagte er: »Ich möchte wissen, was Sie heute nachmittag und heute abend getan haben, Mr. Reeve. Bis ins letzte Detail. Ich bin ziemlich erledigt, und ich brauche eine hübsche kleine Geschichte, bevor ich zu Bett gehe. Also, erzählen Sie mir eine, seien Sie so nett.«
    »Hören Sie auf mit dem Scheiß! Sie sind ja verrückt geworden.«
    Reeve drehte den Kopf zur Treppe. Er schrie, »Trish – Tricia – Trish! Ruf die Bullen an.«
    »Cleverer Trick«, sagte Lynley, »wird aber leider nicht funktionieren. Außerdem sind die Bullen schon da. Kommen Sie, Mr. Reeve. Reden wir hier drinnen miteinander.«
    Er schob den Mann vor sich her in das Empfangsbüro. Dort stieß er Reeve grob in einen Sessel und machte Licht.
    »Ich kann nur hoffen, daß Sie hierfür einen gußeisernen Grund haben«, knirschte Reeve. »Wenn nicht, dann strenge ich einen Prozeß gegen Sie an, der sich gewaschen hat.«
    »Ersparen Sie mir die Drohungen«, versetzte Lynley. »So was zieht vielleicht in Amerika, aber hier kriegen Sie damit nicht einmal eine Tasse Kaffee.«
    Reeve rieb sich den Arm. »Das werden wir ja noch sehen.«
    »Ich kann es kaum erwarten. Also, wo waren Sie heute nachmittag? Und heute abend? Woher haben Sie die Kratzwunden im Gesicht?«
    »Was?« rief Reeve in ungläubigem Ton. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich Ihnen diese Fragen tatsächlich beantworte.«
    »Wenn Sie nicht wollen, daß Ihnen die Sittenpolizei den Laden hier schließt, wird Ihnen wohl nichts anderes übrigbleiben, als mir Auskunft zu geben. Und stellen Sie meine Geduld lieber nicht auf die Probe, Mr. Reeve. Ich habe einen langen Tag hinter mir, und wenn ich müde bin, ist mit mir nicht gut Kirschen essen.«
    »Scheiß auf Sie!« Reeve drehte sich zur Tür und schrie wieder:
    »Tricia! Mach, daß du hier runterkommst! Ruf Polmanteer an. Ich zahl dem Kerl doch nicht Riesenhonorare, damit er –« Lynley riß einen schweren Aschenbecher vom Empfangstisch und schleuderte ihn auf Reeve. Das massive Ding flog knapp an seinem Kopf vorbei und krachte in einen Spiegel, der in tausend Scherben zersprang.
    »Sind sie verrückt geworden!« brüllte Reeve. »Was zum Teufel –«
    »Nachmittag und Abend. Reden Sie. Sofort.«
    Als Reeve nichts sagte, stürzte Lynley sich auf ihn, packte ihn beim Kragen seiner Pyjamajacke, drückte ihn tief in den Sessel und drehte den Kragen zusammen, bis er Reeve den Hals einschnürte. »Ich möchte wissen, wer Ihnen das Gesicht zerkratzt hat, Mr. Reeve. Und warum.«
    Reeve röchelte. Lynley empfand den erstickten Laut als äußerst befriedigend.
    »Werden Sie jetzt reden, oder soll ich die Leerstellen selbst ausfüllen? Die Protagonisten kenne ich ja bereits.« Und mit jedem Namen, den er aussprach, drehte er den Kragen noch ein wenig fester zu. »Vi Nevin. Nicola Maiden. Terry Cole. Und auch Shelly Platt, wenn wir’s ganz genau nehmen.«
    Reeve schnappte krampfhaft nach Luft. »Sind ja ... über ... geschnappt!« Er krallte die Finger in seinen Pyjamakragen.
    Lynley riß ihn nach vorn und ließ ihn los. »Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Ich denke, ein Anruf beim zuständigen Revier wäre keine schlechte Idee. Ein paar Nächte in einer Zelle werden Sie schon gesprächig machen.«
    »Vergessen Sie’s, Mann. Ich kenne genug Leute, die –«
    »Das bezweifle ich nicht. Sie kennen wahrscheinlich Leute von hier bis nach Istanbul, und sicherlich würde jeder von Ihnen für Sie in die Bresche springen, wenn man Ihnen nichts weiter zur Last legte als ein bißchen Zuhälterei; aber Sie werden feststellen, daß Gewalt gegen Frauen bei Leuten, die bekannte Persönlichkeiten sind und einen Ruf zu verlieren haben, nicht so gut ankommt. Die hätten nämlich einiges von der Presse zu

Weitere Kostenlose Bücher