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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fürchten, wenn herauskäme, daß sie Ihnen zu Hilfe gekommen sind. Sie werden es schon für heikel genug halten, Ihnen aus der Patsche zu helfen, wenn ich Sie wegen Zuhälterei festgenommen habe. Noch mehr von ihnen zu erwarten ... so unklug sollten Sie lieber nicht sein, Mr. Reeve. So, und jetzt beantworten Sie mir meine Frage. Was sind das für Verletzungen in Ihrem Gesicht?«
    Reeve schwieg, aber Lynley sah an dem Ausdruck auf seinem Gesicht, wie angestrengt er überlegte. Wahrscheinlich versuchte er einzuschätzen, was die Polizei an Fakten gegen ihn in der Hand hatte. Er hatte lange genug am Rand des Gesetzes balanciert, um sich einiges an Kenntnissen über die auf ihn anwendbaren Gesetze zu erwerben. Er wußte zweifellos, daß Lynley, hätte er irgend etwas Stichhaltiges vorweisen können – einen Augenzeugen zum Beispiel oder eine schriftliche Aussage seines Opfers –, ihn auf der Stelle festgenommen hätte. Er wußte aber sicherlich auch, daß gesetzliche Gratwanderer wie er weniger Spielraum hatten, wenn es brenzlig wurde.
    »Also gut«, sagte Reeve. »Das war Tricia. Sie ist auf Heroin. Ich war bei zwei von meinen Mädchen, die in ihrer Arbeit nachgelassen haben, und als ich nach Hause kam, war Tricia völlig dicht. Da hab ich durchgedreht. Mein Gott! Ich dachte, sie wär tot. Ich bin handgreiflich geworden, ich hab sie geschlagen, halb aus Angst und halb aus Wut. Aber sie war gar nicht so hinüber, wie ich gedacht hatte. Sie hat zurückgeschlagen.«
    Lynley glaubte ihm kein einziges Wort. Er sagte: »Sie wollen mir weismachen, daß Ihre Frau – im Drogenrausch – Ihnen diese Kratzer im Gesicht beigebracht hat?«
    »Sie lag oben, völlig weggetreten, schlimmer als seit Monaten. Das hatte mir gerade noch gefehlt nach dem Ärger mit den Mädchen und ihren Problemen. Ich kann nicht für alle der Daddy sein. Na ja, und da ist mir eben der Gaul durchgegangen, wie ich schon sagte.«
    »Was für Probleme?«
»Was?«
»Ich will wissen, was die Mädchen für Probleme haben.«
    Reeve richtete seinen Blick auf den Empfangstisch und die dort ausgelegten Werbebroschüren für MKR. »Ich weiß, daß Sie über unsere Geschäfte Bescheid wissen. Aber Sie haben wahrscheinlich keine Ahnung, welche Mühe ich mir mache, um die Mädchen bei Gesundheit zu halten. Alle vier Monate Blutuntersuchungen, Drogentests, Vorsorge, ausgewogene Diät, körperliche Bewegung ...«
    »Tja, das geht ganz schön ins Geld«, bemerkte Lynley trocken.
    »Spotten Sie nur. Es ist mir egal, was Sie denken. Das ist ein Dienstleistungsgewerbe, und wenn der eine diese Leistungen nicht anbietet, tut’s ein anderer. Ich brauche mich für nichts zu rechtfertigen. Ich stelle saubere, gesunde, gebildete Mädchen in einem gepflegten Ambiente zur Verfügung. Jeder Mann, der unsere Dienste in Anspruch nimmt, kommt voll auf seine Kosten und muß nicht fürchten, irgendeine Krankheit in die heimische Tretmühle einzuschleppen. Und das ist der Grund, weshalb ich schon auf hundertachtzig war, als ich nach Hause kam: zwei Mädchen mit Problemen.«
    »Sie sind krank?«
    »Chlamydien. Ich war stocksauer. Und als ich dann Tricia gesehen hab, ist mir der Kragen geplatzt. Das war alles. Wenn Sie die Namen und Adressen der Mädchen wollen, geb ich Ihnen die gern.«
    Lynley musterte ihn scharf und überlegte, ob der Mann ein kalkuliertes Risiko einging, oder ob seine Geschichte stimmte und es tatsächlich reiner Zufall war, daß sein Gesicht genau an dem Abend, an dem Vi Nevin überfallen worden war, Spuren eines Kampfes trug. Er sagte: »Dann holen wir doch Mrs. Reeve herunter, damit sie uns ihre Version der Geschichte erzählen kann.«
    »Jetzt hören Sie aber auf! Sie schläft.«
    »Das schien Sie aber eben gar nicht zu stören, als Sie sie mit ziemlich kräftiger Stimme aufgefordert haben, die Polizei anzurufen. Und Polmanteer – das ist wohl Ihr Anwalt? Wir können ihn immer noch anrufen, wenn Sie möchten.«
    Reeve starrte Lynley mit einem Ausdruck an, der deutlich seine Wut und seine Abneigung verriet. Schließlich sagte er: »Gut, ich hole sie.«
    »Nicht allein.« Keinesfalls wollte Lynley Reeve Gelegenheit geben, seine Frau mit oder ohne Gewalt dazu zu bringen, seine Geschichte zu bestätigen.
    »Na schön. Dann kommen Sie mit.«
    Reeve ging Lynley voraus die Treppen hinauf in den zweiten Stock. In einem Schlafzimmer mit Blick zur Straße trat er an ein Bett von der Größe einer Spielwiese und knipste die Nachttischlampe an. Das Licht fiel auf seine Frau.

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